Niklas Treutle "Mehr Potenzial als es die Tabelle aussagt"

Krefeld · Der neue Torwart der Krefeld Pinguine erzählt von seiner Zeit in den USA und warum er nach Krefeld gewechselt ist.

 Niklas Treutle glaubt an das Potenzial der Pinguine.

Niklas Treutle glaubt an das Potenzial der Pinguine.

Foto: samla.de

Nach DEL-Stationen in Hamburg, in München und in ihrer Heimatstadt Nürnberg sind Sie nun bei den Krefeld Pinguinen gelandet. Warum haben sie sich für ein derzeitiges Kellerkind der DEL entschieden?

Treutle Nachdem mein Probevertrag in Finnland nicht verlängert wurde, stand ich ohne Verein da. Die Verantwortlichen der Pinguine haben sich am Dienstag in der vergangenen Woche bei meinem Berater gemeldet, und am Donnerstag habe ich bereits den Vertrag unterschrieben. In meiner Situation war es mir wichtig, dass ich schnell einen Verein finde, wo ich auch spielen kann. Die Mannschaft hier in Krefeld hat viel Potenzial, und ich glaube, es war für mich die beste Entscheidung.

Sie haben bereits in Deutschland, Amerika und in Finnland gespielt. Wo liegen die Unterschiede im jeweiligen Eishockey?

Treutle In Amerika geht alles viel schneller. Die Scheibe kommt immer schnell zum Tor, es gibt kaum Spielzüge, als Torhüter stehst du immer unter Beschuss. Diese Spielweise liegt mir eigentlich. In Finnland legt man mehr Wert auf Spielzüge und Kombinationen, die Spieler schießen nicht gerne aufs Tor. Hier in Deutschland wird eine Mischung aus beiden Systemen gespielt, wobei die Spielweise hier doch mehr dem amerikanischen Stil ähnelt.

Sie wurden in Nürnberg geboren, haben aber im Nachwuchs in Köln gespielt. Weshalb Köln?

Treutle Nürnberg hatte damals keine Mannschaft in der DNL, deswegen zog es mich nach Köln. Rupert Meister hat mich damals in die Domstadt geholt, und ich konnte dort einen großen Schritt nach vorne machen.

Ihr DEL-Debüt haben Sie dann doch für Nürnberg gegeben und gleich gegen Kassel gewonnen. Dann ging es in die 2. Liga nach Crimitschau und dann nach Hamburg. Warum ging es für Sie in Nürnberg nicht weiter?

Treutle Hamburg hat sich damals für mich interessiert. Ich bekam dann bei den Freezers auch eine Förderlizenz für einen Zweitligisten. Die Hamburger gaben mir damals das Gefühl, dass sie mich unbedingt haben wollten, deshalb war es damals die richtige Entscheidung.

In München kamen Sie 30 Mal in der Saison 2014/15 zum Einsatz. War das bislang Ihre beste DEL-Saison, und kam deshalb der Ruf aus Arizona?

Treutle Ja, das war die Saison wo, ich zeigen konnte, dass ich ein Nummer 1-Torhüter in der DEL bin. Auch durch meine gute Statistik sind die Scouts auf mich aufmerksam geworden, und es kam der Anruf aus Arizona. Das war das, was ich immer wollte.

Sie kamen nur zwei Mal in der NHL zum Einsatz, ansonsten immer nur im Farmteam. Woran hat es gelegen?

Treutle Mir war klar, dass es ein schwerer Schritt in die NHL ist. Im Trainingscamp waren sieben Torhüter. Zu so einem Konkurrenzkampf gehören Geduld, Glück und gute Leistungen im AHL-Farmteam. In meinem ersten NHL-Spiel nahm mich der Trainer vom Eis, obwohl ich kein Gegentor bekommen habe, bei meinem zweiten Einsatz habe ich nicht meine beste Leistung gebracht. Das Jahr in den USA hat mich in meiner Entwicklung trotzdem weiter gebracht.

Im Sommer ging es zur Probe nach Finnland. Weshalb haben Sie sich für den Erstligisten Kookoo entschieden?

Treutle Es gab auch andere Optionen, etwa aus Österreich. Ich habe mich für Kookoo entschieden, weil ich wusste, dass die finnische Liga eine sehr gute Liga ist. Es hat dann aber doch nicht so geklappt.

Nun sind Sie bei den Pinguinen, Ihrer vierten Station in der DEL.

Treutle Wir haben hier ein Team mit mehr Potenzial, als es zur Zeit die Platzierung in der Tabelle aussagt. Krefeld kenne ich etwas durch die Spiele mit Hamburg und München im Königpalast.

Was sagen Sie über ihre neu Mannschaft und speziell über ihren Torwartkollegen Patrick Galbraith?

Treutle Die Jungs sind sehr nett, wir haben eine gute Stimmung in der Kabine. Einige kenne ich aus den U-Nationalmannschaften. Ich habe gesehen, dass der Einsatz stimmt, und vor unserem Tor blocken sie viele Schüsse, das hilft dem jeweiligen Torhüter. Patrick kannte ich vorher nicht, er ist ein sympathischer Typ. Wir wollen bald in der Freizeit etwas zusammen unternehmen.

Meistens kommt nur ein Torhüter im Spiel zum Einsatz. Wie schätzen Sie den Konkurrenzkampf mit Galbraith ein, und gibt es klare Absprachen über eine Anzahl von Spielen?

Treutle Nein, es gibt keine Absprachen. Es ist gut für die Mannschaft, wenn wir uns gegenseitig antreiben, um Spiele zu gewinnen. Ich will so häufig wie möglich im Tor stehen. Dafür arbeite ich, und ich will dann auch die Spiele gewinnen.

Welche Platzierung ist nach der Hauptrunde möglich?

Treutle In der augenblicklichen Lage sollten wir nicht so viel über Platzierungen sprechen. Wir müssen schauen, dass wir Leistungen bringen wie am vergangenen Wochenende, und dann sollte uns der Weg in die Top-Ten führen. Vielleicht ist zum Abschluss der Hauptrunde Platz sechs drin, aber wir müssen jetzt erst mal sehen, dass wir unten raus kommen.

Sind Sie allein nach Krefeld gekommen. Was machen Sie, wenn Sie nicht im Training oder im Spiel sind?

Treutle Ja, ich bin allein hier in Krefeld. Meine Freundin Maike, mit ihr bin ich seit 18 Monaten zusammen, lebt und arbeitet in München. Ich hoffe natürlich, dass sie mich häufiger besucht. Aber an eine Fernbeziehung haben wir uns schon gewöhnt, schließlich war ich in der vergangenen Saison in den USA. Ansonsten bin ich gerne unterwegs, gehe mal in die Stadt einen Kaffee trinken und besuche gerne Sportevents, vor allem Fußball und American Football.

(RP)
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