Herberts Vasiljevs Ziel: noch ein Highlight mit den Pinguinen

Krefeld · Der Kapitän der Pinguine spricht über seine Verletzung, die abgelaufene Saison und eine mögliche Zukunft bei den Krefeldern.

Herberts Vasiljevs: Ziel: noch ein Highlight mit den Pinguinen
Foto: Lothar Strücken

Herr Vasiljevs, wie geht es Ihnen, und wie verläuft die Heilung Ihrer rechten Schulter nach der schweren Verletzung aus dem Heimspiel gegen Hamburg am 15. Februar?

Herberts Vasiljevs Die notwendige Operation habe ich gut überstanden, und auch die Reha läuft nach Plan. Mit dem Heilungsprozess bin ich zufrieden, so dass es mir im Augenblick gut geht. Ich bin noch bis Ende Juni krankgeschrieben, und hoffe dann, wieder bei 100 Prozent zu sein. Im Folgemonat hoffe ich, dann noch mal zehn Prozent draufpacken zu können, um im August wo auch immer topfit aufs Eis gehen zu können. (der Vertrag mit Herberts Vasiljevs ist zum Ende dieser Spielzeit ausgelaufen und bislang noch nicht verlängert - Verhandlungen über einen neuen Kontrakt laufen aber zurzeit, die Red.)

Sie haben in den vergangenen vier Jahren drei schwere Verletzungen erlitten, die Sie zu langen Pausen gezwungen haben. Wie hart ist es, immer wieder in der Reha für ein Come-back zu arbeiten, und wie steckt man so schwere Verletzungen vom Kopf her weg?

Vasiljevs Im ersten Moment denkst, dass die ganze Welt gegen dich ist. Das ist dann ein richtiger Tiefpunkt und sehr schwer zu verarbeiten. Mit diesem Risikofaktor musst du aber leben können, sonst kannst du diesen Job als Profisportler nicht ausüben. Vom Kopf her stecke ich das eigentlich immer ganz gut weg. In der Reha nehme ich mir vor, besser und fitter zurückzukommen als vorher.

In wenigen Wochen werden Sie 39 Jahre alt. Sollten Sie ihren Vertrag hier in Krefeld noch mal verlängern, bedeutet das dann auch, dass Sie hier Ihre Profikarriere beenden, die 1994 noch in der Rheinlandhalle begonnen hat?

Vasiljevs Wenn ich hier in Krefeld noch mal unterschreibe, dann konzentriere ich mich zunächst ganz auf die neue Saison. Ich möchte noch einmal ein richtiges Highlight mit den Pinguinen erleben, das ist mein Ziel. Was danach kommt, weiß ich noch nicht. Da ist das Schlusswort noch nicht gesprochen, Fortsetzung folgt.

Was haben Sie nach Ihrer Karriere als aktiver Spieler vor? Werden Sie dem Eishockeysport in anderer Funktion erhalten bleiben, vielleicht sogar hier in Krefeld?

Vasiljevs Ich möchte sicherlich im Bereich Eishockey bleiben. Was ich da genau machen werde, das kann ich allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Vielleicht kann ich bereits jetzt im Trainingsalltag etwas helfen und vor allem junge Spieler unterstützen.

In der vergangenen Saison lief es bei den Pinguinen nicht immer rund. Es gab während der Saison neben der Top-Nachverpflichtung von Marcel Müller auch zwei Vertragsauflösungen von Francois Methot und Adam Courchaine. Das Minimalziel, die Pre-Play-offs, wurde auf dem letzten Drücker erreicht. Dort war aber trotz guter Leistungen nach drei Spielen Schluss. Was sagen Sie als Kapitän zum Saisonverlauf?

Vasiljevs Das war eine unbefriedigende Saison. Wir hatten mehr Potenzial, was wir aber nicht ausgeschöpft haben. Wir haben es nicht geschafft, konstant zu spielen. Wir haben als ganzes Team nur in sehr wenigen Spielen eine gute Leistung gebracht. Am Ende konnte man sehen, welche Möglichkeiten wir hatten. Wolfsburg war nicht besser als wir, sondern nur etwas cleverer.

Mit Marcel Müller verlässt ein Top-Stürmer die Pinguine, ansonsten bleibt die Mannschaft aber zu einem großen Teil unverändert, vor allem die sogenannte deutsche Fraktion bleibt komplett an Bord. Was dürfen die Fans der Pinguine in der neuen Saison von der Mannschaft erwarten?

Vasiljevs Müller ist ein Top-Spieler in der DEL, der viel Eiszeit bekommen hat und wo auch die Chemie mit Daniel Pietta stimmte. Wenn andere Spieler viel Eiszeit bekommen, entwickeln sie sich vielleicht auch zum Top-Scorer. In der kommenden Saison werden die deutschen Spieler bei den Pinguinen eine sehr große Rolle spielen, und das ist auch wichtig für die Zukunft des Eishockeys in Krefeld. Wenn es um Neuzugänge geht, da setze ich auf Herrn Schulz (Vorsitzender des Aufsichtsrates der Krefeld Pinguine GmbH, die Red.) und Rüdiger Noack (Sportlicher Berater der Pinguine), sie werden da gute Arbeit leisten. Das Team muss in der kommenden Saison konstanterer Leistungen zeigen.

Im Augenblick findet in Tschechien die Eishockey-Weltmeisterschaft statt. Bei zehn WM-Turnieren haben Sie für Ihr Heimatland Lettland gespielt. Wären Sie auch jetzt wieder dabei gewesen?

Vasiljevs Ja, es gab da im Januar bereits Gespräche, und ich wäre natürlich auch gerne noch mal dabei gewesen, aber das hat sich ja nun erledigt, was natürlich für mich sehr schade ist. Ich fahre aber in den nächsten Tagen nach Prag, um das Team zu treffen und um mich über einige Dinge im internationalen Eishockey zu informieren.

Wer ist Ihr Favorit auf den Weltmeistertitel, und was trauen Sie der deutschen Mannschaft mit Ihren Mannschaftskollegen Daniel Pietta und Oliver Mebus zu?

Vasiljevs Favorit sind für mich ganz klar die Schweden mit ihren Top-Stars aus der NHL. Dem deutschen Team traue ich den Klassenerhalt zu - aber nicht auf Kosten von Lettland. Vielleicht schafft auch eine der beiden Mannschaften den Sprung ins Viertelfinale. Ich habe übrigens mit Daniel Pietta um ein Essen gewettet , dass Lettland nach der Vorrunde vor Deutschland platziert ist.

Die Pinguine haben mit Axel Nagel vor einigen Tagen einen neuen Geschäftsführer vorgestellt. Hatten Sie bereits Kontakt mit ihm, und wie sollte die Zusammenarbeit eines Geschäftsführers mit dem Mannschaftskapitän aussehen?

Vasiljevs Wir haben uns bereits mehrmals getroffen, vor allem dann, wenn ich im Stadion meine Reha-Einheiten absolviert habe. Er macht einen sehr guten Eindruck auf mich, und ich hoffe, dass er Ruhe und feste Strukturen in den Verein bringt. Verbindungsglied zwischen der Mannschaft und dem Geschäftsführer ist eigentlich Rüdiger Noack. Da muss alles passen, das ist dann gut für das Team.

Wenn Sie Ihren Vertrag noch einmal bei den Pinguinen verlängern sollten, wie sehen Sie dann ihre Rolle im Team in der kommenden Saison?

Vasiljevs Ich sehe mich dann als Führungsspieler, und vor allem als Vorbild für unsere vielen jungen Spieler. Ich muss dem Trainerteam dann auch helfen, die Mannschaft zu führen. Das werde ich, wenn ich hier bleibe, auch sicherlich verstärkt machen, gerade auch im Hinblick auf meine weitere berufliche Zukunft.

Wie ordnen Sie die Teilnahme der Pinguine an der Champions-Hockey-Liga ein?

Vasiljevs Das ist eine sehr gute Vorbereitung auf die DEL-Saison. Die Reihen können sich einspielen, man kann sehen, wer von den jungen Spielern auf diesem Niveau mithalten kann und für die neue Saison bereit ist. Man kann von diesen Mannschaften auch etwas abschauen, denn nur diese Tests gegen hochkarätige Mannschaften bringen die Pinguine weiter.

Herr Vasiljevs, zehn Jahre in Folge haben Sie nun für die Pinguine gespielt. Wie sieht Ihre Bilanz aus?

Vasiljevs Es war eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Ich habe in diesem Verein alles erlebt, bei den Pinguinen war es nie langweilig. Die Herausforderung bestand immer darin, besser zu sein als es erwartet wird. Meistens ist uns das auch gelungen. Der persönliche Höhepunkt meiner Karriere hier in Krefeld war im Jahr 2007, als ich in der DEL Spieler des Jahres geworden bin. Es war damals ein Luxus mit Spielern wie Boris Blank, Richard Pavlikovsky, Jan Alinc und Scott Langkow zu spielen. Die größten Teamerfolge hatten wir 2011 und 2013, als wir in beiden Jahren das Halbfinale erreicht haben und vor allem 2011 sehr unglücklich gegen Wolfsburg ausgeschieden sind. 2013 gegen Berlin waren wir vom Verletzungspech aus den Viertelfinalschlachten gegen Ingolstadt gebeutelt. Als ich 2005 nach Krefeld kam, war die Mannschaft gespalten. Wir hatten damals viele Einzelgänger, das hat sich inzwischen geändert. Finanziell sind die Pinguine aber heute noch genau so wie damals angeschnallt, daran hat sich leider nichts geändert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort