Deutsche Eishockey Liga Umbruch der Hamburg "Krisers" verpufft

Hamburg/Berlin (RPO). Im Vergleich zu anderen Eishockey-Klubs haben die Hamburg Freezers viel Geld, doch die Erfolge bleiben seit Jahren aus. Ein Umbruch vor der Saison sollte für einen Aufwind sorgen, doch erneut findet sich der ambitionierte Verein am Tabellenende wieder.

Die Etats der DEL-Klubs 10/11
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Foto: DEL

Die Fans der Hamburg Freezers flüchten bereits in Galgenhumor. Bei der 1:2-Heimniederlage in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen die Krefeld Pinguine hielt ein Anhänger auf der Tribüne - passend zur Tabellensituation - eine rote Laterne in den Händen.

Dabei hätte eigentlich alles ganz anders laufen sollen. Im Sommer leitete der millionenschwere Klubeigner Philip Anschutz den größten Umbruch der Vereinsgeschichte ein, doch das Ergebnis ist dasselbe wie in der vergangenen Saison: Die Hamburg "Krisers" dümpeln am Tabellenende herum und werden den hohen Ansprüchen nicht einmal ansatzweise gerecht.

"Ich kann allen Fans versichern, dass keiner im Verein mit der aktuellen Situation zufrieden ist. Jeder tut sein Bestmögliches, damit wir da unten wieder rauskommen", sagte Freezers-Geschäftsführer Michael Pfad.

Beim Nordklub fehlt es auf und neben dem Eis vor allem an Konstanz. Dem großen Umbruch im Sommer ist inzwischen schon wieder ein kleiner Umbruch gefolgt, doch auch der scheint wirkungslos zu verpuffen. Der von Pfad als Trainer und Manager verpflichtete Stephane Richer musste sich eingestehen, dass das "Felix Magath"-Modell im Eishockey nicht funktioniert. Er trat als Trainer zurück und holte als seinen Nachfolger den in der Szene geschätzten Benoite Laporte.

Allerdings scheint selbst Laporte das mit 24 neuen Spielern zusammengewürfelte Team nicht in Griff zu bekommen. Seit seinem Amtsantritt beim vierten DEL-Klub seiner Trainerkarriere hagelte es in vier Spielen vier Niederlagen, in der Tabelle rutschten die Hamburger auf den letzten Platz ab. Nationalverteidiger Christoph Schubert ist erst seit Anfang Dezember im Klub, das Hauptproblem der Freezers hat der ehemalige NHL-Profi aber bereits erkannt: "Wir spielen oft nicht schlecht, versauen uns aber durch zehn schwache Minuten ein ganzes Spiel."

Zwar wurde die Mannschaft zuletzt vom Verletzungspech verfolgt, vor allem der Ausfall von Kapitän Alexander Barta (Bauchmuskeleinriss) wiegt schwer, doch die erfolgsverwöhnten Hamburger Sportfans lassen das als Ausrede nicht gelten. Gegen Krefeld kamen nur 6503 Zuschauer in die 12.900 Besucher fassende Arena. Im Etat wurde mit einem Schnitt von 8000 Zuschauern gerechnet. Zudem wird der Unmut der leidgeplagten Anhänger immer lauter und heftiger. Zuletzt wurden Richer, Laporte und Torhüter Daniel Tayler übel beschimpft.

"Ich kann den Frust absolut nachvollziehen", sagte Laporte und legte den Finger in die Wunde: "Jedes Jahr bekommen sie Versprechen, die nicht gehalten werden." Der in Montreal geborene Franko-Kanadier bat um etwas Geduld: "Ich weiß nicht, ob ich es besser machen kann. Aber ich werde mein Bestes geben."

Es bleibt fraglich, wie viel Zeit die Klubbosse dem Trainer und dem Sportdirektor noch geben, denn der Abstand zu den Pre-Play-off-Plätzen ist auf sieben Punkte angewachsen. Zudem gilt das Verhältnis zwischen Pfad und Sportdirektor Richer als belastet. Sollten die Freezers auch die ersten Spiele des neuen Jahres verlieren, droht ein Umbruch im Klub. Mal wieder.

(SID/chk)
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