NHL-Fitnesstest in Toronto Draisaitl will das deutsche Eishockey-Gesicht werden

Die deutschen Nationalspieler gehen in Urlaub, nur für Leon Draisaitl gibt es noch keine Pause. Am Sonntag beginnt für den 18-Jährigen in Toronto der Vorlauf zum NHL-Draft.

NHL-Fitnesstest in Toronto: Draisaitl will das deutsche Eishockey-Gesicht werden
Foto: dpa, am sam

Ein paar Tage mit den alten Freunden in Köln waren Leon Draisaitl vergönnt, doch von Urlaub kann der 18-Jährige vorerst nur träumen. Während die anderen Nationalspieler nach dem WM-Aus in die Sonne düsen oder daheim die Füße hochlegen, ist für das Ausnahmetalent die Eishockey-Saison noch nicht beendet.

Am Sonntag muss Draisaitl in Toronto sein - der Vorlauf zum NHL-Draft, seinem ganz persönlichen Saisonhöhepunkt, beginnt. "Beim Scouting Combine muss ich die Fitnesstests absolvieren", sagte der Stürmer im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID). Die 120 größten Talente seines Jahrgangs sind eingeladen, werden auf Fitness und Gesundheit getestet, führen Einzelgespräche mit interessierten NHL-Klubs.

In seinen Bewerbungsunterlagen hat Draisaitl eine ganz neue Empfehlung. Bei der WM in Minsk bewies der Teenager, dass er schon jetzt mit den Stars der Branche mithalten kann. Nicht nur sein Traumtor beim abschließenden 4:5 gegen die USA dürfte die zahlreichen Talentspäher auf der Tribüne der Minsk Arena überzeugt haben. Mit drei Torvorlagen bewies er auch seine enorme Spielübersicht. Nach starkem Turnierstart und einem kleinen Durchhänger zeigte er zudem, dass er dem Duell mit gestandenen NHL-Profis auch körperlich gewachsen ist.

"Die wahrscheinlich hilfreichste Erfahrung meines Lebens" nannte Draisaitl die WM, "ich habe gelernt, wie gegen Männer gespielt wird." In den letzten beiden Jahren hatte der Sohn des ehemaligen Nationalspielers Peter Draisaitl mit 163 Scorerpunkten in 128 Spielen für die Prince Albert Raiders in der kanadischen Juniorenliga WHL für Furore gesorgt. Die Scouts setzten ihn für den NHL-Draft am 27. und 28. Juni in Philadelphia auf Platz vier ihrer Rangliste.

Wer ihn in fünf Wochen auswählt, weiß Draisaitl noch nicht. Was der "German Gretzky", wie er in Kanada schon genannt wurde, in seiner Karriere erreichen will, schon. "Wer würde nicht gerne das Gesicht eines Landes in einer Sportart sein?", fragte er und dachte dabei vor allem an Basketballstar Dirk Nowitzki in der NBA. "Ich werde alles dafür geben, um irgendwann auch mal da zu stehen."

Dass er künftig mit seinen großen Idolen zusammen in einem Team spielen wird, ist eher unwahrscheinlich. Altstar Jaromir Jagr ("phänomenal") hängt bei den New Jersey Devils noch ein Jahr dran, die allerdings als letzter Klub an der Reihe sind. Und auch die Detroit Red Wings mit Pawel Dazjuk ("aktuell mein Lieblingsspieler")
dürften als 15. schon keine Chance mehr auf Draisaitl haben.

Florida, Buffalo, Edmonton und Calgary sind die möglichen künftigen Arbeitgeber, sollte das vielleicht größte deutsche Eishockey-Talent als einer der ersten Vier gezogen werden. "Ich war zwei Jahre in Kanada, da hat's mir sehr, sehr gut gefallen. Wenn's wieder Kanada wäre, würde ich mich freuen", sagte Draisaitl und fügte schnell an: "Wenn's die USA wären, würde ich mich genauso freuen."

(sid)
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