Neuer Eishockey-Weltmeister Russland tilgt die Olympia-Schmach

Nach 95 Tagen hat Eishockey-Rekordweltmeister Russland mit seinem 27. WM-Gold seine Schmach beim olympischen Heimspiel getilgt. Die Sbornaja um Superstar Alexander Owetschkin nahm mit dem 5:2 (1:1, 2:1, 2:0)-Sieg gegen Finnland im Finale von Minsk erfolgreich Revanche für die bittere 1:3-Pleite im Viertelfinale von Sotschi.

Russland triumphiert im Finale
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Der gesperrte Trainer Oleg Snarok, der nach seinem Ausraster im Halbfinale gegen Schweden (3:1) auf der Tribüne saß, sah zusammen mit 15.112 Zuschauern in der Minsk Arena die Treffer von Sergej Schirokow (11.), NHL-Torschützenkönig Owetschkin (28.), Stürmerstar Jewgeni Malkin (36.), Danis Saripow (45.) und WM-Scorerkönig Wiktor Tichonow (56.). Es war der zehnte Sieg im zehnten WM-Spiel für das überragende Team der 78. Weltmeisterschaft und der vierte Titel in sieben Jahren. Für den Olympiadritten Finnland trafen Iiro Pakarinen (20.) und Olli Palola (27.).

Der ehemalige deutsche Zweitligaspieler Snarok hatte am Samstag Richtung schwedischer Bank mit der rechten Hand angedeutet, die Kehle durchzuschneiden. Die IIHF wertete die Geste als "obszön". "Für eine angedeutete Todesdrohung ist in unserem Spiel kein Platz", sagte IIHF-Präsident Rene Fasel. Der 51-Jährige durfte vor und während des Spiels zu seinen Spielern keinen Kontakt aufnehmen und auch nicht an der Medaillenzeremonie teilnehmen.

Zuvor hatte der entthronte Weltmeister Schweden Altstar Jaromir Jagr den Abschied von der WM-Bühne verdorben und sich selbst mit Bronze getröstet. Die Tre Kronor siegten im kleinen Finale 3:0 (2:0, 0:0, 1:0) gegen Tschechien und gewannen die fünfte WM-Medaille in sechs Jahren. Der 42-jährige Jagr, der noch eine NHL-Saison dranhängt, erklärte nach der Schlusssirene: "Das war mein letztes Spiel für Tschechien, ich werde nicht mehr für mein Land spielen."

In einem sehr hitzigen Endspiel, das vom Iserlohner Lars Brüggemann an der Seite des Amerikaners Keith Kaval souverän geleitet wurde, trafen Sergej Bobrowski und Pekka Rinne aufeinander, die beiden besten WM-Torhüter. Rinne parierte glänzend gegen Malkin und Owetschkin (10.), ehe er gegen Schirokows Schlenzer ins lange Eck machtlos war. Bobrowski hatte zunächst Glück, als Palola die Latte traf (19.). Drei Sekunden vor der ersten Drittelpause schoss ihm Pakarinen den Puck durch die Beine.

Nach Palolas Powerplay-Treffer glich Owetschkin mit seinem 31. Tor im 64. WM-Spiel postwendend aus. Malkins 26. WM-Treffer bei 5:3-Überzahl brachte den Favoriten endgültig in die Goldspur.

Joakim Lindström (5.), Simon Hjalmarsson (16.) und Mikael Backlund (49.) hatten zuvor vor 14.001 Zuschauern die Tore für die Schweden erzielt. Jagr verabschiedete sich nach neun Weltmeisterschaften und vier Olympischen Spielen für Tschechien. Der Außenstürmer ist Mitglied im sogenannten Triple Gold Club, weil er nicht nur mit den Pittsburgh Penguins zweimal den Stanley Cup gewann (1991 und 1992), sondern auch olympisches Gold 1998 in Nagano und die WM-Titel 2005 und 2010.

(sid)
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