Formel 1 Ecclestone sorgt für den nächsten Paukenschlag

Sotschi · Bernie Ecclestone hat mal wieder auf die Pauke geschlagen: Noch in diesem Jahr soll die Formel 1 den Besitzer wechseln, es geht um Milliarden. Damit würde wohl das Ende einer Ära eingeleitet - mit ungeahnten Folgen für die Zukunft.

Das ist Bernie Ecclestone
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Foto: dpa/Erwin Scheriau

Mit zwei, drei Worten mal eben die Formel 1 aus ihren Angeln heben? Für Bernie Ecclestone ist das eine der leichteren Übungen. Die Königsklasse soll noch in diesem Jahr verkauft werden, das plauderte der 84-Jährige vor dem Großen Preis von Russland ganz beiläufig aus - und auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff konnte sich wenig später ein Schmunzeln nicht verkneifen.

"Bernie ist immer für eine Schlagzeile gut, nicht wahr?", sagte der Österreicher im Rahmen des Camp Beckenbauer in Kitzbühel. In der Tat schlug Ecclestones Aussage große Wellen. Drei Bieter seien es derzeit, "ich wäre überrascht, wenn es nicht bald über die Bühne geht", sagte Ecclestone.

Derartige Worte des gewieften Geschäftsmanns sind stets auch mit Vorsicht zu genießen, doch kommt es zum baldigen Besitzerwechsel, würde das zweifellos für jede Menge Getöse sorgen. Die geradezu irrwitzige Gesamtsumme von rund sieben Milliarden Euro für die doch eigentlich kriselnde Serie steht im Raum, es wäre der Anfang vom Ende der "Ära Ecclestone", und die Auswirkungen auf die Zukunft der Königsklasse kaum abzusehen.

Denn schon in den vergangenen Jahren entfernte sich die Formel 1 von ihren Wurzeln, zum Unmut der Fans fielen Europarennen wie der Grand Prix am Nürburgring weg, andere traditionsreiche Kurse müssen zittern - und das alles unter Ecclestone und dem recht passiven Mehrheitseigner CVC.

Die möglichen neuen Besitzer sind da ein anderes Kaliber, sie kommen aus recht neuen Märkten für die Formel 1 und dürften ganz eigene Vorstellungen mitbringen. Als Favorit gilt ein Konsortium aus dem Nahen Osten und den USA, gemeinsam mit Katar Sports Investment (QSI) buhlt Milliardär Stephen Ross um die Anteile. QSI dürfte die weitere Stärkung des Motorsports in der Region ein Anliegen sein, schon jetzt steht neben Abu Dhabi und Bahrain ein Rennen in Katar auf der Agenda.

Und Stephen Ross ist ein Mann aus dem US-Sport. Dem Immobilien-Mogul gehören unter anderem die Miami Dolphins aus der amerikanischen Football-Profiliga NFL, und es ist kaum vorstellbar, dass der 75-Jährige ähnlich zurückhaltend mit seinem Einfluss umgeht, wie es etwa CVC tut.

Die Private-Equity-Firma sieht die Formel 1 vor allem als ertragreiche Anlage, investierte kaum und wurde dafür auch kritisiert. Nun könnte ein anderes Extrem drohen. "Wichtig für uns als Team ist, dass wir bei den Anteilseignern Nachhaltigkeit haben, eine langfristige Sicht auf die Formel 1", mahnt Wolff: "Wir werden das mit Interesse verfolgen. Aber zu sagen haben wir dabei nichts."

Schon im Sommer war bekannt geworden, dass Ross und die Katarer zunächst die 35,5 Prozent von CVC und auch die gut fünf Prozent von Ecclestone erwerben wollen, mittelfristig sollen die gesamten Anteile übernommen werden. Gibt Ecclestone, der die Formel 1 seit über 40 Jahren führt, nun tatsächlich seine letzten Anteile ab, wäre das ein großer Einschnitt in der Geschichte der Serie - allerdings wohl nur der Anfang vom Ende seiner Regentschaft.

"Ein Besitzerwechsel hat in der Vergangenheit nicht unbedingt geheißen, dass Bernie Ecclestone nicht mehr am Start war", sagt auch der langjährige Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Und der Brite hat auch mit 84 Jahren noch nicht genug. Schon oft ließ er durchblicken, dass er auch unter den neuen Eigentümern Geschäftsführer bleibt. Dass er die Fäden in der Hand hält, zeigte er nun erneut.

(sid)
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