DEL-Serienmeister Eisbären Berlin brauchen Neuanfang: "Fängt ja jetzt erst an"

Der einstige Branchenführer Eisbären Berlin liegt am Boden, die sieben Meistertrophäen haben Patina angesetzt. Strukturen, Kompetenzen, Spielerkader - alles muss auf den Prüfstand.

Uwe Krupp: Trainer Kölner Haie - Erster deutscher Stanley-Cup-Sieger
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Das ist Uwe Krupp

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Von Resignation nicht die kleinste Spur: Nach dem bitteren Saison-K.o. mit den Eisbären Berlin will Uwe Krupp seine Arbeit als Cheftrainer der Berliner mit neuer Motivation fortsetzen. Schon auf der Heimfahrt nach dem 2:3 in der Verlängerung in Nürnberg schaltete der einstige Stanley-Cup-Sieger auf Neuanfang. Gemeinsam mit der sportlichen Leitung stürzte er sich in die Analyse über nötige und mögliche Konsequenzen aus dem endgültigen Abrutschen des ehemaligen Branchenführers ins Mittelmaß. "Das fängt ja jetzt erst an. Mit dem unbefriedigen Abschluss der Saison beginnt die Arbeit", erklärte Krupp im Gespräch der Nachrichtenagentur dpa.

"Erst einmal wird die Saison aufgearbeitet und der Sommer geplant.
Dazu gehört die Betreuung und die Vorbereitung der Spieler auf die neue Saison", betonte der frühere NHL-Profi. "Und natürlich werden da Personalfragen gestellt im Hintergrund. Und die werden in den nächsten Wochen und Monaten beantwortet werden."

Der Austausch von Spielern sei jedoch nur ein Bereich. Den Berliner Weg der Beständigkeit scheint Krupp dennoch weiter gehen zu wollen. Einen rigorosen Spieler-Wechsel strebt er nicht an. "Ich bin grundsätzlich jemand, der seiner Mannschaft vertraut", betonte der 49-Jährige. "Es ist nicht gut, wenn ein Spieler jedes Jahr um seinen Job fürchten muss."

Eigentlich schien das Berliner Eishockey-Projekt auf dem Fundament von sieben DEL-Meistertiteln unerschütterlich. Doch mit dem zweiten frühen Meisterschafts-K.o. in den Vor-Playoffs in Serie ging die heile Eisbären-Welt endgültig kaputt.

Der Erfolg, mit sieben Meistertiteln zwischen 2005 und 2013, habe dem DEL-Rekordchampion die Beständigkeit erst ermöglicht. "Wenn die Mannschaft nicht mehr diesen Erfolg hat, muss man einige Dinge infrage stellen", sagte Krupp, und stellte auch klar: "Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen."

In dieser Saison reichte ihm gerade die Zahl der Spieler nicht aus.
Mit dieser Mischung im Spielerkader, so formulierte der Chefcoach, konnte man nicht oben mitspielen. An einem "tieferen Kader" will Krupp im Sommer gemeinsam mit Manager Peter John Lee und dem Sportlichen Leiter Stefan Ustor basteln. Die Eisbären müssten in der Lage sein, "vier oder fünf Verletzungen" kompensieren zu können. "Gerade bei den Stürmern ist es wichtig, dass du vier Reihen hast".

Die Hauptrunde hatte Berlin nur als neuntes von 14 Teams abgeschlossen. Auswärts traten die Eisbären eher als zahme Kätzchen auf. Der im Sommer neuinstallierte Sportliche Leiter Ustorf hatte vor die Jagd nach dem achten Titel angekündigt - offensichtlich eine kapitale Fehleinschätzung. Am Montag gestand Ustorf ein: "Die Enttäuschung über den gesamten Saisonverlauf ist riesengroß."

Dass die Berliner von diesem Ziel meilenweit entfernt blieben, hatte verschiedene Ursachen. Krupp, der im Dezember des Vorjahres nur zwei Monate nach seinem erzwungenen Abschied von den Kölner Haien Jeff Tomlinson abgelöst hatte, verwies immer wieder auf die Verletzungsmisere. "Du kannst es eine Zeit lang kompensieren. Aber irgendwann kippt es", beschrieb Krupp "einen ausschlagebenden Punkt". Die Verpflichtung des ehemaligen NHL-Profis und Stanley-Cup-Siegers hatte bei den Eisbären nur für ein kurzes Zwischenhoch gesorgt.

Nach dem bislang letzten Meistertitel 2013 hatte sich Manager Lee gegen den großen Umbruch entschieden. Auch nach dem frühen K.o. im Vorjahr pflegten die Verantwortlichen die heile Eisbären-Welt.

Intensiv wollen sich die Eisbären-Verantwortlichen in diesem Sommer Gedanken machen. Das wird auch notwendig sein. Das ist unumstritten. Denn die sieben Meistertrophäen, errungen innerhalb von neun Jahren, haben inzwischen Patina angesetzt.

(dpa)
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