Play-offs in der DEL Ohr zerfetzt? "Dann gehe ich duschen"

Berlin · Die Eishockeyfans kommen in den Play-offs der DEL voll auf ihre Kosten. Auch die entscheidenden siebten Viertelfinalspiele hatten es in sich. Eine schmerzhafte Erinnerung nimmt der Nürnberger Yasin Ehliz mit.

Nürnberg Ice Tigers - Augsburger Panther: Bilder der Partie
9 Bilder

Nürnberg besiegt Panther im Spiel sieben

9 Bilder
Foto: dpa, dka hpl

Dramatik, Jubel, Tränen - und ein zerschossenes Ohr: Der "Super-Dienstag" in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hat absolut gehalten, was sich die Fans von ihm versprochen hatten. Am Ende der spannendsten Viertelfinal-Runde der DEL-Geschichte mussten die beiden großen Titelaspiranten Adler Mannheim und Kölner Haie die Segel streichen, während die fast schon abgeschriebenen Eisbären Berlin ihre Wiederauferstehung perfekt machten.

Der DEL-Rekordmeister setzte sich im entscheidenden Duell in Mannheim mit 2:1 nach Verlängerung durch und fordert im Halbfinale ab Freitag (19.30 Uhr) Titelverteidiger Red Bull München mit Ex-Trainer Don Jackson. Im zweiten Duell stehen sich die Nürnberg Ice Tigers und die Grizzlys Wolfsburg gegenüber, die ihr Halbfinalticket ebenfalls in Spiel sieben auf dramatische Weise lösten.

Ohr mit 20 Stichen genäht

Wie hart die Play-offs in diesem Jahr sind, zeigt das Beispiel Yasin Ehliz. Der Nürnberger Angreifer bekam beim 5:3 zum entscheidenden vierten Sieg der Franken gegen die Augsburger Panther von Teamkollege Patrick Reimer den Puck mit voller Wucht an den Kopf geschossen. "Das Ohr war zweigeteilt", sagte Ehliz, nachdem die Wunde im Krankenhaus mit 20 Stichen genäht worden war. Zunächst habe er nochmal aufs Eis zurück gewollt, verriet Ehliz, "aber dann haben die Jungs geführt, und ich habe gesagt: Ich gehe duschen."

Auf einen Einsatz am Freitag in Spiel eins des Halbfinales gegen die Grizzlys Wolfsburg hofft er dennoch. "Mir war ein bisschen schwindlig nach dem Schuss, schauen wir mal, wie es die nächsten Tage ist, eventuell kann ich spielen", sagte Ehliz, um dessen Gesundheit Coach Ron Wilson nach dem Zwischenfall bangte: "Ich war sehr in Sorge um Yash, Patrick hat einen harten Schuss, jeder auf der Bank war sehr besorgt. Aber er ist ein Krieger. Das zeigt einmal mehr den Charakter dieser Mannschaft."

Harte Jungs, packende Spiele - genau deswegen lieben die Eishockeyfans die Play-off-Zeit so sehr. Auch das Duell Berlin gegen Mannheim sei "Werbung fürs Eishockey" gewesen, meinte Eisbären-Trainer Uwe Krupp: "Jedes Spiel stand auf der Kippe, die Zuschauer sind auf ihre Kosten gekommen." Erstmals seit dem bislang letzten Titelgewinn 2013 stehen die Berliner wieder im DEL-Halbfinale - damit hatte nach der enttäuschenden Hauptrunde mit Platz acht kaum jemand gerechnet.

Doch seit dem Einstieg von NHL-Klub Los Angeles Kings Ende Februar läuft es beim DEL-Rekordchampion. Im Tor hält Petri Vehanen überragend, und auch die ligaweit gefürchtete Play-off-Mentalität ist zurück: Drei von vier Overtime-Spielen in den K.o-Duellen hat das Krupp-Team gewonnen.

Haie scheitern trotz Star-Verpflichtung

Die Adler müssen dagegen den Titelkampf genau wie die Kölner Haie ab sofort vom Fernseher aus verfolgen. Köln schied trotz eines Rekordetats und der NHL-Power durch Starverteidiger Christian Ehrhoff gegen Wolfsburg aus, am Dienstag gab es ein enttäuschendes 0:1. Kapitän Moritz Müller verließ das Eis mit Tränen in den Augen.

Auf der Tribüne schaute Kölns Fußballstar Anthony Modeste zu, einen Torjäger wie ihn hätten auch die offensiv wieder mal harmlosen Haie gebrauchen können. Der aus Disziplinargründen suspendierte Nationalstürmer Patrick Hager durfte erneut nicht mithelfen, die Zeichen stehen auf Trennung. Trainer Corey Clouston muss nicht um seinen Job bangen, sein Vertrag wurde erst im Januar bis 2019 verlängert.

Vizemeister Wolfsburg sieht sich derweil unter den Top Vier als krasser Außenseiter. "Wir haben eine Zweiklassen-Gesellschaft in der Liga, da klafft eine enorme Lücke bei den Finanzen zu den Spitzenklubs", sagte Erfolgstrainer Pavel Gross.

Wolfsburgs Halbfinalgegner Nürnberg setzt seine Hoffnungen auf DEL-Rekordtorjäger Reimer, der gegen Augsburg seinen 302. Treffer erzielte. Reimer traf aber nicht nur das Tor, sondern auch das Ohr von Teamkollege Ehliz.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort