Zoff in der Formel 1 Ein Tritt dahin, wo es richtig weh tut

Sakhir · Die Teams gegen Ecclestone und Todt, Ecclestone gegen die Fahrer - immer mehr schaden die Ränkespiele in der Formel 1 dem Ansehen der Königsklasse.

 Bernie Ecclestone hat die Wut der Rennställe auf sich gezogen.

Bernie Ecclestone hat die Wut der Rennställe auf sich gezogen.

Foto: afp, vel

Die Farce um den Qualifying-Modus, scharfe Kritik von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone an den Fahrern und der eigenen Rennserie - die Motorsport-Königsklasse gibt derzeit kein royales Bild ab. Zwischen Ecclestone sowie dem Automobil-Weltverband FIA und den Teams hat sich eine tiefe Kluft gebildet.

"Wie ein Tritt in die Magengrube. Nur tiefer."

So hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gewiss mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass nach der erneuten Blamage des Eliminations-Qualifyings in Bahrain der Weg zurück zum bewährten Vorjahres-Modus durch Ecclestone und Todt versperrt würde. "Es war wie ein Tritt in die Magengrube. Nur ein bisschen tiefer. Da, wo es richtig weh tut", sagte der Österreicher zum derzeit größten Problemherd und klagte: "Der Wunsch der Rennställe ist zurückgewiesen worden."

Bereits Ende März hatte sich Todt gegen das Comeback des alten Modus gestellt. Nach dem Premieren-Desaster von Australien ließ der FIA-Präsident die Teams nur über das neue Qualifying oder eine Hybridversion abstimmen - in dem Wissen, dass die Rennställe weder das eine noch das andere wollten.

Nun geht der Zwist in die nächste Runde. In dem fast 100-minütigen Krisenmeeting am Sonntag kamen die Parteien lediglich darin überein, sich auf Donnerstag zu vertagen, um dann über einen neuen Vorschlag abzustimmen. Dieser ist eine Mischform aus dem, was die Teams wollen und dem, was die Oberen wollen.

Eine einstimmige Entscheidung für den Modus mit zwei gewerteten Rundenzeiten in jedem der drei Qualifying-Abschnitte wäre ein Kompromiss, bei dem keine Partei ihr Gesicht verliert. Zugleich ist dieses "Angebot" aber auch ein klares Signal von Ecclestone und Todt an die Teams: Von euch lassen wir uns die Regeln nicht diktieren.

Die beiden Macher wollen vor allem die zahlenden Kunden (Sponsoren, Partner, Streckenbetreiber) glücklich machen, Rennställe und Piloten fühlen sich dabei oft übergangen. In diesem Zusammenhang lässt sich auch der Offene Brief der Fahrergemeinschaft GPDA vom 23. März verstehen. Die Piloten um Sprecher Sebastian Vettel prangerten darin "zerstörerische Regeländerungen" an und forderten Reformen.

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Ecclestone kritisiert Fahrer

Was die Fahrer nach übereinstimmender Aussage lediglich als Appell verstanden wissen wollten, löste beim 85-jährigen Ecclestone eine Schimpftirade aus: "Viele Piloten sind Windbeutel. Man sollte ihnen nicht einmal erlauben zu reden. Sie sollten sich ins Auto setzen und fahren."

Überhaupt ließ der Zampano, der die Geschicke der Formel 1 seit mehr als 40 Jahren lenkt, in Bahrain wiederholt kein gutes Haar an seinem "Baby". So verglich er den aktuellen Stand der Serie mit einem verunglückten Rolling-Stones-Konzert: "Mick Jagger kann nicht singen und die anderen die Instrumente nicht spielen." Sich selbst nahm "Tourmanager" Ecclestone von der Generalkritik aus.

Wenig verwunderlich, dass sich immer mehr Menschen genervt abwenden. Die Zuschauerzahlen im TV und an den Rennstrecken sind seit Jahren rückläufig. Auch so mancher Fahrer hat allmählich genug. "Es geht nur noch um Politik und anderen Bullshit. Die Leute müssen uns für dumm halten", brachte Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen die Lage auf den Punkt.

(sid)
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