WM-Kampf Schulz vs. Foreman bei IBF erkauft Ermittlungen im Korruptionsskandal lieferten erste Beweise

Newark (sid). Ex-Profi Axel Schulz kam nur durch massive Bestechung zu seinem Kampf gegen Schwergewichts-Weltmeister George Foreman am 22. April 1995 in Las Vegas. Entsprechende Beweise dafür weisen die ersten Ergebnisse der umfangreichen Ermittlungen im Korruptionsskandal um den Weltverband IBF aus, die am Wochenende auf Antrag der Los Angeles Times veröffentlicht wurden. So erklärte US-Promoter Bob Arum, für die Sanktionierung des Fights zwischen Foreman und dem bis dahin unbekannten Schulz damals 100.000 Dollar an die IBF gezahlt zu haben. Arum ergänzte, dass Foreman selbst zu diesem Zweck 250.000 Dollar Bestechungsgelder an die IBF gezahlt habe.

Gegen die Hauptbeschuldigten Robert W. Lee Sr., Gründer und Präsident des drittgrößten Weltverbandes, dessen Sohn Robert Lee Jr. sowie zwei weitere Offizielle wird seit Monaten unter anderem wegen Ranglistenmanipulation und organisiertem Verbrechen ermittelt. Bislang gingen die Ermittler unter der Leitung von Bezirksstaatsanwalt John Bissell von 338.000 Dollar Bestechungsgeldern aus. IBF-Boss Lee Sr. lässt sein Amt ruhen, das Verfahren gegen die Beschuldigten soll am 28. März eröffnet werden.

Den Veröffentlichungen zufolge haben auch US-Promoterkönig Don King und Cedric Kushner, US-Partner des Kölner Promoters Wilfried Sauerland, die IBF jahrelang bestochen. Entsprechende Vorgänge hat Doug Beavers, ehemals Vorsitzender der IBF-Ranglistenkommission, auf Videoband heimlich mitgeschnitten. "King hat Lee Sr. bezahlt, damit seine Boxer in den Ranglisten bevorzugt behandelt werden. Ende Dezember 1997 habe ich ein Express-Paket mit 4.000 Dollar in bar von Don King erhalten. Es war sein Beitrag zu meinem Weihnachts-Truthahn", heißt es in der 59 Seiten umfassenden Aussage von Beavers.

Im Zusammenhang mit den Bestechungsgeldern hat Lee Sr. Beavers Aufzeichnungen zufolge gesagt: "Nicht der Truthahn ist das Entscheidende. Es ist die Füllung, Bruder!" Gegen Don King ist bislang keine Anklage erhoben worden, nur die Geschäftsräume seiner Don King Production in Deerfield Beach/Florida waren von der US-Bundespolizei FBI durchsucht worden. "Simpel gesagt wurden die Weltranglisten erneuert, wenn die Zahlungen eingingen", hieß es in Beavers Aussage weiter. Hatten sich die betroffenen Boxer von King getrennt, fielen sie bei der Berücksichtigung durch den Rost. Robert W. Lee Sr. soll nach einem Bericht der Tageszeitung Star Ledger für die Sanktionierung eines Fights zwischen Mike Tyson und George Foreman 800.000 Dollar verlangt haben.

Die IBF wird zur Zeit von einer unabhängigen Person beaufsichtigt, ein Novum bei einer Sportorganisation. Bislang waren solche Aufsichtspersonen zum Beispiel nur bei Ermittlungen gegen von der Mafia unterwanderte Organisationen eingesetzt worden.

(RPO Archiv)
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