Düsseldorf Formel 1: Haug sieht sich nicht als Bauernopfer

Düsseldorf · Wer den 60-Jährigen als Mercedes-Motorsportchef beerbt, ist weiter ungewiss.

Es war sportlich kein gutes Jahr für Mercedes. Bei den Tourenwagen (DTM) schnappte Rückkehrer BMW den Schwaben die Titel weg. In der Formel 1 gelang zwar durch Nico Rosberg der erste Sieg, doch am Ende war es eine enttäuschende Nummer. Nur weil das Sauber-Privatteam zuletzt schwächelte, konnte der Werksrennstall Platz fünf in der Konstrukteurs-WM verteidigen. Zu wenig für die Ambitionen des Weltkonzerns. Von maximal zu erreichenden 258 Punkten in den letzten sechs Saisonrennen holten Michael Schumacher und Rosberg gerade einmal sechs.

Schlecht bis sehr schlecht sei die Entwicklung gewesen, sagte Norbert Haug (Foto: dapd). Dann müsse man als Chef ein Zeichen setzen, ins Unternehmen hinein und nach draußen, begründete der 60-Jährige seinen Abschied nach 22 Jahren als Motorsportchef. Als Bauernopfer sieht er sich nicht. Die Entscheidung sei nach dem WM-Finale am 25. November gefallen und habe nichts damit zu tun, dass Mercedes wenige Wochen zuvor Ex-Weltmeister Niki Lauda als Aufsichtsratschef des Teams berufen hatte.

2013 müssen Technikchef Bob Bell, Technologiedirektor Geoff Willis und Chefingenieur Aldo Costa aber einen Rennwagen hinstellen, der konkurrenzfähig ist, sonst dürfte die Luft auch für Teamchef Ross Brawn dünner werden. Ungewiss ist, ob Mercedes einen Nachfolger sucht, der Haugs Aufgaben in der Formel 1 übernimmt, zumal es Stimmen gibt, dass die Entscheidungen ohnehin in Brackley (England) gefällt werden, wo die Autos gebaut werden. Für die DTM muss ein Verantwortlicher gefunden werden. Heißer Kandidat ist der Franzose Eric Neve, der früher Rennleiter bei Chevrolet war.

Haug genießt seine Freiheit, will viel Ski fahren. Der "Sport Bild" verriet der Hobby-Klavierspieler die Idee, mit befreundeten Musikern eine No-Ticket-Tour zu starten. "In Hallen oder Stadien für uns selbst zu spielen, ohne Publikum. Da gibt es keine schlechten Kritiken, man muss hinterher keine Zuschauerränge säubern, und es gibt keinen, dem die Musik nicht gefällt – nur Vorteile also, wo gibt es das sonst?", sagte Haug. Von Mercedes hat er sich aber nicht ganz verabschiedet: "Ich werde Niki immer mit Rat, so er den sucht, zur Seite stehen."

(RP)
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