Formel-1-Finale Hamilton wirkt ratlos und angeschlagen

Singapur · Nico Rosberg fährt im Moment in der Form seines Lebens und lässt seinen Rivalen Lewis Hamilton verzweifeln. Seit der Sommerpause wird Hamilton vom förmlich 31-Jährigen überrollt, und der Brite findet derzeit kein Mittel dagegen.

Formel 1: Pressestimmen zm Großen Preis von Singapur 2016
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Pressestimmen zum Großen Preis von Singapur

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Rosberg hetzte zum Flughafen, er wollte so schnell wie möglich zurück zu Ehefrau Vivian und Töchterchen Alaïa. "Ich kann es gar nicht erwarten, nach Hause zu kommen", sagte der Seriensieger und roch dabei immer noch ein bisschen nach Champagner. Im Kreis der Familie will Rosberg sich ausruhen, Kraft tanken, weiter an der Form feilen für den heißen Saisonendspurt in der Formel 1. Aber über den WM-Titel auch reden? Nein, das wollte Rosberg partout nicht.

"Es funktioniert doch, warum sollte ich das anders machen?", fragte er nach seinem beeindruckenden Sieg in Singapur, dem dritten in Serie. Und weil sein Teamrivale Lewis Hamilton nur Dritter wurde und langsam verzweifelt, hat der Wiesbadener nun plötzlich acht Punkte Vorsprung auf den Titelverteidiger im Kampf um den Thron in der Königsklasse. Rosberg hat bei noch sechs ausstehenden Rennen also beste Chancen, endlich seinen ersten Titel zu holen.

"Nach diesem Rennen kann man es kaum anders ausdrücken: Rosberg hat das Sagen", schrieb der englische Guardian: "Die Dominanz über Hamilton erinnert an die Überlegenheit des Briten im vergangenen Jahr - als dieser souverän Weltmeister wurde."

Doch Rosberg interessiert sich nach eigener Aussage nicht für den Punktestand oder die Statistiken, die für ihn sprechen. Aber der 31-Jährige, der als erster Nicht-Weltmeister überhaupt in Singapur gewinnen konnte, gab nach seinem 200. Grand Prix dennoch zu: "Der Sieg gibt mir Auftrieb, das ist ein Mega-Ding. Es ist immer besser mit einem Sieg in das nächste Rennen zu gehen als mit einer Niederlage."

Und während Rosberg vor lauter Selbstvertrauen derzeit kaum in seinen Silberpfeil passt, wirkt Titelverteidiger Hamilton ratlos und angeschlagen. Seit der Sommerpause wird er von Rosberg förmlich überrollt, und der Brite findet derzeit kein Mittel dagegen. "Ich werde zurückkommen, der Kampf geht immer weiter", sagte Hamilton, klang dabei aber wenig überzeugt. Auch wenn er zu Recht darauf hinwies, dass er nach einem kapitalen Fehlstart in die Saison schon einmal 43 Punkte Rückstand hatte auf Rosberg. Allerdings lag er nach dem Rennen auf dem Hockenheimring auch schon 19 Zähler vorne.

Der Kampf um die WM ist in diesem Jahr ein Auf und Ab, der Endspurt könnte sich zu einem wahren Thriller entwickeln. Und derzeit scheint Rosberg dafür besser gewappnet zu sein. "Das ist der beste Nico Rosberg, den ich je gesehen habe", schwärmte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Bisher galt Rosberg vielen Experten als zu weich und zögerlich, um Hamilton ernsthaft gefährlich zu werden. "Er war stets der Mann im Schatten, der tapfere, aber doch ewige Verlierer", schrieb nun die englische Times - doch in Singapur sei eine "Transformation" abgeschlossen worden.

Und so langsam setzt sich auch im Fahrerlager die Erkenntnis durch, dass der Deutsche wirklich Weltmeister werden könnte. "Nico fährt auf einem ganz anderen Level als früher. So ist er auf jeden Fall ein ganz starker Herausforderer für Lewis", sagte etwa Ex-Champion Damon Hill.

Auch Hamilton rechnet nicht damit, dass Rosberg noch einmal einbricht. "Ich gehe davon aus, dass er so weitermacht", sagte der Brite. Doch der Hochgelobte wiegelte ab. "Lewis kommt immer stark zurück", sagte Rosberg und flog zu seiner Familie.

(old/sid)
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