Formel 1 Vettel und Ferrari verbreiten wieder Angst und Schrecken

Barcelona · Nach seinen Husarenritten von Barcelona wurde Sebastian Vettel ein wenig spirituell. "Im Übergang von 2014 zu 2015 haben die Jungs ein Wunder vollbracht. Wer sagt, dass sich Wunder nicht wiederholen können?", sagte der viermalige Formel-1-Weltmeister nach den erfolgreichen Testfahrten mit dem neuen Ferrari.

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Testfahrten Barcelona: Tag zwei

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Foto: dpa, jbu htf

Das neue Auto, das er zu seinem "Zuhause" erhob, scheint bereits mit ihm verschmolzen zu sein: "Ich bin der Kapitän, der Wagen hört voll auf mein Kommando." Ausnahmen bestätigten allerdings auch in diesem Fall die Regel: Wenige Minuten vor Toreschluss beendete Vettel am Dienstag den Trainingstag mit einem harmlosen Ausritt, der wegen Bergungsarbeiten allerdings die Rote Flagge nach sich zog.

Zuvor legte er aber die Messlatte auf 1:22,810 Minuten und distanzierte - freilich auf ultrasoften Reifen — Nico Rosberg (Wiesbaden) im Mercedes um 2,057 Sekunden. Bereits am Montag war Vettel in 1:24,939 Minuten der Schnellste auf dem Circuit de Catalunya mit fast einer halben Sekunde Vorsprung auf Weltmeister Lewis Hamilton gewesen.

Der Heppenheimer und sein Team, das seit 2008 auf einen WM-Titel wartet, haben nun Gewissheit darüber, worauf sie zuvor nur gehofft haben: Der SF 16-H hat jede Menge Speed und kann es offensichtlich mit den 2014 und 2015 kaum antastbaren Silberpfeilen aufnehmen. Die Jagd kann beginnen.

"Das Auto ist ein Schritt nach vorne in jedem Bereich. Es ist gut zu wissen, dass man dabei ist", sagte Vettel zufrieden. In welchem Maße Ferrari zugelegt hat, müsse man allerdings abwarten, gab der Heppenheimer zu bedenken: "Genau weiß man so etwas immer erst nach dem ersten Qualifying."

So oder so kann Vettel den Ferrari mit einem guten Gefühl an seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen übergeben, der am Mittwoch und Donnerstag an der Reihe ist. Bei den zweiten Tests an gleicher Stelle (1. bis 4. März) kann Vettel wieder am Auto feilen, ehe die Saison am 20. März in Melbourne startet.

Bis dahin sieht er trotz des gezeigten Speeds "noch viel Arbeit" auf das Team zukommen. Vor allem bei den Long Runs war Mercedes deutlich voraus. Hamilton spulte am Montag 156 Runden im W07 ab, Rosberg am Dienstag gar sagenhafte 172.

Vettel machte sich dagegen vergleichsweise "rar" auf der Strecke: Nach 69 Runden vom Montag probierte Ferrari am Dienstag zu Beginn der Session viel aus, kam aber nach einem kilometerreichen Nachmittag auf 126 Runden.

"Wenn alles neu ist, hat man einige Dinge, auf die man schauen muss. Man hält an, prüft und nimmt sich auch mal etwas mehr Zeit", erklärte Vettel. Ungeachtet der Standzeiten wurde die Performance des Heppenheimers bei Mercedes sehr wohl registriert. "Ferrari sieht wirklich stark aus. Wir erwarten, dass sie dieses Jahr eine große Gefahr für uns sein werden", sagte Rosberg bereits am Montag anerkennend.

Vettel selbst sieht übrigens in einem Punkt noch massiven Verbesserungsbedarf: Der Sound der Formel 1 ist - wenngleich lauter als zuletzt - immer noch nicht nach seinem Geschmack: "Es klingt schöner und kraftvoller als in den letzten beiden Jahren. Die Autos sind allerdings immer noch nicht so, wie ich sie gerne hätte". Im Zuhause von Kapitän Vettel kann es offenbar gar nicht laut genug sein.

(seeg/sid)
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