Düsseldorfer EG Marcel Brandts Platz ist in der Abwehr

Mettmann · Tim Conboy ist ein Typ. Er geht keiner Konfrontation auf dem Eis aus dem Weg, belässt es nicht bei verbalen Scharmützeln, sondern regelt so manch eine Auseinandersetzung handfest. Er hat nicht nur die meisten Tattoos aller DEG-Spieler, sondern auch die meisten weiblichen Fans.

 Marcel Brandt (am Puck) besticht durch Zweikampfstärke und gehört zu den Leistungsträgern der DEG.

Marcel Brandt (am Puck) besticht durch Zweikampfstärke und gehört zu den Leistungsträgern der DEG.

Foto: Birgit Häfner

Mitte des zweiten Drittels beim Testspiel in Bad Nauheim (7:3) suchte der 34 Jahre alte Amerikaner die Kabine auf, weil er vom Puck im Gesicht getroffen worden war. Nach dem Spiel zeigt er am Bus nicht nur den Cut, sondern auch die Zahnlücke. "It was a fake", sagt er mit einem leicht gequälten Lächeln. Was er so nett als Schwindel oder Vortäuschen falscher Tatsachen umschreibt, ist zahnmedizinisch eine Krone, die er bei dem Treffer verloren hat. Das ärgert ihn doppelt - wäre es im Kampf Mann gegen Mann gewesen, so hätte er sich schützen und auch wehren können, doch im Duell mit dem Puck war er natürlich chancenlos.

"So etwas ist natürlich ärgerlich, aber das passiert im Eishockey schon mal", sagte Trainer Christof Kreutzer, der große Stücke auf Tim Conboy hält, obwohl diesem der Ruf des Raufbolds vorauseilt. "Seine Präsenz auf dem Eis ist überragend. Es ist ganz wichtig, so einen Mann im Team zu haben. Aufgrund seines körperbetonten Spiels muss er auch viel einstecken, und manchmal versuchen die Gegner ihre Unterlegenheit mit nicht ganz sauberen Mitteln wettzumachen. Das kann Tim sich natürlich nicht gefallen lassen."

Der Ausfall von Conboy in Bad Nauheim hatte zur Folge, dass die DEG plötzlich nur noch fünf Verteidiger hatte, da Stephan Daschner, kurz zuvor von der Nationalmannschaft aus Riga zurückgekehrt, nicht mit in den Kurort gefahren war. Kreutzer löste das Problem schnell, indem er Marcel Brandt im Mitteldrittel aus dem Sturm in die Abwehr beorderte. Und der Trainer war mit dieser Umstellung überaus zufrieden. Mehr noch, sie bestärkte ihn in einer nicht ganz unwesentlichen Erkenntnis: "Ich sehe Marcel eher als Verteidiger."

Das ist durchaus von größerer Bedeutung, denn Brandt war vor einem Jahr als Stürmer aus Bayern an den Rhein gekommen. Doch bereits in der Vorsaison war er in der Verteidigung zum Einsatz gekommen, als Daschner wegen einer Handverletzung langfristig ausfiel. Brandt löste die Aufgabe derart gut, dass er im April sogar dem WM-Kader der Nationalmannschaft angehörte und sein erstes Länderspieltor erzielte. Wegen gerissener Bänder in der Hüfte platzte sein WM-Traum jedoch. Zum Sommertraining kam er noch an Krücken in die Leichtathletikhalle. Inzwischen ist er wieder fit.

(ths)
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