Eishockey-WM Deutschland braucht gegen Kanada ein kleines Wunder

Köln · Es ist das sprichwörtliche Duell David gegen Goliath. Als klarer Außenseiter geht die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ins WM-Viertelfinale gegen Kanada. Der Vorrundensieg gegen die USA macht Hoffnung.

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Der deutsche Kader für die Eishockey-WM 2019

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Foto: dpa/Armin Weigel

Das Ziel ist erreicht - und nun? "Jetzt freuen wir uns auf das Viertelfinale", sagt Frederik Tiffels, der mit seinem verwandelten Penalty beim 4:3-Sieg gegen Lettland dafür gesorgt hat, dass die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft die Runde der letzten acht erreicht hat. Im Viertelfinale trifft das Team von Bundestrainer Marco Sturm heute (20.15 Uhr/Sport1) auf den Titelverteidiger Kanada.

Dass die Partie gegen Lettland im Penaltyschießen gewonnen wurde, sagt noch nichts über die Dramatik der Begegnung aus. 2:0 führte Deutschland im Mitteldrittel, musste im Schlussabschnitt den Ausgleich hinnehmen und geriet vier Minuten vor Schluss mit 2:3 in Rückstand. Das Aus unmittelbar vor Augen, gelang Felix Schütz 33 Sekunden vor Schluss der Ausgleich. Dabei blieb es auch nach der Verlängerung.

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Deutschland - Lettland: die Bilder des Spiels

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Foto: dpa, mb gfh

Bei der Nominierung der drei Penaltyschützen sorgte Sturm für eine Überraschung und setzte sich gegen die Bedenken seines Assistenten Geoff Ward durch. Dominik Kahun, der bereits gegen die Slowakei den entscheidenden Penalty verwandelt hatte, und NHL-Star Leon Draisaitl waren gesetzt. Als dritten Spieler brachte der Bundestrainer Frederik Tiffels. Intuitiv, und doch aus gutem Grund. Der 21 Jahre alte gebürtige Kölner ist die Entdeckung der WM. Der College-Spieler ist der einzige Nicht-Profi und ganz dick befreundet mit Kahun und Draisaitl, dessen Mutter Tiffels' Patentante ist. Das Trio macht alles gemeinsam. "Die Drei sind, glaube ich, in einem Zimmer, auch wenn es nur ein Doppelzimmer ist", scherzte Sturm.

"Haben gesehen, dass wir eine große Nation schlagen können"

Das Ziel ist erreicht, die Luft raus? Die deutsche Mannschaft, der zuletzt 1996 beim 5:1 in Wien einer von insgesamt nur zwei Siegen in 35 WM-Spielen gelang, ist natürlich krasser Außenseiter gegen den 26-maligen Weltmeister. "Wir haben nichts zu verlieren", sagt Sturm. "Vor dem Spiel gegen Lettland standen wir unter Druck und waren nervös, das sind wir jetzt nicht mehr. Und wir haben gegen die USA gesehen, dass wir auch eine große Nation schlagen können." Tatsächlich hatte sein Team zum Turnierauftakt die Amerikaner mit 2:1 bezwungen, für die es die bisher einzige Niederlage war. Auch Draisaitl sieht durchaus eine Chance: "Jedes Team ist schlagbar."

Sein Vater Peter hat einst ein kleines Kapitel Eishockeygeschichte geschrieben. Bei den Olympischen Spielen 1992 traf Deutschland im Viertelfinale auf Kanada und erreichte das Penaltyschießen. Bei Draisaitls Versuch blieb der Puck auf der Linie liegen - das Aus für Deutschland. Sohn Leon war da noch nicht geboren. "Ich habe mir das aber ein paar Mal angeguckt", berichtet er. "Es war ganz witzig, nur für ihn wahrscheinlich nicht."

Alle sechs deutschen Vorrundenspiele waren ausverkauft. Für das Viertelfinale gibt es noch 5000 Karten. Nicht alle haben damit gerechnet, dass das Sturm-Team dabei ist. Das Ziel ist erreicht, doch der Weg geht noch weiter.

(ths)
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