EX-NHL-Star als Bundestrainer Marco Sturm: der moderne Hans Zach

München · Beim Deutschland-Cup feiert Marco Sturm sein Debüt als Bundestrainer. Der frühere NHL-Star soll dem darbenden deutschen Eishockey zu neuer Blüte verhelfen.

Marco Sturm: Vom NHL-Star zum Bundestrainer
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Das ist Marco Sturm

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Foto: dpa, dna nic

Marco Sturm ist in der Öffentlichkeit eher ein Mann der leisen Töne, doch seine Spieler werden den neuen Eishockey-Bundestrainer anders kennenlernen - als modernen Hans Zach gewissermaßen. "Auf dem Eis muss jeder alles geben für die Mannschaft, da muss man manchmal auch ein bisschen strenger sein. Nur so kommt der Erfolg", sagte der frühere NHL-Star dem SID - und nannte "Alpenvulkan" Zach als eines seiner Vorbilder.

Sturm steht als Trainernovize und zugleich auch Generalmanager vor einer gewaltigen Aufgabe, die am Freitag mit dem Deutschland-Cup in Augsburg (6. bis 8. November) und Duellen gegen die Schweiz, die Slowakei sowie die USA beginnt. Sie lautet: dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB) neues Leben einzuhauchen, ein neues Gesicht und ein neues Selbstverständnis zu geben. "Ich bin nicht hier, um mich nach zwei Jahren wieder zu verabschieden. Ich will etwas aufbauen", sagt der 37-Jährige.

Gleichsam begleitet den gebürtigen Niederbayern ob seiner mangelnden Erfahrung an der Bande vernehmbare Skepsis. Irritieren lässt er sich davon freilich nicht. "Es gibt keinen in Deutschland, der mehr Eishockey-Erfahrung hat als ich", hält Sturm entgegen: "Ich weiß, was los ist, ich habe in der besten Liga der Welt gespielt - und diese Erfahrung kann mir keiner nehmen."

Marco Sturm verabschiedet sich in Landshut
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Marco Sturm verabschiedet sich in Landshut

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1006 Mal ist der einstige Außenstürmer in der nordamerikanischen Profliga NHL aufgelaufen, so häufig wie kein anderer Deutscher bislang. Den Spitznamen "German Rocket" verdiente er sich dabei. Und deshalb mag Sturm zwar ein Novize sein, ein heuriger Hase aber gewiss nicht. Er habe schon vor seinem Debüt gegen den Erzrivalen Schweiz (Freitag, 19.30 Uhr, Sport1) "für viel positive Resonanz gesorgt", sagt DEB-Präsident Franz Reindl: "Sein Name genießt international ein hohes Ansehen."

Und dieses Ansehen verschafft Sturm bei den Spielern eine tragfähige Basis, denn nicht zuletzt mit seinen engen Kontakten nach Nordamerika soll er den Stellenwert der DEB-Auswahl auf ein längst vergessenes Niveau heben. "Die Spieler sollen wieder gern zur Nationalmannschaft reisen", sagt Sturm, denn auch in den drei Jahren unter Vorgänger Pat Cortina war eine Absagenflut eben nicht die Ausnahme, sondern eine bedauerliche Regel.

Ebendies führte auch zu den überwiegend enttäuschenden Ergebnissen, die ihren negativen Höhepunkt im Verpassen der Olympischen Spiele 2014 hatten. Deshalb hat die Rückkehr aufs Olympia-Eis und damit das Qualifikationsturnier im September 2016 absolute Priorität. "Das ist das große Ziel. Wer einmal bei den Olympischen Spielen war, der wird das nie vergessen", sagt Sturm, dessen Arbeit insbesondere daran gemessen wird.

Sturm wird zwar mit seiner Frau und den beiden Kindern den Wohnsitz in Florida behalten, aber dennoch ein häufiger Gast auf den Tribünen der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sein - und trotz seiner ruhigen und eher zurückhaltenden Natur der erste Eishockey-Repräsentant. Seine Bekanntheit bringt "das deutsche Eishockey mehr ins Rampenlicht", sagt Sturm selbst.

Ein überzeugender Start mit einem Sieg beim Heimturnier würde da helfen und ist der klare Wunsch des DEB-Coaches. "Platz eins wäre natürlich für uns eine tolle Sache", sagt Sturm, der für sein Team noch einen ganz besonderen Anreiz hat. Der jeweils beste Spieler des Spiels wird mit dem legendären Pepita-Hut der vor fast vier Jahren verstorbenen Trainerlegende Xaver Unsinn ausgezeichnet. "Der Hut besitzt Kult", sagt Sturm. Vielleicht kann man das irgendwann auch wieder von der DEB-Auswahl sagen.

(areh/sid)
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