Mögliche Einigung im Prozess Bernie Ecclestone: Eine Ära scheinbar ohne Ende

München · Nur zu gern würde sich Bernie Ecclestone wieder nur seiner Formel 1 widmen. Womöglich kann er das schon bald. Die anstrengenden Prozess-Tage mit den zusätzlichen Reisestrapazen könnten bei einer Einigung vorzeitig ein Ende haben.

Prozess gegen Bernie Ecclestone wird fortgesetzt
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Bernie Ecclestone ist ohnehin schon voll mit der Planung für die Formel 1 im kommenden Jahr beschäftigt. Eine Ende der Ära des 83-Jährigen scheint nicht in Sicht. Auch das Verfahren vor dem Münchner Landgericht wird daran womöglich nichts ändern können.

Mit einem vorzeitigen Ende des Schmiergeld-Prozesses hätte der Brite auch die bedrohlichsten Monate für seine ebenso einmalige wie umstrittene Laufbahn als Chef der Motorsport-Königsklasse überstanden.

Was am 24. April und dem Auftakt von geplanten 26 Verhandlungstagen unter großem Tamtam und Medienaufkommen vor dem Münchner Landgericht begann, könnte nun überraschend und abrupt vorbei sein. Als die Nachricht von der möglichen Einstellung des Verfahrens die Runde machte, füllte sich Saal B 173 am Dienstag spürbar mit Medienvertretern. Ecclestone folgt wie immer erkennbar konzentriert dem Geschehen vor Gericht, das ihm simultan von einer Dolmetscherin übersetzt wird, macht sich Notizen und nickt häufig.

Aus Rücksicht auf Ecclestones Job als Chef-Promoter der Formel 1 hat das Gericht die Verhandlungstage auf die erste Wochenhälfte gelegt. So konnte Ecclestone, der sein Büro in London hat, bislang auch pünktlich zu den Rennen an den Wochenenden reisen. Gegen eine Ausgleichszahlung von 25 Millionen Euro an die BayernLB könnte er das lästige und leidige Kapitel um eine angebliche Bestechung des ehemaligen Bankers Gerhard Gribkowsky beim Formel-1-Verkauf aber ein für alle Mal ad acta legen.

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Foto: dpa, tha kno jai nar

Zumindest schlagen das seine Anwälte der Staatsanwaltschaft vor. Die könne sich mit so einer Einigung durchaus anfreunden, sagt ein Sitzungsvertreter. Doch noch steht die Einigung nicht. Sollte es so kommen, hätte es der seit Kindertagen geschäftstüchtige Engländer wieder einmal geschafft und sein PS-Imperium vor einem drohenden Totalschaden bewahrt.

Ecclestone bliebe der Herrscher über das Milliardengeschäft Formel 1.
So wie in den vergangenen fast vier Jahrzehnten, in denen er die Rennserie zum weltumspannenden Großunternehmen heranzüchtete. Die Diskussionen um einen Nachfolger als Geschäftsführer der Formel 1, angestellt beim Besitzer CVC, würden wieder verstummen.

Und Ecclestone könnte sich wieder uneingeschränkt seinem Lebenswerk mit der Eroberung neuer Märkte und Erschließung neuer Geldquellen widmen. Nur bei einer Verurteilung wäre Ecclestone auf seinem Posten nicht mehr haltbar. CVC-Chef Donald MacKenzie hatte im vergangenen Jahr mit der Kündigung gedroht. Bei seiner Zeugenaussage in München hatte er aber Ecclestone den Rücken gestärkt.

Das passt ins Bild. Geschäftspartner schätzen Ecclestone am Verhandlungstisch. Zumindest sagen sie das immer wieder. Umstritten ist er dennoch. Er köderte schon mal Ferrari mit einem angeblichen 100-Millionen-Vertrag, als sich die Hersteller auf den Weg einer eigenen Rennserie machten.

Politische Befindlichkeiten interessieren Ecclestone auch eher weniger. Er ließ ungeachtet der von Menschenrechtsorganisationen als kritisch bezeichneten Lage in Bahrain die Piloten für zig Millionen Dollar antreten. Jüngste Forderungen nach einer Absage der Grand-Prix-Premiere am 12. Oktober in Russland wies Ecclestone auch zurück. Er werde den Vertrag mit den Veranstaltern des Rennens in Sotschi "zu 100 Prozent" respektieren, zitierte die "Daily Mail" zuletzt den Briten. Ecclestone verwies dabei auch auf seine persönliche Abmachung mit Kremlchef Wladimir Putin: "Mr. Putin hat uns enorm unterstützt und war sehr hilfreich, und wir werden das Gleiche tun."

Womöglich wird Ecclestone auch dort vor Ende des Rennens in seine Limousine steigen und sich Richtung Flughafen chauffieren lassen. Der Prozess wäre dann sowieso - nach aktueller Planung bis zum 16.
September - beendet. Womöglich kann er die Reiserei nach München aber schon während der knapp vierwöchigen Sommerpause der Formel 1 einstellen und sich voll auf die Planungen fürs nächste Jahr stürzen.

(dpa)
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