Bobby Goepfert entgeht nur knapp dem Tod Eishockey — das gefährliche Spiel

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Torwart Bobby Goepfert entging nur knapp dem Tod, als er den Puck während eines Spiels an den Kehlkopf bekommen hatte. Zu den harmloseren Zwischenfällen in der Sportart zählen ausgeschlagene Zähne.

DEG-Keeper Goepfert schwer verletzt
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Goepfert hat sich am Tag danach schon wieder zum Einsatz bereit gemeldet. "Wenn man vom Pferd fällt, steht man ja auch direkt wieder auf und will weiterreiten", sagt der Torwart der Düsseldorfer EG. "Die Ärzte müssen jetzt grünes Licht geben. Ich hoffe, es geht bald weiter. Abgesehen von meinem Hals geht es mir ja gut." Er unterschlägt dabei hartgesotten, wie dramatisch es um ihn kurz zuvor bestellt war. Bei einem Schlagschuss eines Kölner Spielers bekam er den Puck direkt an den Kehlkopf. Der gebürtige New Yorker konnte kurzzeitig nicht mehr atmen und schlucken. Nur durch die sofortige Erste Hilfe des erfahrenen Mannschaftsarztes Ulf Blecker (betreut unter anderem auch Tennisspielerin Sabine Lisicki) kam es nicht zu einer Katastrophe auf dem Eis. "Ich bin unheimlich dankbar und glücklich, wie das alles gelaufen ist", bekundet der 30-Jährige. "Ich weiß, es hätte auch anders ausgehen können. Das ist jetzt alles vergessen. Ich gucke nur nach vorne."

Goepfert wäre eine Bequemlichkeit fast zum Verhängnis geworden. Er verzichtete bislang auf einen Kehlkopfschutz, weil er sich damit vermeintlich in seiner Sicht behindert sah. Der sogenannte Dangler hätte den Puck abgewehrt. "Ich habe daraus gelernt und werde künftig einen Protektor auch in diesem Bereich tragen", versichert er. "Das rate ich auch allen jungen Torhütern. Man sollte das Ding seinen Job machen lassen und sich auf seinen eigenen konzentrieren."

In der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ist der Einsatz dieses Schutzteils nicht verpflichtend, wenngleich die überwiegende Zahl der Keeper aus gesundem Selbstschutz darauf setzen. In den Urzeiten des Eishockeys wurde noch ohne Helm gespielt, die Torhüter trugen nur eine Maske zum Schutz. Das war bis Anfang der 1980er-Jahre so. Heutzutage gibt es für die Spieler einen imposanten Regelkatalog. Vorgeschrieben ist ein Helm, dazu Halskrause, Brust-, Ellbogen-, Genital- und ein Beinschutz.

 Bobby Goepfert zeigt seinen Hals.

Bobby Goepfert zeigt seinen Hals.

Foto: Facebook

Es sind Geschichten wie diese, die Eishockey-Profis den Ruf beschert hat, besonders kernige Zeitgenossen zu sein. Tatsächlich gibt es viele Akteure, die sich längst nicht mehr nur durch mentale Stärke für die nächste Aufgabe präparieren. Ohne Schmerztabletten können die wenigsten mittlerweile ihrem Beruf nachgehen. Schuld daran ist unter anderem eine zu lange Verniedlichung von Verletzungen bei Eishockey-Profis. Ein ausgeschlagener Zahn ist dabei noch das Harmloseste und kein Makel, sondern Auszeichnung. Wer nicht hart im Nehmen ist, so die landläufige Meinung, passe nicht zu dem Sport.

Glücklicherweise hat ein Umdenken stattgefunden. Besonders der Schutz von Kopf und Nacken steht im Vordergrund, wird das im Spiel missachtet, drohen harte Strafen. Denn so mancher Akteur wurde durch einen überharten Check in seiner Karriere ausgebremst. Der kanadische Superstar Sidney Crosby (Pittsburgh Penguins) fiel wegen einer Gehirnerschütterung monatelang aus. Der deutsche Nationalspieler Stefan Ustorf musste gar seine Laufbahn wegen eines Schädel-Hirn-Traumas beenden. Noch immer plagen den früheren Angreifer der Eisbären Berlin im Alltag starke Schmerzen. Moritz Müller (Kölner Haie) wurde von einem Puck im Gesicht getroffen und kam mit einer tiefen Fleischwunde und einem Kieferbruch davon. Er hat jetzt zehn Schrauben in seinem Mund.

Bobby Goepfert will weiter sein Spiel spielen. "Das war ein Schockmoment. Schlimme Sachen können im Eishockey immer passieren. Es war einfach eine Verkettung unglücklicher Umstände", sagt er. "Man braucht eine Nacht, um darüber nachzudenken, dann will man es vergessen. Als Torhüter darf man keine Angst vor dem Puck haben. Ich kann es kaum abwarten, diesen Mistkerl wiederzusehen."

(RP)
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