Formel 1 2016 Rosberg gewinnt Chaos-Rennen - Hamilton wird Dritter

70 Tage hatte Nico Rosberg auf diesen Sieg gewartet, doch die Freude über das Comeback im Titelkampf fiel bescheiden aus.

Formel 1: Nico Rosberg feiert sechsten Saisonsieg
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Rosberg feiert sechsten Saisonsieg

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Der Mercedes-Pilot klatschte nach dem Großen Preis von Belgien seine Mechaniker ab, er reckte pflichtschuldig die Trophäe in die Luft - und dann reichte er dem Mann des Tages die Hand: Teamrivale Lewis Hamilton war vom 21. Startplatz auf den dritten Rang gerast, das hatte es in Spa noch nie gegeben. Hamilton behauptete seine WM-Führung, und Rosbergs Sieg schmeckte bittersüß.

Noch neun Punkte liegt Hamilton nun vor Rosberg, dabei schien das Rennen eigentlich schon vor dem Start verloren. Wegen des unerlaubten Wechsels von zahlreichen Motorenteilen war der Brite weit zurückversetzt worden - es folgte eine denkwürdige Aufholjagd.

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"Erst im Ziel habe ich gesehen, dass Lewis so weit vorne gelandet ist", sagte Rosberg am Sonntagabend, "und ich dachte: Was? Ernsthaft?" Für ihn selbst sei dieser souveräne Start-Ziel-Sieg nicht das "das schwierigste Rennen aller Zeiten" gewesen, "ich musste ja nicht gegen Lewis kämpfen", sagte Rosberg nüchtern, und dann fügte er an: "Gratulation an ihn. Von ganz hinten auf drei, das war beeindruckend." Hamilton indes sprach von einem "bemerkenswerten Tag. Hier mit so vielen Punkten abzureisen, macht mich extrem stolz."

Zweiter wurde Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo, Nico Hülkenberg beeindruckte im Force India mit dem ganz starken vierten Platz. Ferrari-Star Sebastian Vettel rettete in einem Chaos-Rennen den sechsten Platz ins Ziel, Rookie Pascal Wehrlein im Manor schied nach einem frühen Fahrfehler aus.

Der niederländische Youngster Max Verstappen, von Zehntausenden Landsleuten angefeuert, belegte von Rang zwei gestartet nur den elften Platz. Der Red-Bull-Pilot untermauerte dabei seinen Ruf als Bad Boy der Formel 1 in harten Duellen mit dem Ferrari-Duo Vettel und Kimi Räikkönen. "Das einzige Interesse von diesem Kerl ist es, mich von der Piste zu drängen", fluchte Räikkönen während des Rennens.

Für Hamilton schien indes noch vor dem Wochenende die Sache klar: Der Engländer hatte Schadensbegrenzung als Ziel ausgerufen, denn Mercedes hatte den belgischen Grand Prix ausgewählt, um neue Motoren einzubauen und damit die ohnehin bald drohende Strafe für Hamilton in Kauf zu nehmen. Der Grund: Auf dem Hochgeschwindigkeits-Kurs ist das Überholen vergleichsweise einfach. Hamilton gab sich dennoch zurückhaltend, die Top 10 seien erst mal das Mindestziel, sagte er.

Doch der traditionell turbulente belgische Grand Prix hielt auch am Sonntag einige Überraschungen bereit, und die spielten Hamilton in die Karten. Gleich nach dem Start herrschte ein gehöriges Durcheinander: Rosberg zog souverän davon, und das war in jeder Hinsicht ein Glücksfall für den Deutschen, denn gleich hinter ihm flogen die Fetzen.

Verstappen fiel von Startplatz zwei zurück und geriet in der ersten Kurve in einen engen Positionskampf mit Räikkönen und Vettel - sie kollidierten, Vettel fiel ans Ende des Feldes zurück, auch seine beiden Kontrahenten beschädigten ihre Autos und alle drei steuerten die Box an.

Spektakuläre Crashs von Carlos Sainz jr. (Toro Rosso) und Kevin Magnussen (Renault) sorgten anschließend zunächst für Safety-Car-Phasen und dann sogar für eine Rennunterbrechung. Hamilton hatte bis dahin zahlreiche Boxenstopps der Konkurrenz genutzt, um sich bis auf Rang fünf vorzuschieben - nach neun Runden begann damit ein eigentlich schon verlorenes Rennen für den Weltmeister von Neuem.

Nach rund zehnminütiger Unterbrechung durften die Autos wieder auf die Strecke, Rosberg fuhr auf den härteren Medium-Reifen an der Spitze einen beruhigenden Vorsprung auf den zweitplatzierten Ricciardo heraus. Dahinter setzte Hamilton, nun auf neuen Softreifen, seine Aufholjagd unbeirrt fort.

Ohne große Probleme nutzte er die Geschwindigkeitsvorteile seines Mercedes um zunächst Ex-Weltmeister Fernando Alonso (McLaren) und dann Hülkenberg zu überholen - Hamilton hatte damit 18 Runden benötigt, um sich vom 21. Platz auf einen Podestrang vorzuarbeiten. Diesen hielt der Titelverteidiger auch nach weiteren Boxenstopp-Phasen. Für einen Angriff auf Rang zwei reichte es nicht mehr - Hamilton war es an diesem Tag wohl herzlich egal.

(sid)
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