Ferrari in der Krise Für Vettel geht es nur noch um Schadensbegrenzung

Sepang · 2015 feierte Sebastian Vettel in Malaysia bereits in seinem zweiten Rennen für Ferrari den ersten Sieg. Die WM-Träume von damals sind längst verwelkt, die Scuderia ist anderthalb Jahre später noch immer nicht über die Rolle des Mitläufers hinausgekommen.

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Foto: dpa, da sam pkw_A

Zuerst eine gute Nachricht, so viele gibt es davon schließlich nicht im Ferrari-Land. Nein, Teamchef Maurizio Arrivabene hat nicht kürzlich sechs Stunden in einer Gefängniszelle in Singapur verbracht, weil er dort angeblich eine Zigarettenkippe auf die Straße geworfen hat. Die Behörden in dem um peinliche Sauberkeit bemühten Stadtstaat haben dieses Gerücht rechtzeitig vor dem Rennwochenende in Malaysia offiziell dementiert. Viel Rauch um nichts sozusagen.

Dieser viel zitierte Spruch darf bei Ferrari durchaus als Motto für die beiden vergangenen und fast verlorenen Formel-1-Jahre verwendet werden, vor denen jeweils mit großem Brimborium neue Großtaten angekündigt wurden. Im März 2015 holte der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel schon in seinem zweiten Rennen für die stolze Scuderia den ersten Sieg und ließ in Maranello kühnste WM-Träume reifen. Die sind längst verwelkt, vom Titel spricht bei Ferrari niemand mehr, auch in den restlichen sechs Rennen der bisher sieglosen Saison 2016 geht es nur noch um Schadensbegrenzung und Ehrenrettung.

In Vettels Erinnerung ist Malaysia 2015 "ein Tag, den man sicher niemals im Leben vergessen kann. Ich habe das noch ganz genau in Erinnerung, es war unbeschreiblich schön. Wenn es geht, wollen wir das gerne wiederholen", sagt der 29-Jährige, der den Beweis, der rechtmäßige Ferrari-Erbe des großen Michael Schumacher zu sein, nach wie vor schuldig ist.

Kaum jemand rechnet damit, dass bei Ferrari ausgerechnet in Malaysia der Knoten platzt, obwohl Vettel wie stets um Durchhalteparolen bemüht ist. "Das Motto lautet: volle Attacke", sagte der Heppenheimer, räumte aber sofort ein, dass "die Konkurrenz, vor allem Mercedes, natürlich sehr, sehr stark ist". Ferraris Ziel für 2017 sei deshalb ganz klar umrissen: "Wir wollen und müssen deutlich konkurrenzfähiger werden."

Als "extrem herausfordernd" bezeichnet Vettel den 5,543 km langen Sepang International Circuit, der seit dem letzten Rennen komplett neu asphaltiert wurde. Zudem hat man die überwiegende Zahl der Kurven auf der Außenbahn überhöht, um mehr Überholmanöver zu ermöglichen. "Es sind eine ganze Menge Hochgeschwindigkeitskurven, was in Kombination mit den hohen Temperaturen und der extremen Luftfeuchtigkeit eine große Herausforderung speziell an die Reifen darstellt", sagt Vettel.

Das Reifenmanagement der Scuderia war im bisherigen Saisonverlauf nicht gerade das allerbeste. Einige Male kosteten ein schlechtes Timing bei den Boxenstopps oder die falsche Reifenwahl Vettel und Räikkönen bessere Platzierungen, in Montreal vergab Ferrari mit einer krassen Fehlentscheidung sogar Vettels durchaus möglichen Sieg. "Es ist nicht immer einfach, alles richtig zusammenzubringen, aber ich habe Vertrauen in unser Team und in mein Auto", sagt Vettel - was sollte er auch sonst sagen.

Deutlich schärfer formuliert es der frühere Weltmeister Jackie Stewart. "Ferrari wirkt auf mich desorientiert", sagte der 77-jährige Schotte der "Gazzetta dello Sport". Vor allem die Trennung von Technikchef James Allison vor einigen Wochen sei eine krasse Fehlentscheidung gewesen: "Allison ist ein herausragender Ingenieur, und Stabilität im Team ist elementar, um in der Formel 1 Erfolg zu haben." Nicht gerade eine motivierende Expertise vor dem heißesten Rennen des Jahres.

(old/sid)
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