DEG-Geschäftsführer Specht "DEG gibt ihren Namen nicht mehr her"

Düsseldorf · Der Geschäftsführer der DEG Eishockey GmbH, Paul Specht, spricht über die Potenziale des Vereins und seinen Fünf-Jahres-Plan: mehr Geld für die Mannschaft, mehr Zuschauer und mehr Sponsoren.

 Paul Specht (36) ist seit August 2015 der alleinige Geschäftsführer der DEG Eishockey GmbH.

Paul Specht (36) ist seit August 2015 der alleinige Geschäftsführer der DEG Eishockey GmbH.

Foto: Andreas Bretz

Sie kamen als Unternehmensberater vor vier Jahren zur DEG und sind nun seit August alleiniger Geschäftsführer der DEG Eishockey GmbH. Ist Ihr alter Job nicht lukrativer?

Paul Specht Da kommt es auf die Kriterien an, die man anlegt. Für mich ist es ein Traum, in diesem Beruf zu arbeiten. Sportmanager werden wollte ich, seitdem ich vier Jahre alt war. Meine Eltern haben mich auf diesem Weg sehr unterstützt und mir zur bestandenen Prüfung eine kleine Skulptur mit dem Namen "Wer wagt, gewinnt" geschenkt. Sie passt zum Sport und zu mir - und hat bei mir einen Ehrenplatz.

Sie sind aber auch Fußball-Fan.

Specht Fußball ist in Deutschland mit Abstand Sportart Nummer eins, da bleibt diese Orientierung zunächst nicht aus. Ich gebe auch zu, in Berlin aufgewachsen und Mitglied von Hertha BSC zu sein, obgleich das in Düsseldorf nicht gerade populär ist. Ich bin aber auch Mitglied der DEG.

Wann kamen Sie zur DEG?

Specht Ich arbeitete bei der Beratungsgesellschaft RölfsPartner, das Unternehmen hatte Borussia Dortmund saniert. Jochen Rölfs kannte meine Sportaffinität und hat mir da sehr viel Freiheit gegeben. Er war in Düsseldorf sehr gut vernetzt, und als ich am 19. Januar 2012 um 10 Uhr bei einem Kunden in Hildesheim saß, wurde ich angerufen. Ich solle rasch nach Düsseldorf kommen. Termin bei der DEG, ich solle Geschäftsführer Elmar Schmellenkamp beraten. Der Verein war damals ein Sanierungsfall, es war unklar, ob es die DEG in dieser Form weiter geben würde.

Damals hatte man sich von einem Haupt- und Namenssponsor abhängig gemacht, die Profis liefen als Metro Stars aufs Eis. War das ein Fehler?

Specht Wer sich in eine solche Abhängigkeit begibt, geht natürlich ein großes Risiko ein. Mit dem Ausstieg der Metro gingen auch andere Partner. Die DEG verlor 65 Prozent aller Umsätze. Ein Alptraum.

Würde der Verein sich noch einmal für einen Partner umbenennen?

Specht Ich glaube, das will hier niemand mehr. Die DEG ist die DEG, ein Mythos. Ein starker Verein, eine starke Marke mit viel Potenzial. Das war auch in der Krise zu spüren. Als die Toten Hosen das "Alles aus Liebe"-Trikot auflegten, um zu helfen, wollte ich das unbedingt haben. Viele andere auch, es ist mit mehreren tausend Stück das meistverkaufte Trikot des deutschen Eishockeys.

Mythos DEG ist auch Brehmstraße. Haben Sie dort Spiele miterlebt?

Specht Leider nicht, ich habe aber Spiele im Fernsehen gesehen. Über die tolle Atmosphäre ist mir viel erzählt worden. Ich kenne aber auch Berichte über unbequemes Sitzen mit Stange im Rücken und über die schlechte Toilettensituation. Es stimmt wohl auch nicht, dass die DEG immer ausverkauft war. Das war sie in den starken fünf Meisterjahren, aber im Meisterjahr 1996 schon nicht mehr. Die Zahlen gingen herunter. Und wer heute ein Spiel im Dome besucht, wird sehen: Wir sind hier inzwischen angekommen, auch die Stimmung ist sehr gut.

Aber Sie haben immer noch keinen Straßenbahnanschluss.

Specht Die Rheinbahn macht mit ihrem Shuttledienst einen sehr guten Job. Natürlich freuen wir uns jedoch, wenn die 701 hierhin verlängert wird, das dürfte noch einmal mehr Zuschauer bringen. Nach allem, was zu hören ist, geht es ja dieses Jahr mit den Arbeiten los. Aber wir verzeichnen auch jetzt eine Aufwärtstendenz. Wir waren zwei Mal Letzter, dann letzte Saison Fünfter, kamen ins Halbfinale und in die Champions League. Letzte Saison zählten wir im Schnitt 6300 Zuschauer pro Spiel, nun liegen wir bei 7750. Beim Derby gegen Köln waren wir nun mit 13.200 Besuchern ausverkauft, und das bereits eineinhalb Wochen vor dem Spiel. Das hatten wir hier im Dome noch nicht.

Wann stecken Sie sich wieder die ganz großen Ziele? Sie wissen: Das Düsseldorfer Publikum liebt den Erfolg.

Specht Ich weiß, dass hier sofort wieder von der Meisterschaft geträumt wird, das sollen die Fans auch tun. Wir wollen zunächst einmal die Play offs erreichen, dann werden die Karten neu gemischt. Alles, was jetzt an Zuwachs da ist, muss erneut mit sportlichen Leistungen belegt werden. Vergangene Saison hatten wir in den Play offs im Durchschnitt 10.800 Zuschauer, das ist eine tolle Entwicklung.

Wie sieht Ihre Fünf-Jahres-Strategie aus?

Specht Wir möchten den sportlichen Erfolg verstetigen, was ja auch vom Budget für die Mannschaft abhängt, das derzeit im Mittelfeld rangiert. Wir möchten die Zuschauerzahlen weiter steigern und mehr Sponsoren gewinnen, große und kleine - wir haben ja noch etwas Platz auf dem Trikot und im Dome ohnehin noch Werbemöglichkeiten.

Welche zusätzlichen Vermarktungsmöglichkeiten sehen Sie in den VIP-Bereichen und wie können Sie davon profitieren?

Specht Die Auslastung und der Verkauf der 624 Plätze im Business-Club läuft bereits besser. Seit Oktober dürfen wir auch die Logen mit vermarkten und erfahren hier großen Zuspruch.

Müssten Sie das Geschäft nicht komplett in der Hand haben und davon profitieren?

Specht Die DEG kann der Stadt für ihre vielfache Unterstützung nur dankbar sein. Ohne ihr Entgegenkommen gäbe es vielleicht kein Profi-Eishockey mehr in Düsseldorf.

Wie hoch sind die Einnahmen bei den Sponsoren und was ist Ihr Ziel?

Specht Aktuell sind es 1,5 Millionen Euro, wir streben eine Steigerung von bis zu 50 Prozent an.

Die DEG zahlt aktuell keine Miete im Dome. Das war bei Fortuna und der Arena ja ähnlich. Wann wird sich das ändern?

Specht Wir arbeiten intensiv daran, die wirtschaftliche Lage der Eishockey GmbH zu verbessern. Davon hängt dann alles Weitere ab.

Wo sehen Sie Zuschauerpotenzial?

Specht Wir gewinnen viel Publikum und Sponsoren aus der Region, vom Niederrhein bis ins Bergische, aber unsere Untersuchungen zeigen, dass es noch Wachstumsmöglichkeiten gibt, beispielsweise in den Bereichen Meerbusch, Neuss und Dormagen sowie in Leverkusen.

Wie stellen Sie das an?

Specht Die Kölner haben ein gutes Modell. Sie haben den Anspruch, dass jeder am Eishockey Interessierte einmal am Tag mit dem KEC in Kontakt kommen sollte. So müssen wir auch denken. Es geht um Sichtbarkeit und Emotion, wir werden ein Instrumentarium entwickeln. Die Aktion vor dem Derby, bei Ebay zwei Kölner Haie zu verkaufen, war ein gutes Beispiel für kreativ-witziges Marketing. Wir haben Walter Köberle, aber wir müssen weitere Legenden wie Otto Schneitberger und Didi Hegen mehr einbeziehen. Wenn die 701 zum Dome fährt und die Fans in der City einsteigen, hoffe ich, dass an Spieltagen vorn als Fahrtziel Dome oder "DEG im Dome" steht. Das ist dann ihre Bahn, die zu ihrem Verein fährt. Diese Nähe und Verbundenheit wollen wir fördern.

DAS INTERVIEW FÜHRTE UWE-JENS RUHNAU.

(RP)
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