Formel 1 in Monza Hamilton holt Pole und knackt Schumi-Rekord

Monza · Lewis Hamilton hat in der "ewigen" Pole-Rangliste der Formel 1 die alleinige Führung vor Rekord-Weltmeister Michael Schumacher übernommen. Der Mercedes-Pilot sicherte sich am Samstag zum 69. Mal in seiner Formel-1-Karriere den ersten Startplatz und hat damit eine Pole mehr als Schumacher.

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Großer Preis von Italien: das Qualifying

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Foto: rtr, tj

Erst ging gar nichts, dann wurde es historisch: Lewis Hamilton hat im Regen-Roulette von Monza einmal mehr Formel-1-Geschichte geschrieben - und greift beim Ferrari-Heimspiel mit Macht nach der WM-Führung des enttäuschenden Scuderia-Stars Sebastian Vettel. Im mit 217 Minuten längsten Qualifying der Formel-1-Geschichte fuhr der Mercedes-Star aus England zu seiner 69. Pole Position und überholte damit Ferrari-Ikone Michael Schumacher an der Spitze dieses Rankings.

Der Heppenheimer Vettel kam nach stundenlanger Verzögerung wegen zwischenzeitlich sintflutartiger Regenfälle nicht über Rang acht hinaus und war auf seiner schnellsten Runde knapp 2,5 Sekunden langsamer als sein großer Rivale Hamilton. Allerdings profitierte Vettel von den Strafversetzungen des Red-Bull-Duos Max Verstappen (Niederlande) und Daniel Ricciardo (Australien) auf den Plätzen zwei und drei. Von Rang sechs aus geht Vettel dennoch mit einer schlechten Ausgangsposition in den Großen Preis von Italien am Sonntag (14.00 Uhr/RTL und Sky).

Nudeln zur Belohnung

"Ich freue mich, diesen Rekord auf einer so historischen Strecke gebrochen zu haben. Heute Abend werde ich mit Sicherheit Pasta essen, um das zu feiern", sagte Hamilton. Vettel erklärte einsilbig und sichtlich unzufrieden am Sky-Mikrofon: "Ich weiß nicht, woran es gelegen hat, anscheinend hat ein bisschen Speed gefehlt. Ich bin nicht zufrieden."

Die erste Startreihe komplettiert sensationell der 18-jährige Kanadier Lance Stroll (Williams), hinter ihm geht der nur zwei Jahre ältere Force-India-Pilot Esteban Ocon (Frankreich) ins Rennen auf dem schnellsten Kurs im Formel-1-Kalender. Am Sonntag wird sich den Fahrern ein komplett anderes Bild bieten: Beim 13. von 20 Saisonläufen wird sonniges Wetter bei rund 25 Grad erwartet.

Wenn das Kräfteverhältnis an der Spitze so bleibt, wie es sich am Freitag im freien Training andeutete, würde sich der Titelkampf am Ende der Europa-Saison radikal zuspitzen: Hamilton liegt nur noch sieben Punkte hinter Vettel. Wenn der Engländer gewinnt, müsste der Hesse noch auf Platz zwei nach vorne kommen, um zumindest die geteilte WM-Führung zu behaupten.

Wehrlein profitiert von Strafen

Sechs Fahrer kassierten - teilweise bewusst in Kauf genommene - Rückversetzungen wegen des Austauschs von Motorenkomponenten beziehungsweise des Getriebes. Zu ihnen gehörte Renault-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich), der zehn Startplätze Strafe kassierte und vom 16. Platz ins Rennen geht. Zu den Profiteuren gehörte der Worndorfer Pascal Wehrlein, der Sauber-Pilot wurde zwar nur 19., startet aber von Rang 13.

Am Freitagabend einsetzender Dauerregen hatte die Hochgeschwindigkeitsstrecke in eine regelrechte Seenlandschaft verwandelt, die Fahrt glich einem Glücksspiel. Nach einem Unfall von Haas-Pilot Romain Grosjean (Frankreich) auf der Geraden wurde die Einheit um 14.04 Uhr für sage und schreibe knapp zweieinhalb Stunden unterbrochen. 2009 in Brasilien hatte es "nur" 161 Minuten gedauert, um den Pole-Setter zu ermitteln.

Erst nach zahlreichen Streckeninspektionen und dem Einsatz von Kehrmaschinen und Schrubbern gab Rennleiter Charlie Whiting Grünes Licht. Letztmalig musste ein Qualifying beim Großen Preis der USA 2015 in Austin (Unwetter) auf den Renntag verlegt werden.

Die Fahrer vertrieben sich die Wartezeit höchst unterschiedlich. Vettel ging zwischenzeitlich durch den Regen an die Boxenmauer vor und winkte den wartenden Ferrari-Fans zu. Hamilton wählte die PlayStation, während Red-Bull-Pilot Ricciardo mit einer TV-Kamera bewaffnet die Mercedes-Box stürmte.

"Wir stehen nur rum"

Mit jeder Verschiebung wurde die Stimmung in den Boxen schlechter. Verstappen übte gar harsche Kritik an der Rennleitung: "Ich denke, wir hätten schon 15 Minuten nach der roten Flagge wieder rausfahren sollen. Wir stehen hier nur rum." Mercedes-Teamaufsichtsratschef Niki Lauda wetterte: "Heute abbrechen, morgen früh Qualifying, morgen Nachmittag Rennen. Alles andere macht keinen Sinn mehr."

Die FIA setzte jedoch auf die Wetterprognosen, wonach der Regen im Verlauf des Nachmittags nachlassen sollte. "Wir warten, dass das Wasser weiter abfließt von der Strecke", begründete Rennleiter Charlie Whiting die ständigen Verschiebungen - und der Engländer sollte damit doch noch das richtige Händchen beweisen.

Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn gewann den schwierigen Bedingungen gar etwas Positives ab. "Das Gute bei solchen Bedingungen ist ja aber auch, dass die etablierte Ordnung durcheinandergewirbelt wird. Das schadet der Formel 1 nicht."

(ems/sid)
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