Eishockey "Olympia-Quali hat eine ganz andere Bedeutung als die WM"

Riga/Jurmala · Nach dem Aus vor Sotschi will die DEB-Auswahl zurück zu Olympia. Dafür muss das Team von Bundestrainer Marco Sturm beim Qualifikationsturnier in Riga Erster werden.

Porträt: Das ist deutsche Eishockeyspieler Tom Kühnhackl
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Das ist Tom Kühnhackl

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Foto: AP/Frank Franklin II

Für Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl geht es um den Traum von den ersten Olympischen Spielen, für Marco Sturm um sein Meisterstück als Bundestrainer und für DEB-Präsident Franz Reindl gar um das Eishockey insgesamt: Der Druck ist immens, wenn die deutsche Nationalmannschaft am Wochenende in Riga um ihr Pyeongchang-Ticket kämpft. "Es ist ein Meilenstein auf dem Weg in die Zukunft, die ganze Sportart hängt daran", sagte Reindl vor dem Start in das Qualifikationsturnier am Donnerstag (14.30 Uhr MESZ/Sport1) gegen Japan dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Nach dem historischen Aus vor den Winterspielen in Sotschi 2014, als sich das deutsche Team erstmals nicht auf sportlichem Weg für Olympia qualifizierte, setzt der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) auf seinen Wunschtrainer. "Marco ist richtig in die Aufgabe hineingewachsen", erklärte Reindl, "erst war er noch ein Spieler, der seine Funktion geändert hat, jetzt ist er der Bundestrainer."

Bei der WM im Mai in Russland gelang Sturm ein glänzendes Debüt, als er die DEB-Auswahl ins Viertelfinale führte. In Riga jedoch steht ungleich mehr auf dem Spiel. "Es hat eine ganz andere Bedeutung als die WM", sagte der frühere NHL-Star, der seit gut einem Jahr im Amt ist, dem SID: "Wir wollen wieder ins Rampenlicht. Das hilft dem deutschen Eishockey, den Vereinen und den Spielern."

Tom Kühnhackl auf den Spuren seines Vaters

Für einen ginge mit der erfolgreichen Qualifikation ein traumhafter Sommer zu Ende: Tom Kühnhackl, der im Juni mit den Pittsburgh Penguins nach nur einem halben Jahr in der NHL den Stanley Cup gewann, will bei seinem ersten Turnier in der Nationalmannschaft eine Familientradition fortsetzen. Sein Vater Erich, Deutschlands Eishockey-Spieler des Jahrhunderts, ist nicht nur Rekordtorschütze des DEB-Teams, sondern auch Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele 1976.

"Es ist schwierig, aus seinem Schatten zu treten", gab Kühnhackl junior, der am vergangenen Wochenende in Minsk seine ersten Länderspiele bestritt, zu. Den Triumph in der NHL hat der 24-Jährige seinem Vater schon voraus, jetzt will er auch olympische Erfahrungen sammeln. "Bei Olympia dabei zu sein, ist für jeden Spieler ein Traum."

Kühnhackl ist einer von sieben NHL-Profis in Sturms Team. Für den Bundestrainer ist es deshalb "auf dem Papier die beste Nationalmannschaft seit sechs Jahren" - seit den Winterspielen in Vancouver, als der einstige Weltklassestürmer noch selbst mitspielte. "Aber das heißt nichts. Es wird kein Selbstläufer." Die DEB-Auswahl muss sich nicht nur gegen Außenseiter Japan, sondern auch am Freitag (14.30) gegen Österreich und am Sonntag (17.00/beide Sport1) gegen Gastgeber Lettland durchsetzen. Nur der Erste fliegt in 17 Monaten nach Südkorea.

Ein Scheitern hätte wohl kaum direkte finanzielle Auswirkungen. Nach seiner Umstrukturierung erhält der DEB weiter rund eine halbe Million Euro Sportförderung vom Bundesinnenministerium - trotz des Sotschi-Aus. "Das Männerteam wird sowieso nicht öffentlich gefördert", betonte Reindl: "Aber es hätte großen Einfluss auf das Image und den Stellenwert der Sportart."

An seinem Wunschtrainer Sturm würde der Präsident auf jeden Fall festhalten: "Er ist ein sehr guter Mann und repräsentiert das deutsche Eishockey par excellence. Daran ändert sich nichts, wenn einer den Pfosten und nicht das Tor trifft."

(sid)
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