Schalke hinkt eigenen Ansprüchen hinterher Träumer 04

Gelsenkirchen · André Breitenreiter sollte neuer Hoffnungsträger auf Schalke werden. Von Aufbruchstimmung ist bei den Königsblauen nichts mehr zu spüren. Schon mehren sich die Stimmen, auch der 42-Jährige könne ein Missverständnis gewesen sein.

FC Schalke 04 stellt Andre Breitenreiter als neuen Trainer vor
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Schalke stellt Breitenreiter als neuen Trainer vor

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Foto: dpa, ve hak

Es gibt da diese tiefe Sehnsucht auf Schalke. Sie ist fast greifbar, wenn man in der Arena im Stadtteil Erle sitzt, die für die meisten dort weit mehr als ein einfaches Fußballstadion ist. Es ist ein Ort für große Träumer mit Träumen bis weit hinter Lüdenscheid-Nord, wie der Erzrivale aus Dortmund genannt wird. Es haben in den vergangenen Jahren einige versucht, das Publikum zu begeistern. Sie alle haben nur noch die Sehnsucht größer werden lassen.

Das ist André Breitenreiter
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Foto: dpa/Walter Bieri

Viele haben Schalke einfach nicht verstanden. Der Letzte, der die Herzen der Königsblauen erobern konnte, war Huub Stevens. Der Knurrer aus Kerkrade, ein Malochertyp, hart aber herzlich - und obendrein erfolgreich. Der Niederländer hat mit den "Euro-Fightern" 1997 den Uefa-Pokal gewonnen. Schalke war wieder wer auf der Landkarte. Und für vier Minuten war die Glückseligkeit perfekt, als sich die Knappen 2001 schon als Meister wähnten. Der Traum zerplatzte jäh. Wie so vieles dort.

Vor ein paar Monaten war Horst Heldt noch voller Tatkraft. Er war sich ganz sicher, diesmal einen gefunden zu haben, der Schalke kann. Der Sportvorstand präsentierte André Breitenreiter als Hoffnungsträger auf dem Trainerstuhl. Vorausgegangen war ein verunglücktes Engagement von Roberto Di Matteo in Gelsenkirchen, alle Seiten einigten sich hernach auf die Formulierung "Missverständnis". Breitenreiter sollte alles besser machen. Mehr kommunizieren. Mehr lachen. Mehr Fußball spielen lassen. Und damit auch noch Erfolg haben.

Nach 23 Spieltagen fällt seine Bilanz in vielen Bereichen ernüchternd aus. Schalke steht auf Platz sieben der Tabelle und hinkt damit den eigenen Ansprüchen hinterher. Schön ist das Pilsken auf Schalke, der Fußball jedenfalls nicht. Und auch die sozialen Kompetenzen von Breitenreiter werden immer mehr in Frage gestellt. Er soll viel reden, aber wenig zuhören. Er soll von sich viel halten, von allen anderen eher wenig. Auf dem Platz kann er wenige Argumente für sich sammeln. Etatmäßig müsste Schalke hinter dem FC Bayern stehen, realistisch auch hinter Dortmund. Zurzeit stehen aber Hertha BSC und Mainz vor S04, und das macht schon nachdenklich. Vor allem, wie leidenschaftslos die Mannschaft sich in ihr Schicksal ergeben hat, sorgt für eine größer werdende Unruhe.

Nach dem blamablen Aus in der Europa League am vergangenen Donnerstag gegen Schachtjor Donezk hätte es viele gute Gründe für Breitenreiter gegeben, sich bei den Fans für die Leistung der Mannschaft zu entschuldigen. Der 42-Jährige hat indes kurzerhand den Spieß umgedreht und sich in die Opferrolle begeben. Die Erwartungshaltung, so sein Vorwurf, sei auf Schalke viel zu groß. Wenn ihm diese Erkenntnis tatsächlich erst zu diesem Zeitpunkt gekommen ist, wäre das bedenklich. Groteskerweise hatte er am Tag zuvor verkündet: "Mein Wunsch ist es, so weit wie möglich zu kommen und am Ende die Euro League zu gewinnen." Mit der Erfahrung der Niederlage hörte sich seine Einschätzung dann so an: "Hier träumt man ja immer schon von Meisterschaften und Champions League. Das ist meiner Meinung nach überhaupt nicht realistisch."

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Foto: dpa, brx htf

Sehr realistisch ist dagegen, dass über Breitenreiter gesprochen wird. Christian Heidel, zur neuen Saison Sportvorstand von Schalke, soll sich schon gegen ihn ausgesprochen haben. Es wäre auch endlich mal wieder an der Zeit für einen neuen Hoffnungsträger.

(gic)
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