Krefeld Pinguine Schulz: "Mit Schäfer keine Zukunft"

Beim letzten Saisonspiel war sein Platz im König-Palast leer: Wolfgang Schulz wollte sich gestern das Duell gegen Kassel nicht anschauen. "Ich habe momentan keine Lust mehr auf Eishockey", sagte der Ende Oktober nach zehn Jahren Amtszeit zurückgetretene Aufsichtsratsvorsitzende im Gespräch mit unserer Zeitung. Er ist bis ins tiefste Innere hinein enttäuscht, dass er die Schuld für diese insgesamt negative Saison auf sich nehmen soll: "Die Angriffe gegen mich und die falschen Behauptungen in der Presse haben mich getroffen." Warum hat er sich bisher nicht gewehrt? "Ich bin nicht der Typ, der jeden Mist richtig stellen muss", sagt der 63-Jährige. Als Retter des Krefelder Profi-Eishockeys besitzt Schulz sicher einen genau so großen Anteil wie Wilfrid Fabel, dass die Pinguine seit 15 Jahren in der DEL eine sehr gute Rolle spielen. "Seit zehn Jahren habe ich sehr viel Zeit und Geld ins Eishockey investiert. Aber momentan bin sehr weit davon weg, das weiter zu tun", sagt der erfolgreiche Stahl-Unternehmer aus Oppum.

Dass es in der GmbH nach vielen Jahren des Einklangs jetzt zum Machtkampf gekommen ist, hängt für Schulz alleine mit Wolfgang Schäfer zusammen: "Mit diesem Geschäftsführer haben die Pinguine keine Zukunft mehr. Wir sind ein Dienstleistungsbetrieb. Da müssen wir alles unternehmen, damit unsere Sponsoren und unsere Kunden zufrieden sind. Auch das Marketing muss professioneller werden. Iserlohn macht es uns doch vor, wie man so etwas macht. Mit Wolfgang Schäfer ist das alles nicht möglich."

Fabels Erfüllungsgehilfen

In den letzten Jahren hätten sich auch immer wieder Spieler bei ihm über deren gestörtes Verhältnis zur Geschäftsstelle beklagt. Einer, der das einst nach seinem Wechsel zu Adler Mannheim öffentlich tat, war der leider im letzten Jahr verstorbene Robert Müller. Schulz will den langjährigen Geschäftsführer nicht einfach rauswerfen: "Er hat als Zahlmeister große Verdienste. Er soll keinen Schaden haben, wenn er uns verlässt." Dass Schulz die Geschäftsstelle vom König-Palast in seine Firma verlegen will, bezeichnet er als "Schwachsinn". Auch dass er die Alleinherrschaft übernehmen wolle, sei "quatsch": "Der Alleinherrscher ist Wilfrid Fabel. Und das ist gut so. Ohne ihn gibt es in Krefeld kein Eishockey. Wir sind seine Erfüllungsgehilfen gewesen." Wie groß die Chance ist, dass die Pinguine auch in der neuen Saison in der DEL spielen werden, kann Schulz derzeit nicht sagen: "Ich hoffe von ganzem Herzen, dass es weitergeht. Die GmbH hat von mir schon ein sechsstelliges Darlehn, das ich im Herbst zurückbekommen sollte. Trotzdem bin ich weiter bereit zu helfen, aber ohne Schäfer." So würden auch einige Gesellschafter denken: "In der Kürze der Zeit neue, junge Gesellschafter zu finden, ist nicht abwegig, aber zweifelhaft. Besonders, wenn sie sich mit 50 000 Euro beteiligen sollen. Mitreden wollen viele, Geld geben nur wenige. Wir müssen innerhalb der nächsten zwei Jahre die Strukturen der GmbH verändern und versuchen, junge Leute zu finden." In der kommenden Woche werden sich die Gesellschafter erneut treffen. "Ich hoffe, dass dabei endlich der gordische Knoten durchschlagen wird", sagt Schulz.

(RP)
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