Pinguine-Profi Müller im Interview "Standort Krefeld muss erhalten bleiben"

Krefeld · Der 29-jährige Stürmer Marcel Müller steht beim Deutschland-Cup vor seinem Comeback in der Eishockey-Nationalmannschaft. Im Interview spricht der Profi der Krefeld Pinguine über seinen Traum von Olympia und die Probleme in Krefeld.

 Pinguine-Stürmer Marcel Müller spielt beim Deutschland-Cup fürs Nationalteam. (Archivbild)

Pinguine-Stürmer Marcel Müller spielt beim Deutschland-Cup fürs Nationalteam. (Archivbild)

Foto: samla

Mit elf Treffern belegt Marcel Müller derzeit hinter Sean Backmann (Eisbären Berlin/13 Treffer) Platz zwei der DEL-Torschützenliste und ist damit bester deutscher Stürmer der Liga. Klar, dass Bundestrainer Marco Sturm den 29-jährigen Torjäger der Krefeld Pinguine neben Daniel Pietta zum Deutschland-Cup (10. bis 12. November) in Augsburg eingeladen hat. Bei diesem Turnier trug Müller vor zwei Jahren zum letzten Mal das DEB-Trikot. Bisher absolvierte er 64 Länderspiele.

Haben Sie mit der Einladung zum Deutschland-Cup gerechnet?

Müller Nein, aber gehofft. Ich freue mich sehr darüber. Das war immer so und das wird auch immer so bleiben."

Aber vor Olympia hofft man doch besonders auf so eine Einladung?

Müller Nartürlich. Olympia ist mein persönliches Ziel. Da möchte ich gerne dabei sein. Jetzt heißt es für mich und Pittsi gut zu spielen und uns zu zeigen.

Warum tragen sie in der Nationalmannschaft das Trikot mit der 25?

Müller Vor meinem ersten Länderspiel hat mich Klaus Merk gefragt, ob ich mit der 25 einverstanden bin. Da habe ich sofort ja gesagt, weil ich unbedingt dabei sein wollte. Eigentlich hatte ich seit der Jugend immer die 17. Irgendwann bin ich zur 9 gekommen und dabei geblieben, weil es so gut lief.

Sie waren auch schon bei den Winterspielen in Vancouver dabei. War das der bisherige Höhepunkt ihrer Karriere?

Müller Das gehört zu den Top-Drei meiner Karriere. Dazu gehören noch die Spiele für Toronto in der NHL und das WM-Spiel gegen die USA auf Schalke und Platz vier bei der WM.

Rick Adduono hat gesagt, dass sie mit einem Topteam aus der NHL als Stürmer der ersten Reihe den Stanley-Cup gewinnen können.

Müller (lacht): Rick übertreibt gerne. Man muss in der NHL zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Bei mir war das leider nicht so. Trotzdem bin ich stolz, dass ich es bis in die NHL geschafft und was ich bisher erreicht habe.

In dieser Saison läuft es für Sie bei den Pinguinen sehr gut. Was ist für Sie der Unterschied zur Vorsaison?

Müller Von den Punkten läuft es für mich zwar besser, aber ich denke, dass ich in der Vorsaison auch gut gespielt habe. Woran das jetzt liegt, weiß ich nicht, sonst würde ich das ja immer so machen.

Wie hat sich die Mannschaft im Vergleich zur Vorsaison verändert?

Müller Wir haben jetzt eine Mannschaft, die mehr kämpft, jünger und hungriger ist. Es wird kein Spiel verloren gegeben, auch wenn wir zurückliegen.

Ist die Chemie in der Kabine besser geworden?

Müller Der Eindruck entsteht natürlich, wenn es auf dem Eis besser läuft. Einen großen Unterschied gibt es nicht. Da würde ich auch den Jungs, die im Vorjahr hier waren, unrecht tun. Das waren super Jungs.

Auf dem Eis und im Umfeld ist zu spüren, dass Sie mehr Verantwortung übernehmen wollen und auch bereit sind, Drecksarbeit zu übernehmen.

Müller Wenn es so rüber kommt, ok. Aber ich versuche es, immer so zu machen. Mir war klar, dass ich vorneweg gehen muss, aber das war auch in der Vorsaison so. Im Moment läuft es halt gut bei uns. Ich hoffe, es geht so weiter.

Macht es diese Saison mehr Spaß?

Müller Nein, mir macht es immer Spaß, wenn ich auf dem Eis stehe.

In der Eishockey-Szene eilt Ihnen der Ruf voraus, dass Sie ein schwieriger Typ sind, mit dem ein Trainer schnell Probleme bekommt. Woher kommt das?

Müller Keine Ahnung, ich habe das auch gehört, weiß aber nicht, warum das so ist. Ich glaube, ich bin ein sehr freundlicher, lustiger und zugänglicher Mensch. Es gab eine lustige Geschichte, als ich in Hamburg unterschrieben habe. Da kam Stéphane Richer zu mir und sagte, er sei total überrascht, weil ich gar nicht so sei, wie er gehört habe. Ich weiß auch nicht, woher das genau kommt. Aber ich hatte noch nie menschlich oder generell ein Problem mit einem Trainer. Dass mal hier und da die Leistung nicht gereicht hat, die von einem erwartet wurde, ist klar. Aber ob man deswegen einen schlechten Charakter hat, weiß ich nicht. Das ist nicht fair.

Aber Sie zeigen schon gerne Ihre Emotionen. Nach der Heimniederlage gegen Schwenningen haben Sie in der Kabine den Schläger zertrümmert.

Müller Das gehört für mich zum Sport. Das machen auch andere Spieler bei uns, wenn sie sauer sind. Das zeigt mir, dass sich jeder mit den Dingen auseinander setzt und den Ehrgeiz hat zu gewinnen. Wenn einer akzeptiert, dass man verliert, hat er nichts im Mannschaftssport zu suchen.

In den vergangenen Spielen haben Sie sehr viel Eiszeit fressen müssen. Fühlen Sie sich fit für den Deutschland-Cup?

Müller Das ist kein Problem. Wir haben ja erst Mittwochabend das erste Training. Ich freue mich darauf, mich international messen zu können.

Der neue Co-Trainer Marian Bazany nimmt viel Einfluss auf das Trainingsprogramm. Zahlt sich das aus?

Müller Das kann man nicht leugnen, da läuft vieles so ab wie bei Uwe Krupp. Man merkt, dass Marian sein Assistent war. Ich denke, dass es gut ist, wenn da mal frischer Wind reinkommt."

Was ist diese Saison noch für die Pinguine drin?

Müller Platz sechs ist noch nicht so weit entfernt. Mit zwei Siegen in Folge ist man wieder gut im Rennen. Unser Ziel bleibt Platz zehn. Wenn wir unsere Leistungen konstanter abrufen, wird das auch machbar sein. Wir dürfen nur nicht mehr so die Punkte verschenken wie gegen Schwenningen oder Bremerhaven.

Was muss in Krefeld passieren, damit man die Ziele wieder höher stecken kann?

Müller Bei der Zusammenstellung der Mannschaft braucht man halt ein glückliches Händchen, um mal in einem Jahr zwei oder drei Spieler zu bekommen wie Kevin Clark oder Mark Voakes. Natürlich würde es den Job des Managers leichter machen, wenn wir mehr Sponsoren hätten. Leider ist das derzeit nicht der Fall. Daher muss man mit dem auskommen, was zur Verfügung steht.

Hat die DEL in Krefeld eine Zukunft?

Müller Auf jeden Fall. Dieser Standort muss erhalten bleiben. Dafür muss alles getan werden. Man hat hier mit den Eisflächen perfekte Voraussetzungen, von denen andere Vereine nur träumen können. Man weiß natürlich noch nicht, was mit den Hallen passieren wird. Du hast hier eine tolle Arena, gute Jugendarbeit und eine tolle Fanbasis.

Wird Marcel Müller dem Standort Krefeld erhalten bleiben? Sie machen ja mit sehr guten Leistungen beste Werbung für sich.

Müller Darüber mache ich mir derzeit keine Gedanken. Auf mich ist auch keiner zugekommen. Ich will jetzt erstmal weiter vernünftiges Eishockey spielen. Alles andere lenkt nur ab.

Spielen auch private Gründe eine Rolle?

Müller Das muss man abwarten. Da wo wir wohnen, fühlen wir uns sehr wohl. Wir haben hier eine coole Clique.

H.-G. SCHOOFS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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