Düsseldorfer EG "Dieses Drehbuch hätte jeder Produzent abgelehnt - zu kitschig"

Düsseldorf · Das Sorgenkind der Deutschen Eishockey Liga steht im Halbfinale und ist der Champions-League ganz nahe.

DEG gegen Hamburg: eine dramatische Serie in Bildern
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Im Sport gibt es sie hin und wieder - diese Geschichte eines Aufstiegs, der wie ein Märchen anmutet, diese Geschichte "Vom Tellerwäscher zum Millionär". Ein Kapitel schreibt gerade die Düsseldorfer Eislauf-Gemeinschaft (DEG). Zwei Jahre lang war sie das Schlusslicht der Deutschen Eishockey Liga (DEL), sportlich am Boden, wirtschaftlich am Ende. Nach der Erhöhung des Mannschaftsetats um zwanzig Prozent durch die beiden Gesellschafter Mikhail Ponomarev und Peter Hoberg hatten Experten dem Team zugetraut, die rote Laterne weiter zu reichen; Optimisten hatten sogar Platz zehn im 14er-Feld angepeilt. Doch die DEG wurde Fünfter und war damit die Überraschungsmannschaft der Saison. Jetzt hat sie in der Viertelfinalseie bei den Hamburg Freezers das entscheidende siebte Spiel mit 2:1 gewonnen und trifft im Halbfinale auf Meister Ingolstadt.

"Dieses Drehbuch hätte jeder Filmproduzent abgelehnt - zu kitschig", meinte Trainer Christof Kreutzer nach dem Sieg an der Elbe. An dem Drehbuch hat Kreutzer kräftig mitgeschrieben, seinem persönlichen Drehbuch ein weiteres, wundersames Kapitel hinzugefügt. Der 47-Jährige wuchs quasi im Eisstadion an der Brehmstraße auf, wo seine Eltern damals das Sportrestaurant betrieben. Der Sprung in die erste Mannschaft war dem Verteidiger zunächst versagt, so dass er in Solingen und Ratingen spielte. Als ihn die DEG dann zurückholte, wurde er fünf Mal mit dem Klub Meister.

Es scheint, als werde Christof Kreutzer anfangs oft unterschätzt, als müsse er sich die Anerkennung erst verdienen. Als die Gesellschafter ihn vor einem Jahr zum Cheftrainer beförderten, gab es nicht wenige, die bezweifelten, dass er dieses Amt ausfüllen könne. Dass der Trainer-Novize mit der Mannschaft allerdings derart durchstarten würde, konnte niemand ahnen - nicht einmal er selbst. "Wer mir das vor der Saison prognostiziert hätte, den hätte ich zu unserem Neurologen auf die Couch geschickt", gesteht der Coach.

Sein Bruder Daniel verfügt über mehr Talent und ist mit über 250 Treffern Rekordtorschütze der DEL, aber er ist noch nie deutscher Meister geworden. "Noch nicht", fügt er hinzu. Das klingt selbstbewusst und zielorientiert, in den Ohren der Gegner wie eine Drohung. Und nach dem erfolgsgeheimnis seines Bruders gefragt, antwortet der Mannschaftskapitän: "Er ist sehr, sehr positiv."

Tatsächlich hat die Mannschaft in dieser Saison einige Nackenschläge wegstecken müssen. Zum Saisonauftakt eine 0:7-Niederlage in Wolfsburg, die schweren Verletzungen der Leistungsträger Tim Conboy und Bobby Goepfert, die Dopingsperre des Scorerkönigs Michael Davies, Rückschläge im Viertelfinale gegen Hamburg. Trainer Christof Kreutzer hat stets "Lösungen gefunden", wie er sagt. Gestern hat er mit seinem Co-Trainer Tobias Abstreiter den kommenden Gegner Ingolstadt per Video studiert, um für das Halbfinale gerüstet zu sein.

Dabei geht es aber nicht nur um den Einzug ins Finale, sondern auch um die mögliche Qualifikation zur Champions-League. Schneidet die DEG besser ab als Wolfsburg, so ist sie als bestes Team qualifiziert, weil Mannheim und Ingolstadt Gründungsmitglieder sind.

(RP)
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