Düsseldorfer EG Trainer Kreutzer attackiert die eigenen Fans

Düsseldorf · Pfiffe und Schmähgesänge bringen DEG-Coach Christof Kreutzer auf die Palme: "Das bin ich von den Düsseldorfern nicht gewohnt."

Christof Kreutzer: Trainer und Urgestein der Düsseldorfer EG
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Das ist Christof Kreutzer

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Foto: Laci Perenyi

Es war ein schwieriger Abend für Kreutzer, ein Abend voller Enttäuschungen. Seine Mannschaft hatte bei der 0:3-Niederlage gegen Wolfsburg eine schwache Leistung gezeigt und die große Chance verpasst, sich im Mittelfeld der Tabelle der Deutschen Eishockey Liga festzusetzen. Beim Führungstor der Niedersachsen hatte der Trainer der Düsseldorfer EG eine klare Abseitsstellung ausgemacht, was er den Schiedsrichtern in einer Art mitteilte, die an Lautstärke und Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Ihre Meinung über das Spiel hatte aber auch einige Fans deutlich zum Ausdruck gebracht: sie stimmten sarkastisch "Oh, wie ist das schön" an, am Ende wurde die Uhr herunter gezählt. Dieses Verhalten wurde vom Trainer in aller Ausführlichkeit getadelt.

"Wolfsburg hat verdient gewonnen, weil wir die Zweikämpfe verloren, viel zu kompliziert gespielt, die Scheibe zu lang gehalten und unser Überzahlspiel nicht genutzt haben", sagte Kreutzer. Seine Mannschaft arbeite hart. "Das war heute nicht anders, auch wenn sie nicht gut war. Aber es hilft nicht, wenn die Fans beim Überzahlspiel pfeifen und uns nicht unterstützen. Das hat meine Mannschaft nicht verdient."

Kreutzer machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: "Wenn es nicht läuft, dann müssen die Fans uns unterstützen. Wir müssen für den Erfolg alle zusammen arbeiten. Ich bin echt enttäuscht. Schließlich haben wir nicht über Wochen Eishockey gezeigt, dass es Grund gibt zu pfeifen. Es hieß immer, die DEG habe das beste Publikum der Welt. Das bin ich von den Düsseldorfern nicht gewohnt. Wir brauchen doch die Fans." Der Trainer beklagte, dass im ISS-Dome von der ersten Minute an eine seltsame Stimmung geherrscht habe. "Ich weiß nicht, was die Fans von uns erwarten. Denken die, wir waren im Halbfinale, jetzt marschieren wir durch die Liga? Beim 10:0 ist es leicht, ein Party-Fan zu sein. Das hat meine Mannschaft nicht verdient. Aber vielleicht kann mir das ja mal jemand erklären."

Wir versuchen es mal. Die DEG war aufgrund finanzieller Schwierigkeiten zwei Jahre lang Tabellenletzter mit einer nicht wettbewerbsfähigen Mannschaft. In der vergangenen Saison brachte Kreutzer das Kunststück fertig, als Trainer-Novize das Team zu begeistern und mit ihm bis ins Halbfinale zu stürmen. Im Sommer wollte er auf mehr Qualität setzen und holte Routiniers wie Joonas Rönnberg (32 Jahre), Eduard Lewandowski (35), Norman Milley (35), Christopher Minard (34) und jetzt David Van der Gulik (32). Sie alle haben bislang enttäuscht, weil sie ihr Können von einst bisher nicht gezeigt haben.

Die Mannschaft ist nach einem Saisondrittel Tabellenneunter. Das ist nicht gut, aber auch keine Katastrophe, eben Mittelmaß. Auch dass sie mit 42 Toren die mit Abstand wenigsten Treffer der Liga erzielt hat, ist nicht das eigentliche Problem, zumal Torhüter Mathias Niederberger die Erwartungen übertroffen hat und die Defensivarbeit gut ist.

Die Fans monieren neben schwacher Torausbeute und schlechtem Überzahlspiel eine gewisse Routine, mit der das Team sein Programm abspult. Es fehlen überraschende, emotionale, mitreißende Momente. So kommt es nicht von ungefähr, dass neben Niederberger die Talente Max Kammerer und Marcel Brandt positiv aufgefallen sind. Darauf zu vertrauen, dass die Routiniers pünktlich zu den Play-offs vor Spielfreude sprühen, ist gefährlich.

(ths)
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