Eishockey-Skandalspiel in Wolfsburg Wenige Minuten fehlten der DEG zum Sieg

Düsseldorf (RPO). Ein Hauch von Rallye Dakar in der Autostadt Wolfsburg. Dank Schäden auf dem Eis, die ein Rallyefahrzeug in der ersten Pause verursachte, schnupperten die DEG Metro Stars am Dienstagabend im ersten Play-off-Viertelfinale in Wolfsburg trotz eines desolaten Auftaktdrittels lange Zeit am Auswärtssieg. Vergeblich. Nicht die erste Eis-Panne in der diesjährigen DEL-Spielzeit.

 Musste früh vom Eis: Düsseldorfs Daniel Kreutzer.

Musste früh vom Eis: Düsseldorfs Daniel Kreutzer.

Foto: Siegfried Wensierski

Der VW Race Tuareg 2 übersteht laut Homepage des Herstellers extreme mechanische Beanspruchungen, große Temperaturunterschiede und ist auf unterschiedlichem Terrain fahrbar. Alles richtig, nur in welchem Zustand sich der Untergrund nach der Fahrt befindet, dazu werden keine Angaben gemacht.

Zeugen des ersten Spiels der Best-of-five Serie der DEG in Wolfsburg wissen nun, dass das Eis die Belastung des mit Spikes bestückten 300-PS-Gefährts nicht schadlos aushält. Wahrscheinlich auch vom ersten Abschnitt der Gastgeber berauscht schlitterten Dakar-Co-Pilot Timo Gottschalk und Beifahrer Marcel Schäfer vom Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg zu Werbezwecken mit dem Wagen kreuz und quer über die Spielfläche. Mit beinahe folgenschwerem Ausgang.

Vergleichbare Fälle in Straubing und Düsseldorf

Da sich von den angeschraubten Spikes tiefe Risse und Furchen auf dem Eis bildeten, konnte das Schiedsrichtergespann um Richard Schütz und Reik van Gameren die Partie zunächst nicht fortsetzen. Wie es in den DEL-Statuten steht, blieben den Gastgebern nun 90 Minuten, um den Untergrund in einen bespielbaren Zustand zu bringen. Der Eismeister und weitere Helfer versuchten unter Hochdruck mithilfe von Wasser und Schneematsch die Spielfläche zu reparieren.

Eis-Pannen ziehen sich wie ein roter Faden durch die diesjährige DEL-Saison und bereits das zweite Mal war die DEG involviert. Bereits am 18. Dezember 2009 war ein Spiel der Metro Stars betroffen. Bei der Eis-Aufbereitung in der zweiten Drittelpause der Partie gegen Ingolstadt hatte sich eine Schraube an der Eismaschine gelockert. Das Messer, welches normalerweise das Eis glattschleifen soll, rutschte ab und fabrizierte unmittelbar hinter dem Tor ein Loch ins Eis. Selbst die angerückte Feuerwehr konnte mithilfe von Kohlenstoffdioxid-Schaum und Wasser das Loch in den besagten 90 Minuten nicht stopfen. Das Spiel wurde beim Stand von 3:0 abgebrochen und neu angesetzt (5:1).

Nur fünf Tage vorher ereignete sich bei der Partie Straubing Tigers gegen Frankfurt Lions ein ähnlicher Fall. In der zweiten Unterbrechung gab beim Stand von 2:1 eine Zamboni den Geist auf und blieb auf dem Eis liegen. Das Gefährt musste mit vereinten Kräften der Spieler beider Klubs von Eis gezogen werden. Auch hier blieben die dadurch entstandenen Kerben zunächst irreparabel.

Risse und Kerben ließen Grizzlies zittern

Danach sah es auch in Wolfsburg lange Zeit aus. Wasserstandsmeldungen im 15-Minuten-Takt, dass das Wasser-Schnee-Gemisch nicht gefriert, ließen für die Gastgeber Böses vermuten. Trotz eines katastrophalen Auftaktabschnitts und dem Zwischenstand von 0:3 war der zwingend nötige Auswärtserfolg auf einmal zum Greifen nah. DEL-Spielbetriebsleiter Jörg von Ameln sagte gegenüber der Rheinischen Post via Telefon: "Wenn es dazu kommt, muss die Schuldfrage geklärt werden. Wenn Wolfsburg die Schuld nachgewiesen werden kann, kann das Spiel für die DEG gewertet werden."

Obwohl DEG-Teamleiter Walter Köberle im TV-Bezahlsender Sky gebetsmühlenartig betonte, das Spiel unbedingt zu Ende spielen zu wollen, vergewisserte sich die gute Seele der Rheinländer regelmäßig über den Zustand des Eises und kommentierte süffisant mit einem immer breiter werdenden Grinsen auf dem Gesicht: "Es sind immer noch tiefe Rillen drin, die Verletzungsgefahr ist zu groß".

Pikant: Vor der 1:3-Niederlage in Wolfsburg kurz vor Weihnachten waren die Düsseldorfer bedingt durch einen Unfall im Schneechaos stecken geblieben und hatten Wolfsburg Schadensersatz in Höhe von 30.000 Euro zahlen müssen. Zu seinen Revanchegelüsten befragt, entgegnete Köberle auf Sky noch kurz vor dem Spiel: "Ich halte es mit den alten Chinesen: Ich sitze am Jang Tse und warte, bis die Leiche meines Feindes vorbei kommt."

Leistungssteigerung macht Hoffnung

Diese nahte buchstäblich bereits. Doch 103 Minuten nach der ersten Drittelsirene, also zwei Minuten vor Ende der Deadline, gaben die Unparteiischen Grünes Licht für die Fortsetzung der Partie und die Düsseldorfer waren erneut die Leidtragenden einer Eis-Panne.

Die lange Unterbrechung nutzten die Metro Stars offenbar zur Aufarbeitung. In den Abschnitten zwei und drei nahm das Team von Lance Nethery die Pleite nicht hin, kam nach dem frühen 4:0 noch auf 4:2 heran und scheiterte zudem an Pfosten, Latte oder dem glänzend aufgelegten Ex-Düsseldorfer Jochen Reimer im Tor.

Das macht Mut für das zweite Spiel am Donnerstag (19.30 Uhr/Live-Ticker) in Düsseldorf, bei dem die DEG bereits enorm unter Druck steht. Bei einer weiteren Pleite stünde der letzte Westverein in der Meisterverlosung bereits vor dem frühen Aus.

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