Bernie Ecclestone Der Pate der Formel 1 wird 85: "Wir sind die Mafia"

Düsseldorf · Bernie Ecclestone liebt die ganz derben Scherze. In seinem Büro in Londons bester Lage hat er auf seinem Couchtisch eine Handgranate liegen. "Es war noch nicht der richtige Besucher da, um sie zu zünden", sagte der Brite einmal und lächelte sein berühmtes Lächeln, das eine Mischung aus Überheblichkeit und Unantastbarkeit verrät. An dem umstrittenen Strippenzieher perlen alle Skandale und Vorwürfe ab – wie heißes Öl an einer Teflonpfanne.

Die skurrilsten Sprüche von Bernie Ecclestone
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Foto: ap

Bernie Ecclestone liebt die ganz derben Scherze. In seinem Büro in Londons bester Lage hat er auf seinem Couchtisch eine Handgranate liegen. "Es war noch nicht der richtige Besucher da, um sie zu zünden", sagte der Brite einmal und lächelte sein berühmtes Lächeln, das eine Mischung aus Überheblichkeit und Unantastbarkeit verrät. An dem umstrittenen Strippenzieher perlen alle Skandale und Vorwürfe ab — wie heißes Öl an einer Teflonpfanne.

Selbst die Anklage wegen Anstiftung zur Untreue und Bestechung in besonders schwerem Fall vor der deutschen Justiz 2014 konnte ihm nichts anhaben. Ecclestone zahlte 100 Millionen Dollar, das Verfahren wurde eingestellt. Und der Brite hält in der Formel 1 weiter alle Fäden in der Hand. Am Mittwoch wird er 85 Jahre alt — aber noch lange nicht müde: "Rente ist nichts für mich."

Das ist Bernie Ecclestone
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Foto: dpa/Erwin Scheriau

Seit fast 40 Jahren steht Ecclestone an der Spitze der Formel 1 und dabei mehr als einmal vor dem Gang ins Gefängnis, doch der Manager ist immer noch da.

Aus seinen extravaganten Geschäftsmethoden hat der ehemalige Gebrauchtwagenhändler Ecclestone nie einen Hehl gemacht. "Wir sind nicht so etwas wie die Mafia, wir sind die Mafia", sagte der Formel-1-Pate einst. Er hält in der Rennserie seit den 1970er Jahren alle Fäden in der Hand und hat den PS-Zirkus seitdem in ein milliardenschweres Unternehmen und eine der profitabelsten Sportveranstaltungen der Welt verwandelt. Ein Rücktritt kam für ihn nie infrage: "Ich denke, wenn die Leute 100 Jahre alt werden, dann sollten sie anfangen, über die Pension nachzudenken."

Im Fahrerlager ist "Mr. E" noch immer beliebt, Ecclestone machte viele Menschen in der Formel 1 zu Millionären, fast alle schätzen ihn für seine Arbeit. Doch auch der Gegenwind wurde zuletzt immer schärfer. Aber egal, ob peinliche Aussagen über Adolf Hitler und Saddam Hussein oder ein drohender Prozess, nachhaltig konnte ihm bisher kein Skandal schaden. Ecclestone lächelte sie meistens einfach weg.

Wladimir Putin und Bernie Ecclestone beim Grand Prix in Sotschi
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In der freien Wirtschaft wäre wohl jedem Manager eine einzige seiner skurrilen Aussagen längst zum Verhängnis geworden. Erst recht natürlich jene wie die 2009 über Hitler ("Er wurde mitgerissen und überredet", "Er war fähig, Dinge zu erledigen") oder ein Jahr später über den irakischen Diktator Hussein ("Wir haben etwas Schreckliches gemacht, als wir die Idee unterstützten, ihn loszuwerden", "Er hat aus dem Irak ein stabileres Land gemacht. Das ist doch bewiesen, oder?").

Ecclestone sitzt auf dem Thron und regiert sein Reich gerade so demokratisch, wie es sein muss — auch wenn alle die Nase über ihn und seine Ausführungen zur Weltpolitik rümpfen.

Die Formel 1 brauchte Ecclestone wie Ecclestone die Formel brauchte. Viele werfen ihm zwar vor, dass er beispielsweise den Markt der neuen Medien nicht nutzt oder die Formel 1 mit seinem aufgeblähten Kalender einer manchmal fast unzumutbaren Belastung aussetzt. Doch genau so generiert der "Herr der Räder", der schon in der Schule Bleistifte und Radiergummis an seine Mitschüler verhökerte, stets frisches Geld und erschloss neue Märkte.

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Sein legendärer Geschäftssinn hat der Formel 1 bisher um ein Vielfaches mehr genutzt als geschadet, deshalb blieb die große Rebellion bisher aus. Ecclestone ist und bleibt eben auch mit 85 ein Meister der Machtspielchen.

Als Herr über die kommerziellen Geschicke hat er sich praktisch unverzichtbar gemacht. Und unantastbar. Seine kruden Aussagen über politische Systeme gehören dazu. "Ich denke, mit Demokratie bringt man den Laden nicht zum Laufen", meinte er schon mal und bekannte sich jüngst in einem Interview im russischen Fernsehen als "größter Fan" von Wladimir Putin. Nur, dass Putin seine Zeit in Russland verschwende. "Er sollte Europa führen", legte er in einem Interview zu seinem 85. Geburtstag auf der Formel-1-Homepage noch nach.

(seeg/sid/dpa)
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