Krefelder Stadionsprecher über seine Rede "Ich wollte es nur anders als Standard machen"

Krefeld · Mit Blick auf den Terror in Berlin und die Erschießung des mutmaßlichen Täters wollte Kristian Peters-Lach als Stadionsprecher im Königpalast vor dem Derby der Krefeld Pinguine gegen Köln nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Dann fand er Worte, die ganz Deutschland rührten.

 Kristian Peters-Lach war gestern wieder im Einsatz. "Ich möchte mich einfach nur von Herzen bedanken", sagte er mit Blick auf die vielen positiven Reaktionen aus ganz Deutschland auf seine Rede von Freitagabend.

Kristian Peters-Lach war gestern wieder im Einsatz. "Ich möchte mich einfach nur von Herzen bedanken", sagte er mit Blick auf die vielen positiven Reaktionen aus ganz Deutschland auf seine Rede von Freitagabend.

Foto: Lammertz

Eine emotionale Anti-Terror-Rede vom Krefelder Eishockey-Stadionsprecher Kristian Peters-Lach ist übers Weihnachtswochenende zum Youtube-Hit mit deutschlandweiter Beachtung geworden. Peters-Lach hatte vor dem Derby der Krefeld Pinguine gegen Köln bewegende Worte zum Terroranschlag von Berlin gefunden. Die Deutsche Eishockey Liga postete daraufhin das Video der Ansprache bei Facebook, bis Samstagmorgen sammelte es mehr als 15.000 Likes und wurde mehr als 9000 Mal geteilt. Mindestens eine halbe Million User sahen sich das Video an. Die Rede verbreitet sich über Facebook und Internet-Nachrichtenplattformen bis nach Berlin: Dort berichtete unter anderem die Berliner Morgenpost über die Krefelder Rede. Peters-Lach reagierte gestern gerührt und bescheiden: "Es war niemals mein Ansinnen, mit dieser Rede viral zu werden und auf einmal im Express oder Focus zu stehen. Ich wollte es nur anders als Standard machen", erklärte er. Dabei sollte er zunächst gar keine eigenen Worte verwenden. Die Eishockey Liga hatte ursprünglich ein paar kurze Sätze vorbereitet, die einheitlich auf den Terroranschlag von Berlin mit zwölf Toten eingehen sollten. Peters-Lach bat darum, für Krefeld eigene Worte wählen zu dürfen - man ließ ihn gewähren.

Die Reaktionen auf die Rede sind überwältigend positiv. "Dem ist nichts hinzuzufügen! Danke für diese Worte nach Krefeld!", schreibt ein User, ein anderer meint: "In meinem Leben habe ich kaum eine Rede gehört, die so zu Herzen geht! 1000 Dank für diese Worte!!!"

Schon die Reaktion der rund 8000 Fans im Krefelder Königpalast zeigte, dass Peters-Lach den Nerv vieler Menschen getroffen hatte: Außergewöhnlicher Applaus brandete auf. Peters-Lach begann damit, die Ereignisse in Berlin und die Erschießung des mutmaßlichen Attentäters zu schildern. "Der Terror ist immer weit weg, denkt man sich. Bis vergangenen Montag war auch Berlin räumlich weit weg, aber tatsächlich ist seit diesem Tag der Terror in unser Wohnzimmer gekommen", sagte Peters-Lach.

In der Halle wird es still, trotz des Derby-Fiebers hören die Fans zu. "Leben und Sicherheit wurden ausgelöscht und zerstört, nur aufgrund von blindem Hass. Hass auf unsere Werte, unsere Kultur, unser Miteinander", fährt Peters-Lach fort. Das Wort Hass bezeichnet er als die internationale Sprache des Terrors, die leider von immer mehr Menschen gesprochen werde. Die Erschießung des Attentäters bezeichnet Peters-Lach als schwachen Trost für die schlimmen Ereignisse in Berlin. Dann wird es richtig emotional. Peters-Lach sagt, dass das Weihnachtsfest, ein religiöses Fest ansteht und es dabei "insbesondere um gegenseitigen Respekt" geht. Respekt vor allem vor der Herkunft der verschiedenen Menschen. Dabei zählt er die Herkunftsländer der Spieler auf, die an diesem Abend auf dem Eis stehen: Amerikaner, Kanadier, Schweden, Finnen, Dänen und Letten. "Sie spielen gegeneinander, sind aber in ihren Mannschaften eine geschlossene Einheit, eine Familie, ein Team. Ganz gleich, woher er stammt oder welche Sprache er spricht", erklärt Peters-Lach.

Im Eishockey werden gemeinsame Werte gelebt, "insbesondere geht es aber um den Wert Liebe", sagt er: "Liebe kennt keine Herkunft, keine Religion, keine Orientierung. Liebe ist universell, und sie ist stärker als Hass, die Sprache der Dummen." Hass sei nicht nur die Sprache der Terroristen, sondern aller, die "aus ihren Taten versuchen, politisches Kapital zu schlagen." Braune Dummheit befeuere diese Sprache des Terrors, weil sie "einfältig, zwieträchtig und gefährlich ist." Nach diesem Satz applaudiert das Publikum zum ersten Mal.

Es folgt ein Appell an die Zuschauer: "Lasst uns gemeinsam applaudieren für die Menschen, die jetzt unsere Gedanken und Kraft so dringend brauchen. Lasst uns gemeinsam applaudieren für die Menschen, die sich für unsere Sicherheit engagieren. Lasst uns gemeinsam applaudieren für die Menschen, die nicht wegschauen, sondern helfen."

Diese Sätze muss Peters-Lach lauter als seine bisherigen Worte sprechen, weil die rund 8000 Zuschauer bereits seinem Appell folgen und klatschen. "Lasst uns lauter sein als die, die die Sprache des Terrors in die Welt bringen wollen", sagt er weiter. Und jetzt beginnt die Halle zu toben. "Lasst uns aufstehen und lauter sein aus lauter Menschenliebe", endet der Stadionsprecher. Seine letzten Worte gehen beinahe in dem Lärm unter.

Peters-Lach reagierte überrascht auf die bundesweite Beachtung: "Ich möchte mich einfach nur von Herzen bedanken. Es war niemals mein Ansinnen, mit dieser Rede viral zu werden und auf einmal im Express oder Focus zu stehen", erklärte er gestern. "Ich wollte es nur anders als Standard machen. Dazu waren die Ereignisse zu aufwühlend. Dazu waren eure vielen Ideen sehr inspirierend. Es macht mich selbstverständlich stolz, dass es solche Reichweite erzielt. Viel stolzer aber macht mich, dass ich offenbar einer Vielzahl von Menschen aus dem Herzen sprechen durfte. Das macht die ganze Sache für mich erst besonders. Weil es ein unwahrscheinliches Privileg ist, dem Ausdruck verleihen zu dürfen, was offenbar eine große, beruhigende Mehrheit der Menschen denkt. Insofern seid ihr alle viel größer als das, was ich sagen durfte. Der Dank gilt euch! Ich hab euren Gedanken bloß meine Stimme geben dürfen."

(RP)
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