Formel 1 Piloten müssen im Cockpit wieder mehr arbeiten

Spa · Natürlich gibt es sie noch, die Fehler und Pannen in der Formel 1. Doch die Ingenieure und Techniker sind dem Optimum schon sehr nahe gekommen. Die aktuellen Rennwagen, so der Tenor, sind zu einfach zu fahren. Technische Hilfsmittel und computergesteuerte Programme stehlen der Königsklasse den menschlichen Faktor. Fehler machen die Fahrer sympathisch und wecken die Neugier der Fans – auch wenn das die Piloten und Teams ganz anders sehen.

Nico Rosberg – Deutscher, Monegasse, Weltmeister
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Das ist Nico Rosberg

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Foto: ap, EM

Natürlich gibt es sie noch, die Fehler und Pannen in der Formel 1. Doch die Ingenieure und Techniker sind dem Optimum schon sehr nahe gekommen. Die aktuellen Rennwagen, so der Tenor, sind zu einfach zu fahren. Technische Hilfsmittel und computergesteuerte Programme stehlen der Königsklasse den menschlichen Faktor. Fehler machen die Fahrer sympathisch und wecken die Neugier der Fans — auch wenn das die Piloten und Teams ganz anders sehen.

Vor 13 Jahren hatte Niki Lauda, dreimaliger Formel-1-Weltmeister und derzeit Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams, geätzt, die Rennwagen könne jeder dressierte Affe fahren. Eine Einschätzung, die der Österreicher nach einer Proberunde mit einigen Drehern zurücknehmen musste. Die aktuellen Autos sind auch schwierig zu fahren, doch die Herausforderungen sind anders. Böse Zungen behaupten, dass die 20 bis 30 zu bedienenden Knöpfe und Schalter am Lenkrad nur deshalb angebracht sind, damit es den Fahrern nicht langweilig wird. Wenn die Piloten nach dem Rennen das Cockpit verlassen und oft direkt zum Fotoshooting gehen könnten, zeige dies, dass die körperliche Belastung längst nicht am Limit sei. Das sehen die Fans. Sie sehen aber nicht technischen Hilfen, die sie auch nicht interessieren.

Zu perfekt, zu langweilig, zu technisch, zu kompliziert — in Spa geht die Formel 1 wieder einen Schritt zurück. Beim Großen Preis von Belgien (Sonntag, 14 Uhr/Live-Ticker) sind die Fahrer beim Start wieder gefordert. Anfahrtshilfen und Fahrtipps von der Box sind verboten. Das bei vielen für Frust und Desinteresse sorgende Gefühl, alles werde eh von dort aus ferngesteuert, soll zumindest am Start verschwinden. Die neue Ungewissheit durch das neue Startprozedere soll die Spannung steigern.

"Jetzt muss ich alles selbst erledigen"

"Die Einführungsrunde ist ein ununterbrochenes Gequassel von Sachen, die ich machen muss. Das wird jetzt alles gestoppt. Jetzt muss ich alles selbst erledigen. Da können auch Fehler passieren", sagte Mercedes-Fahrer Nico Rosberg. Zuletzt in Silverstone und Budapest verpatzten die Silberpfeile schon ihre Starts. In England wurden sie von Ferrari und in Ungarn, wo erstmals in den zehn Saisonrennen kein Mercedes-Pilot bei der Siegerehrung war, von Williams am Start überrumpelt. An der Favoritenrolle von WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton (England/202 Punkte) und seinem Teamkollegen Rosberg (181) ändert dies nichts.

Perfektion opfern zu Gunsten von mehr Unterhaltung — für Mercedes-Teamchef Toto Wolff ist dies ein gangbarer Weg, solange die Starts nicht zu einer Art Lotterie werden. "Nicht viel", antwortete Fernando Alonso auf die Frage, was sich ändert. "Wir müssen uns etwas mehr auf unseren Instinkt verlassen. Es ist schön, etwas mehr im Auto zu tun zu haben", sagte der Spanier. "Noch nie", erläuterte der seit 2006 in der Formel 1 aktive Rosberg, habe er die volle Verantwortung für den Startablauf gehabt. Die Kupplung ist die große Herausforderung.

Bislang wurde die perfekte Einstellung automatisch vorgenommen. Für Niki Lauda kein Problem: "Der Fahrer muss jetzt das auswendig machen, was ihm normalerweise gesagt wird."

(RP)
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