McLaren-Honda nicht konkurrenzfähig Alonso droht zu einem fahrenden Witz zu werden
Melbourne · Der zweimalige Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso scheint mit McLaren-Honda auf dem Tiefpunkt seiner großen Karriere angelangt zu sein. Das Auto kann mit der Konkurrenz nicht mithalten. Alonso rettet sich in Galgenhumor-
Fernando Alonso musste mit einer Breitseite rechnen. Und doch wagte er es. Auf die Frage, welchen Wunsch er an den neuen Formel-1-Besitzer Liberty Media habe, antwortete der zweimalige Weltmeister mit einem Augenzwinkern: "Gleiche Motoren für alle!" Die Spitze von Mercedes-Star Lewis Hamilton kam prompt: "Aber bitte nicht von Honda."
Bei aller vielleicht nicht ganz ernst gemeinten Neckerei unter Fahrerkollegen droht Alonso in seiner 16. Königsklassen-Saison tatsächlich zu einem fahrenden Witz zu werden - wenn der McLaren-Honda des stolzen Spaniers denn einmal fährt.
Anstatt im dritten gemeinsamen Jahr zur Spitze der Formel 1 aufzuschließen, ist das einstige Weltmeisterteam aus Woking wegen der leistungsschwachen und anfälligen Power Unit von Honda aktuell die größte Enttäuschung im Feld.
Beim Saisonauftakt in Melbourne (Sonntag, 7 Uhr MESZ) würde es an ein Wunder grenzen, wenn Alonso und sein neuer Teamkollege Stoffel Vandoorne (Belgien) auf einmal um Punkte kämpfen könnten. Realistischer erscheinen Duelle mit Underdog Sauber am Ende des Feldes. Feiner Unterschied: Der Schweizer Rennstall muss mit einem Ferrari-Motor von 2016 vorlieb nehmen, McLaren hat ein eigens für den MCL32 zugeschnittenes Aggregat.
Alonso ist frustriert
"Es ist definitiv frustrierend, und ich bin natürlich nicht zufrieden", sagte Alonso in Melbourne mit unverkennbarer Bitterkeit in der Stimme: "Wir müssen reagieren, und das schnell, denn das ist die Formel 1. Keiner wartet auf dich. Das ist keine Wohltätigkeitsveranstaltung."
Viele Beobachter zählen Alonso immer noch zu den drei besten Fahrern, doch mit bald 36 Jahren ist seine Zeit in der Formel 1 begrenzt. Kritiker rechnen dem Champion von 2005 und 2006 vor, er könnte heute vielleicht sogar siebenmaliger Weltmeister wie Michael Schumacher sein, hätte er bei seinen Teamwechseln andere, bessere Entscheidungen getroffen.
Die Rückkehr 2015 zu McLaren, für das er 2007 den Titel nach einem heißkalten Stallkrieg mit Hamilton an den lachenden Dritten Kimi Räikkönen verlor, entpuppt sich immer mehr als sein größter Fehler.
Nach der harschen Kritik von Alonso und Teamchef Eric Boullier vor wenigen Wochen an Honda ist bei McLaren mittlerweile Diplomatie angesagt. "Es wird kein einfaches Jahr, aber wir stehen natürlich zu Honda", sagte Team-Geschäftsführer Zak Brown in Melbourne: "Den ersten Teil des Qualifyings zu überstehen und mit beiden Autos das Ziel zu erreichen, wäre hier ein gutes Ergebnis."
Für einen 32-maligen Grand-Prix-Sieger wie Alonso muss das wie blanker Hohn klingen. Ende des Jahres läuft sein Vertrag aus. Auf eine Verlängerung sollte man im Moment kein Geld setzen.