Formel 1 Ecclestone giftet nach Fahrer-Kritik zurück

Sakhir · Vor dem Großen Preis von Bahrain (Sonntag, 17 Uhr/Live-Ticker) hat Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone zu einem erneuten Rundumschlag gegen die Fahrer ausgeholt und der gesamten Königsklasse vorgeworfen, eine schlechte Show abzuliefern. Zur Beendigung der Kontroverse um das neue Eliminations-Qualifying würde der Brite am liebsten zu radikalen Maßnahmen greifen.

Das ist Bernie Ecclestone
18 Bilder

Das ist Bernie Ecclestone

18 Bilder
Foto: dpa/Erwin Scheriau

Vor dem Großen Preis von Bahrain (Sonntag, 17 Uhr/Live-Ticker) hat Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone zu einem erneuten Rundumschlag gegen die Fahrer ausgeholt und der gesamten Königsklasse vorgeworfen, eine schlechte Show abzuliefern. Zur Beendigung der Kontroverse um das neue Eliminations-Qualifying würde der Brite am liebsten zu radikalen Maßnahmen greifen.

"Die Fahrer sind Windbeutel. Sie können sagen, was sie wollen. Sie können nichts machen", sagte der 85-Jährige in einer Medienrunde mit britischen Journalisten: "Die meisten sagen doch nur, was ihre Teams von ihnen verlangen." Ecclestone nahm dabei ausdrücklich Bezug auf einen offenen Brief der Piloten, die nach dem Saisonstart in Australien Reformen gefordert hatten und diesen Wunsch in Bahrain bekräftigten.

Wiederholt beklagte Ecclestone, die Attraktivität der Formel 1 sei massiv gesunken. "Wir liefern derzeit keine sehr gute Show", sagte er der BBC: "Stellen Sie sich vor, Sie hätten Tickets für ein Rolling-Stones-Konzert gekauft, aber Mick Jagger kann nicht singen und die anderen die Instrumente nicht spielen." Erst Ende Februar hatte der Strippenzieher erklärt, dass er derzeit "kein Geld ausgeben" würde, um ein Rennen zu sehen.

Als Alternative zum viel gescholtenen neuen Qualifying, das in Bahrain massiv auf dem Prüfstand steht, kommt für Ecclestone keine Rückkehr zum Vorjahresmodus infrage. Stattdessen plädierte er für einen Modus, bei dem die besten Fahrer mit einem virtuellen Zeitballast in die Qualifikation starten, den sie auf der Strecke wettmachen müssen.

Für den Sonntagvormittag soll ein Treffen zwischen den Teamchefs, Ecclestone und Präsident Jean Todt vom Automobil-Weltverband FIA stattfinden, bei dem über die Zukunft des Qualifying-Formats entschieden werden soll.

Viele Fahrer zeigten sich in Bahrain äußerst skeptisch, dass der Modus bei der zweiten Auflage am Samstag mehr Spannung bietet als bei der Premiere. Vor zwei Wochen in Melbourne war aus renntaktischen Gründen in den letzten vier Minuten überhaupt kein Auto mehr auf der Strecke.

Vor dem Großen Preis der Formel 1 in Bahrain (Sonntag, 17 Uhr/Live-Ticker) kritisierte Amnesty International (AI) das Königreich im Persischen Golf derweil scharf. Die Menschenrechtsorganisation klagte die Herrscherfamilie an, das Rennen zur Verschleierung von Gewalt und Unrecht im Land zu missbrauchen. Weiter forderte AI die Regierung zur Freilassung politischer Gefangener sowie zu mehr Liberalität auf.

"Im Schatten der schnellen Autos und der Siegerrunden lügt eine Regierung, die den Würgegriff bei jedem Hauch von Widerspruch immer mehr verstärkt", sagte James Lynch. Der stellvertretende Direktor für den Mittleren Osten und Nordafrika beklagte eine "alarmierende Erosion der Menschenrechte" in dem Ölstaat. Wer es wage, die Machthaber zu kritisieren, müsse mit ernsthaften Strafen rechne, so Lynch weiter.

In Bahrain regiert die sunnitische Königsdynastie Al-Khalifa, die Mehrheit der Bevölkerung gehört aber der schiitischen Richtung des Islam an. 2011 war der Große Preis von Bahrain nach der blutigen Niederschlagung pro-demokratischer Demonstrationen abgesagt worden, 2012 und 2014 wurde das Rennen von wütenden Protesten begleitet ("Blut-Formel-1").

Ende 2015 wurde der Oppositionsführer laut Menschenrechtsorganisationen unter fadenscheinigen Motiven für vier Jahre inhaftiert. In der Rangliste der Pressefreiheit, die von der Organisation Reporter ohne Grenzen geführt wird, liegt Bahrain auf Platz 163 unter 180 Nationen.

(seeg/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort