Eishockey-WM Ausfälle und 13 Gegentore drücken aufs Gemüt

Köln · Patrick Hager gesperrt, Tobias Rieder verletzt: Ausgerechnet in der entscheidenden WM-Phase fehlen der deutschen Nationalmannschaft die wichtigsten Stürmer.

 Tobias Rieder liegt auf dem Eis.

Tobias Rieder liegt auf dem Eis.

Foto: dpa, hak

Tobias Rieder lächelte gequält, als die Kameras klickten. Auf einem Stuhl hatten seine Teamkollegen den NHL-Star für das WM-Mannschaftsfoto aufs Eis geschoben, an Krücken humpelte er anschließend in die Kabine. "Es ist halt scheiße", sagte der 24-Jährige. Die Eishockey-WM geht in die entscheidende Phase, und der beste deutsche Stürmer ist mit einem Syndesmoseriss nur noch Zuschauer.

Auch Patrick Hager tat sich schwer, ein freundliches Gesicht aufzusetzen. Der Doppeltorschütze wird der deutschen Nationalmannschaft im richtungweisenden Spiel am Mittwoch (20.15 Uhr/Sport1) gegen die Slowakei ebenfalls fehlen - allerdings durch eigene Schuld. "Es war keine Absicht, es war ein bisschen unglücklich", verteidigte sich der Kölner nach seiner Matchstrafe beim 3:6 gegen Russland, "meine Spielweise ist hart und oft an der Grenze, aber ich will niemanden verletzen."

Mit seinem Schlittschuhtritt in die Beine des russischen Kapitäns Sergej Mosjakin, der mit dem Hinterkopf auf das Eis knallte, hatte Hager seinem Team einen Bärendienst erwiesen. Denn nun fehlen im Schlüsselspiel die beiden stärksten Angreifer. "Einen Rieder, einen Hager kann man momentan nicht ersetzen", klagte Bundestrainer Marco Sturm, der den Kölner nicht nur als zweifachen Torschützen, sondern auch als "unseren besten Bullyspieler" vermisst: "Das tut weh."

Hager selbst wollte "das Thema nicht heißer kochen, als es ist". Er habe sich weder als Siegtorschütze beim 2:1-Traumstart gegen die USA als "der gefeierte Held, noch jetzt als der große Trottel gefühlt", sagte er trotzig nach dem Training am Dienstag zu den Journalisten: "Das ist das, was ihr daraus macht. Wir versuchen, uns auf unseren Job zu konzentrieren."

Nur noch moralische Unterstützung kann Rieder geben. Bei einem Zusammenprall mit seinem Mannschaftskollegen Brooks Macek war er umgeknickt. "Riss der vorderen Syndesmose im rechten Fuß" lautete am Dienstagmorgen die Diagnose nach weiteren Untersuchungen in der Media Park Klinik in Köln. Damit ist für den NHL-Stürmer die WM vorzeitig beendet - wie im Vorjahr in Russland, als er einen Teileinriss des Innenbandes im linken Knie erlitten hatte. "Es ist natürlich frustrierend, wenn es zweimal so blöd läuft", sagte Rieder.

Sturm bemühte sich, die trübe Stimmung aufzuhellen. "Wir müssen auch wieder lachen", verlangte der Bundestrainer: "Ich bin guter Dinge, dass morgen wieder die Sonne scheint."

Denn eigentlich ist die Ausgangslage vor den vier letzten Vorrundenspielen besser als vor der WM erwartet. Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) hat bereits drei Punkte auf dem Konto und trifft nun im Kampf um die Viertelfinalteilnahme auf die vermeintlich schwächeren Gegner. "Die drei Punkte sind ein Bonus", meinte Kapitän Christian Ehrhoff.

Doch die 13 Gegentore in den letzten beiden Spielen drückten aufs Gemüt. "Das muss man erstmal vom Kopf her verkraften", sagte Ehrhoff und forderte: "Wir müssen den Reset-Knopf drücken."

Denn noch hat Sturms Team alles selbst in der Hand. Das Duell mit der Slowakei sei "der Knackpunkt", meinte der Bundestrainer und verwies auf das Vorjahr: "Da haben wir 5:1 gewonnen, und danach lief es." Am Ende erreichte die deutsche Mannschaft erstmals seit fünf Jahren wieder die Runde der besten Acht.

(sid)
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