Formel 1 Mit diesem Auto soll Vettel Mercedes jagen und schlagen

Maranello/Düsseldorf · Am Firmensitz in Maranello präsentierte Ferrari sein neues Formel-1-Auto. Die Hoffnung ist groß, Weltmeister Mercedes angreifen zu können. Erste Aufschlüsse geben die Testfahrten ab Montag.

Was soll Sebastian Vettel auch sonst sagen? "Das Auto ist schön", meinte der 28-Jährige bei der Präsentation des neuen Formel-1-Autos von Ferrari, die im Internet zu sehen war. Viel lieber käme dem Heppenheimer die Aussage über die Lippen, dass der rote Renner auch schnell und zuverlässig sei. Die in den zurückliegenden Wochen per Computer und im Windkanal gesammelten Daten sehen gut aus. "Montagabend können wir ein bisschen mehr sagen", betonte Vettel.

Dann ist der erste Testtag in Barcelona vorbei. Danach haben die Teams noch bis kommenden Donnerstag Zeit, möglichst viele Kilometer abzuspulen. Die zweite Testphase findet vom 1. bis 4. März ebenfalls auf der Rennstrecke in Katalonien statt. Am 20. März wird in Melbourne (Australien) das erste von 21 WM-Rennen gestartet. "Es wäre eine Enttäuschung, wenn unser neues Auto nicht in der Lage sein sollte, Mercedes dauerhaft zu schlagen", ergänzte Teamchef Maurizio Arrivabene. "Ich hoffe, wir haben genug gemacht", sagte Technikchef James Allison. "Es steht jedoch außer Frage, wie viel Liebe, Fleiß und Hingabe in dieses Auto geflossen sind", ergänzte der Ire. Der "SF16-H" ist der erste Ferrari, der komplett unter seiner Leitung entstanden ist. "Wir haben alle Bereiche verbessert - Nase, Vorderradaufhängung, Seitenkästen, Motor und das Heck", erzählte Simone Resta. Dann legte der Chefdesigner nach: "Wir haben in den letzten Jahren viele Ferrari geschaffen, aber dieser ist der beste."

Drei Siege, 16 Podestplätze und Platz zwei in der Konstrukteurs-WM in der vergangenen Saison haben die Erwartungen in Maranello extrem gesteigert. Der große Hoffnungsträger heißt Sebastian Vettel. Ein fantastischer Fahrer, der im Qualifying und im Rennen schnell ist. Positiv denkend und ausgeprägter Teamplayer, voller Leidenschaft, sehr offen und sympathisch. Jung, aber schon mit viel Erfahrung - so listete der langjährige Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo die Vorzüge des viermaligen Champions auf.

Vettel fasste die erste Saison nach seinem Wechsel von Red Bull mit einem Wort zusammen: "traumhaft". Nach fünf Jahren mit Chefpilot Fernando Alonso (Spanien) habe die Mannschaft wieder angefangen, an sich zu glauben, sagte Teamchef Arrivabene - und einen großen Anteil an der Wandlung gebühre Vettel. "Ich weiß nicht, was anderswo hinter verschlossenen Türen passiert. Aber ich weiß, was in Maranello geschieht - und das sieht sehr vielversprechend aus", sagte Vettel. Er kann sich sehr gut auf Italienisch ausdrücken. Auch ein Punkt, der die Akzeptanz im Team erhöht - wie die Qualitäten, die er im Wettkampf und bei der Entwicklung des Autos zeigt.

"Wenn wir es zehn Jahre verpassen sollten, einen Titel einzufahren, wäre das eine Tragödie", meinte Ferraris Präsident Sergio Marchionne. Ein großes Wort für ein sportliches Ziel. Doch es geht auch ums Geschäft. Angeblich haben Vettels Siege im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass Ferrari - inzwischen an den Börsen in New York und Mailand notiert - als Sportwagenhersteller an Glaubwürdigkeit gewonnen hat. Das ist schön, aber nicht die Triebfeder für die Scuderia Ferrari, deren Arbeit die Piloten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen auf der Piste veredeln sollen.

Das Ziel lautet: Die Dominanz von Mercedes beenden. "Wir nehmen Ferrari sehr ernst. Es nicht zu tun, wäre fahrlässig und sehr naiv", sagte Toto Wolff, Motorsportdirektor der Silberpfeile. Das Auto hatte der Weltmeister jedenfalls schon mal eher in Betrieb. Eine halbe Stunde vor der Ferrari-Präsentation spulten Nico Rosberg und Lewis Hamilton anlässlich einer Werbeveranstaltung in Silverstone knapp 100 Kilometer im W07 ab.

(RP)
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