Trotz drohender Abstiegsspiele DEB-Team mit Motto "Alles halb so wild"

Prag · Nach dem Wirbel um die Kritik von Stürmer Thomas Oppenheimer haben sich im Eishockey-Nationalteam die Wogen wieder geglättet.

Deutschland verliert knapp gegen die Schweiz
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Abstiegsangst? Wird verdrängt. Unstimmigkeiten? Werden geleugnet. Nachdem sich im WM-Team der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft durch das "Oppigate" erste Risse aufgetan hatten, waren Spieler, Trainer und Funktionäre sichtlich bemüht, diese wieder zu kitten. Nach dem Motto "Alles halb so wild" sehen sie auch ihre sportlichen Ziele noch nicht gefährdet. Statt sich mental voll auf einen drohenden Abstiegskampf einzustellen, träumt die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) in Tschechien weiter vom WM-Viertelfinale.

"Ich schaue immer nach vorne. Wir dürfen nicht in Panik verfallen, sondern müssen die Ruhe bewahren. Vielleicht eröffnen sich noch große Möglichkeiten für uns", sagte DEB-Präsident Franz Reindl vor dem sehr schweren Spiel am Donnerstag gegen Titelanwärter Schweden. Realistischer sind jedoch Abstiegs-Entscheidungsspiele am Freitag (20.15 Uhr/Sport1) gegen Lettland und am kommenden Montag gegen Österreich.

"Abstiegs-Endspiele braucht keiner", sagte Stürmer Patrick Reimer, der das Erreichen der K.o.-Runde ebenfalls für möglich hält: "Wenn wir selber nicht dran glauben, dann brauchen wir nicht anzutreten."

Diese Haltung kann gefährlich werden. Denn zumindest die Offensivleistung der Mannschaft von Bundestrainer Pat Cortina war bis zum Spiel gegen Schweden mit zwei mickrigen Toren die eines Absteigers. Im Frust über das eklatant schwache Überzahlspiel hatte sich Thomas Oppenheimer nach dem 0:1 gegen die Schweiz in einem TV-Interview darüber beschwert, dass bei der WM ein anderes Powerplay gespielt werde als in den vier Wochen der Vorbereitung zuvor. Teamkollege Moritz Müller sprach danach scherzhaft vom "Oppigate".

Einen Tag später wollte der Hamburger Stürmer das aber auf keinen Fall als Kritik an den erst kurz vor WM-Start dazugestoßenen Mannheimer Meisterspielern und ihren Coach Geoff Ward, der bei der WM als Co-Trainer auftritt und die Überzahlspiele verantwortet, verstanden wissen. "Ich wollte auf keinen Fall jemanden angreifen", sagte Oppenheimer: "Ich wollte sagen, dass es menschlich ist, wenn es nicht auf Anhieb klappt."

Innerhalb der Mannschaft wird Oppenheimers Kritik als Missverständnis interpretiert. "Er hat zu mir gesagt: Es ist Wahnsinn, wenn man etwas sagt und nur ein bisschen Interpretationsspielraum lässt, dass dann sofort die Kirmes eröffnet ist", äußerte der Mannheimer Kai Hospelt.

Auch Reimer trägt seinem Teamkollegen nichts nach. "Es ist nicht so, dass wir uns streiten würden. Wir haben eher gewitzelt über die Aussage", sagte der Nürnberger Angreifer: "Vielleicht war es sogar gut, dass er etwas gesagt hat. Vielleicht haben wir jetzt ein Gespräch, dass wir tatsächlich alle wieder in eine Richtung gehen und wissen, was wir machen."

Eine schlechte Stimmung im Team bestritten die Spieler vehement. "Es ist an den Haaren herbeigezogen, dass es bei uns irgendwie kriselt", sagte Torhüter Dennis Endras. Menschlich dürfte das stimmen, doch sportlich bestehen weiterhin Zweifel.

(sid)
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