80 Jahre Eishockey in Krefeld Schwarz-gelbe Tradition, die ewig jung bleibt

2016: · Krefeld entwickelte sich nach dem Bau der Rheinlandhalle zu einer Eishockey-Hochburg. In den vergangenen 80 Jahren erlebte die schnellste Mannschaftssportart der Welt viele Höhen und Tiefen.

Bilder aus 80 Jahren Eishockey in Krefeld
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Foto: Lammertz Thomas

Da es in Krefeld keine Eishockey-Spieler gab, lockte Willi Münstermann Kanadier in die Seidenstadt, die als "German Canadiens", später auch "Krefeld-Kanadier" genannt, am 7. November vor 8000 Zuschauern gegen den Berliner SC das erste Eishockey-Spiel in der heutigen Rheinlandhalle bestritten, das 0:0 endete.

In der Saison 1950/51 wurde der KTSV Preussen Krefeld Deutscher Meister. Am 2. März 1951 gewann das Team vor ausverkauften Rängen und Tausenden Fans vor dem Stadion das Entscheidungsspiel gegen den EV Füssen nach 0:2-Rückstand mit 3:2. Herausragende Akteure der Preussen waren der Schwede Gösta "Lulle" Johansson, Torhüter Heinz Wackers, Herbert Schibukat, Erich Konecki, Rudi Weide oder Walter Kremershof.

Ein Jahr nach den Preussen holte der Krefelder EV den Titel. Nachdem der KEV die Punkterunde gemeinsam mit dem SC Riessersee auf Platz eins beendet hatte, fand in Mannheim das "Endspiel" statt. Beim Spielstand von 4:4 erzielten Hans Georg Pescher und Walter Schmidinger die entscheidenden Treffer zum 6:4-Sieg. Bester Krefelder war Torwart Ulli Jansen.

Die Rheinlandhalle war Austragungsort des WM-Endspiels zwischen Kanada und Russland (Endstand 5:0). Nach der WM zog sich Willi Münstermann aus der Eishockey-Szene zurück.

Die Machtkämpfe zwischen Preussen und KEV endeten im Juli mit dem Aus der finanziell stark angeschlagenen Preussen. Einen Teil des Teams übernahm der KEV.

Nach einer sportlichen Durststrecke ging es ab der Saison 74/75 wieder aufwärts. Verantwortlich waren dafür hauptsächlich Torwart Jan Marek und der mehrfache Bundesliga-Torschützenkönig Dick Decloe. Zwei Spielzeiten darauf wurde die Mannschaft dank des finanzkräftigen Supermarkt-Großhändlers Heinz Holtschneider nochmals verstärkt. Dabei entpuppte sich der Kanadier Vic Stanfield als bester Verteidiger der Liga. Er wurde in Krefeld zum Idol. Seine Rückennummer (4) wurde nie mehr vergeben. Der KEV beendete die Saison 76/77 als Vizemeister.

Im Juli musste der KEV beim Amtsgericht Krefeld Konkurs anmelden. Am 4. August verweigerte der DEB dem KEV die Lizenz für die Bundesliga. Es wurde unter dem Vorsitz des Großgastronomen Willy Furth der EHC Krefeld gegründet, der in der viertklassigen Regionalliga spielen musste und gleich in die Oberliga aufstieg. Unvergessen war dabei der 48:0-Heimsieg gegen Bielefeld vor 4000 Zuschauern.

Nach dem Aufstieg in die 2. Liga wurde im Januar aus dem EHC Krefeld der Krefelder EV 81, der zehn Jahre der 2. Liga angehörte.

"Hier kommt der KEV", schallte es am 26. März in der Rheinlandhalle kurz nach 22 Uhr auf den Tribünen aus allen Kehlen. Kapitän Uwe Fabig und seine Teamkollegen tanzten auf dem Eis. Der KEV hatte mit einem 6:1-Sieg im dritten Relegationsspiel gegen den PEV Weißwasser die Rückkehr in die Bundesliga geschafft. Zu Saisonbeginn hatte das Team noch am Tabellenende der 2. Liga gestanden. Dann verpflichtete der 1. Vorsitzende Uli Urban den kanadischen Trainer Mike Zettel, den tschechischen Nationaltorwart Karel Lang und Torjäger Francois Sills. Das zahlte sich am Ende mit dem Aufstieg aus.

Der KEV schied in der neuen DEL im Play-off-Halbfinale gegen Landshut aus. Dunkle Wolken zogen im Sommer über der Rheinlandhalle auf. Uli Urban musste den Weg zum Konkursrichter gehen. Doch anders als 1978 blieb die Lizenz dank Wilfrid Fabel mit einer beispiellosen Rettungsaktion erhalten. Es wurde die KEV Pinguine GmbH gegründet.

20 000 Fans feierten am 21. April auf dem Platz vor dem Seidenweberhaus den Deutschen Meister Krefeld Pinguine, der in Köln das entscheidende fünfte Play-off-Endspiel gegen die Haie mit 3:1 gewonnen hatte. Im Team um Kapitän Gary Shuchuck ragte das "magische Dreieck" Brandner/Purdie/Augusta heraus, das als beste Überzahlformation aller DEL-Zeiten in die Geschichte einging.

Beim 1978 gegründeten Schlittschuhclub Krefeld wurde die Eishockey-Abteilung ausgegliedert und als EHC Krefeld-Niederrhein "Die Preussen" weitergeführt. In diesem Jahr bilden "Die Preussen" und der Krefelder EV 81 eine Spielgemeinschaft, die am Grünen Tisch in die dritthöchste Klasse (Oberliga) aufgenommen wurde. Am 21. Mai versetzt eine Nachricht ganz Eishockey-Deutschland in einen Schockzustand. Torwart Robert Müller hat den Kampf gegen einen Hirntumor kurz vor seinem 29. Geburtstag verloren.

Am 16. April sorgen acht neue Gesellschafter mit einer Einlage von je 10 000 Euro dafür, dass die DEL-Lizenz nicht gefährdet ist. Zu den Gesellschaftern zählt auch ein Verein, die Pinguine Supporters, ein Novum im deutschen Eishockey. Ende Juli droht dem Standort Krefeld erneut das Aus. Sieben der acht Alt-Gesellschafter sichern mit je 50 000 Euro den Spielbetrieb. Zwei Wochen später der nächste Schock. Geschäftsführer Wolfgang Schäfer tritt zurück. Hauptsponsor RWE stellt seine Unterstützung ein. Die GmbH ist für die nicht überraschende Entwicklung gerüstet. Mit Robert Haake wird schnell ein neuer Geschäftsführer gefunden, der sich als Glücksgriff entpuppt.

Sportlich geht es endlich wieder aufwärts. Trainer Rick Adduono führt in seiner ersten kompletten Saison in Krefeld das Überraschungsteam der Hauptrunde ins Play-off-Halbfinale. Im längsten Play-off-Spiel der Krefelder DEL-Geschichte (87 Minuten) scheiden die Pinguine gegen Wolfsburg aus.

Der Aufsichtsrats-Vorsitzende Wilfrid Fabel tritt zurück und wird durch den KEV-Vorsitzenden Jörg Hellwig ersetzt. Der tritt bereits 30 Tage später zurück. Kurz nach Saisonbeginn geht für die KEV-Fans ein Traum in Erfüllung. Durch den Lookout in der NHL feierte Christian Ehrhoff im Heimspiel gegen Hamburg sein Comeback bei den Pinguinen und absolviert bis zum Ende des Lookouts 32 DEL-Spiele.

Die Pinguine beenden die Hauptrunde mit der besten Platzierung ihrer DEL-Geschichte (Platz 2). Doch bereits im Play-off-Viertelfinale zerschlug sich im Duell mit Ingolstadt die Hoffnung auf den zweiten DEL-Meistertitel. Im August feierten die Pinguine als Gründungsmitglied der Champions Hockey League ihr Debüt in der europäischen Königsklasse. Kurz vor Jahresende sorgen die Pinguine für eine spektakuläre Vertragsverlängerung, die sogar im Ausland Aufsehen eregt: Daniel Pietta unterschreibt einen Zehnjahresvertrag.

Der lange Streit zwischen der KEV Pinguine Eishockey GmbH und der Seidenweberhaus GmbH als Betreiber des KöPa um den neuen Mietvertrag endet am 10. Februar. Anfang November muss Trainer Rick Adduono seinen Platz an der Bande räumen. Er geht als erfolgreichster Pinguine-Coach in die Geschichte ein. Sein Nachfolger heißt Franz Fritzmeier.

Am 16. März war es endlich offiziell: Der KEV 1981 hat im Fünf-Sterne-Programm des DEB und der DEL die volle Sterneanzahl erreicht und gehört somit zu den besten Ausbildungsclubs in ganz Deutschland.

(RP)
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