Eishockey-WM DEB-Team will die Großen ärgern

St.Petersburg · So erfolgreich wie seit 23 Jahren nicht mehr beendete das deutsche Eishockey-Nationalteam die Vorrunde bei der Weltmeisterschaft in Russland. Die Hoffnungen vor dem Viertelfinale sind groß. Doch nicht alles läuft nach Plan.

Eishockey-WM: Müder DEB-Pflichtsieg zum Vorrundenabschluss
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Müder DEB-Pflichtsieg zum Vorrundenabschluss

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Foto: ap, DL

Allen Verletzungssorgen zum Trotz will eine verschworene Gemeinschaft Eishockey-Geschichte schreiben. Obwohl mit Gastgeber Russland eine Topnation wartet, hofft das deutsche Nationalteam bei der Weltmeisterschaft auf einen Viertelfinal-Coup. Klappt es, wäre Deutschland erst zum dritten Mal seit 1953 und erstmals seit der Heim-WM 2010 unter den Top Vier. "Die Mannschaft hat Charakter. Es ist egal, wer kommt", sagte Bundestrainer Marco Sturm. Allerdings muss er sich wegen der Ausfälle ernsthafte Gedanken machen.

Bevor feststand, ob am Donnerstag Gastgeber Russland oder Schweden nächster Gegner ist, rissen die bitteren Nachrichten für den Deutschen Eishockey-Bund in St. Petersburg nämlich nicht ab. Felix Schütz musste am Montagabend als vierter Spieler in fünf Tagen passen. Der Stürmer verletzte sich beim 4:2 gegen Ungarn beim Zusammenprall mit dem eigenen Mitspieler Daryl Boyle am Knie.

"Das ist natürlich bitter. Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen", sagte Sturm. "Ich hoffe, dass noch eine Chance besteht. Wenn nicht, bekommen andere mehr Eiszeiten. Irgendwie geht es weiter." Eine harmonierende Sturmreihe mit Schütz und den Kölnern Patrick Hager und Philip Gogulla droht jedoch auseinanderzufallen.

"Jetzt darf aber wirklich gar nichts mehr passieren", warnte NHL-Verteidiger Korbinian Holzer. In den gemeinsamen erfolgreichen Tagen hat sich allerdings aus den deutschen Kufencracks eine Einheit entwickelt, die schon Charaktertests bestanden und mehrere Ausfälle weggesteckt hat. Allen voran den von NHL-Stürmer Tobias Rieder. Schon ohne den jungen Anführer trotzte die DEB-Auswahl den USA, schaffte mit dem 3:2 eine Überraschung. Nach Rieder meldeten sich noch Angreifer Gerrit Fauser und Verteidiger Torsten Ankert für den Rest der WM ab. Constantin Braun plagt sich zudem mit einer Schnittverletzung am Fuß. "Das ist eine Weltmeisterschaft, da muss man manchmal auf die Zähne beißen, auch wenn es weh tut", sagte Sturm.

Gestern gab er seinen Profis einen freien Tag zur Regeneration. Vier intensive Spiele in zuletzt fünf Tagen gingen an die Substanz. Schon der vierte Vorrundensieg gegen die Ungarn war somit das Ergebnis einer Energieleistung. Der hart erkämpfte Erfolg sprach erneut für den Charakter des Teams um Führungsspieler wie Starverteidiger Christian Ehrhoff und Kapitän Marcel Goc. Mit 13 Punkten und vier Siegen schloss die Auswahl die Vorrunde so erfolgreich wie seit 23 Jahren nicht mehr ab.

Bereits vor dem ersten Viertelfinale seit 2011 hat das deutsche Eishockey nach tristen Jahren an Ansehen gewonnen. Der Präsident des DEB, Franz Reindl, spürt gesteigerte Wertschätzung unter Funktionären. "Man merkt im ganzen Umfeld, in der ganzen Szene, dass man als Deutschland respektiert ist", sagte der Verbandschef gestern. "Was nicht unbedingt ein Vorteil ist. Man wird zu 100 Prozent ernst genommen."

(RP)
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