DEL-Finale Konzerne kämpfen um den Eishockey-Titel

Düsseldorf · Red Bull will den Titel - und so die Sportart in München endlich etablieren. Wolfsburg hingegen setzt auf Kontinuität.

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5. Halbfinale: München - Köln

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Foto: dpa, mum lof

Im Fußball ist es noch Zukunftsmusik, im Eishockey Realität: Zwei Konzerne machen den Titel unter sich aus. Red Bull München und die von VW gesponserten Grizzlys Wolfsburg stehen sich in der Finalserie gegenüber. Die Bayern sind klarer Favorit, die Niedersachsen nicht chancenlos, die Klubs und ihre Konzepte unterschiedlich.

München ist keine Eishockeystadt und kann doch für ein Novum sorgen: Vier verschiedene Meistervereine aus einer Stadt - das gab es noch nie. Doch nach dem MTV München (1922), Hedos München (1994) und München Barons (2000) kann nun Red Bull München den Titel gewinnen.

Das ist zugleich Ausdruck der ziemlich wechselvollen Eishockeygeschichte in München. Nach den Kriegen waren die bayerischen Dorfvereine Füssen, Rießersee und Bad Tölz dominant. Mitte der siebziger Jahre fasste Eishockey in den Großstädten Fuß, doch der Transfer in die bayerische Landeshauptstadt funktionierte nicht. Hedos ging ein halbes Jahr nach dem Titelgewinn in die Insolvenz; die Barons wurden zwei Jahre nach ihrer Meisterschaft nach Hamburg verkauft, was dem Eigentümer, der amerikanischen Anschutz-Gruppe, als Standort lukrativer erschien. 2013 ist Red Bull beim EHC München eingestiegen und hat inzwischen die GmbH komplett übernommen.

Der Brausehersteller ist dafür bekannt, dass er nicht kleckert. 2014 war der Klub nach der Hauptrunde Siebter, im Vorjahr Tabellenzweiter, in dieser Saison die Nummer eins. "Wir sind im Finale, aber unser Weg ist hoffentlich noch nicht zu Ende", sagt Kapitän Michael Wolf.

München hat den größten Etat

München ist seiner Favoritenrolle in der Deutschen Eishockey Liga gerecht geworden. Der Klub verfügte mit 12,5 Millionen Euro über den höchsten Etat. 15 Spieler wurden vor der Saison aussortiert, 15 neue geholt. Daraus ein Team zu formen, war sicherlich keine leichte Aufgabe, doch Don Jackson erledigte sie mit Bravour. Der 59 Jahre alte Amerikaner, der das zweite Jahr in München an der Bande steht, ist so etwas wie ein Titelgarant, denn in seiner zehnten DEL-Saison ist es bereits seine siebte Finalteilnahme. Jackson und sein Star-Ensemble sind Favorit. Der Titelgewinn würde die Pläne von Red Bull, das möglicherweise eine neue Eisarena bauen will, stützen und soll Eishockey in der Millionenstadt - nur 4600 Fans kamen im Schnitt zu den Spielen (Platz neun) - endlich etablieren.

Auch Wolfsburg ist keine Eishockeystadt, und ohne die großzügige Unterstützung des VW-Konzerns wäre der Klub sicher nicht in der DEL. Allerdings verfolgen die Niedersachsen ein gänzlich anderes Konzept. Sie setzen auf Kontinuität und Nachhaltigkeit. So hat sich Wolfsburg zum achten Mal in Folge direkt für die Play-offs qualifiziert. Das schaffte kein anderes Team. Einmal erreichten die Grizzlys bislang das Finale, wo sie 2011 allerdings gegen Berlin unterlagen.

Mit ihrem Etat von 7,7 Millionen Euro liegen sie im Mittelfeld der Liga, in der Zuschauerstatistik sind sie allerdings mit 2617 Besuchern im Schnitt abgeschlagenes Schlusslicht. Der 47 Jahre alte Tscheche Pavel Gross arbeitet seit acht Jahren als Trainer in Wolfsburg, in den ersten beiden Jahren als Assistent. Gemeinsam mit Manager Karl-Heinz Fliegauf hat er eine Mannschaft aufgebaut, die die defensivstärkste der Liga ist. Zudem sind Laufstärke und Disziplin weitere Trümpfe, die sie gegen München in die Waagschale werfen kann.

(ths)
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