Formel-1-WM Rosberg reichen jetzt schon vier zweite Plätze zum Titel

Suzuka · Nach seinem neunten Saisonsieg ist für Nico Rosberg der Formel-1-Titel zum Greifen nah. Dauerrivale Lewis Hamilton patzt erneut und kann nicht mehr aus eigener Kraft Weltmeister werden.

Nico Rosberg feiert wilde Champagner-Party
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Rosberg feiert wilde Champagner-Party

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Foto: dpa, fr ss fdt

Im Gefühl des nahen WM-Triumphs kletterte Nico Rosberg im Dämmerlicht von Suzuka noch einmal auf die Boxenmauer und riss den riesigen Siegerpokal in die Höhe. Der nach seinem dicken Startpatzer in Japan erneut geschlagene Lewis Hamilton hatte die wilde Garagenparty von Mercedes längst verlassen, als Rosberg am Sonntag vor der Haupttribüne in den Jubel der ausharrenden Fans eintauchte. Mit seiner Siegpremiere in Suzuka sicherte der Formel-1-Spitzenreiter den Silberpfeilen nicht nur vorzeitig den dritten Team-Titel in Serie, sondern machte selbst einen vielleicht vorentscheidenden Schritt zur ersten Fahrer-Weltmeisterschaft.

Durchtränkt vom Champagner, geherzt von seiner Crew und beseelt vom Glück des Augenblicks schwärmte Rosberg nach dem neunten Sieg im 17. Saisonrennen: "Ein Riesen-Wochenende für mich, es ist super gelaufen von A bis Z." 33 Punkte Vorsprung auf Titelverteidiger Hamilton nimmt der gebürtige Wiesbadener mit in die verbleibenden vier Saisonläufe. Hamilton musste sich mit Platz drei begnügen, weil ihm zunächst der Start völlig misslang und er nach seiner Aufholjagd zwar noch an Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel, aber nicht mehr an Red-Bull-Pilot Max Verstappen vorbeikam.

Einen Protest gegen Verstappens harte Verteidigung zog Mercedes schnell wieder zurück, wohl auch auf Hamiltons Drängen. "Ich habe ihnen gesagt, so etwas tun wir nicht. Wir sind Champions, wir machen weiter", twitterte der Brite. Hamilton wusste wohl, dass die Chancen auf einen Erfolg des Protests gegen das Renn-Ergebnis ähnlich gering waren wie seine verbliebenen Hoffnungen auf den vierten Titel.

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"33 Punkte sind schwer aufzuholen"

Rosberg bliebe selbst bei vier Hamilton-Siegen in den USA, Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi vorn, wenn er jeweils Zweiter würde. "33 Punkte sind schwer aufzuholen. Es läuft sehr gut für Nico", sagte Hamilton, den sein 100. Podiumsplatz nicht trösten konnte. "Ich gebe alles, was ich habe und dann sehen wir was passiert", sagte der 31-Jährige. Rechnerisch ist er der einzige, der Rosberg im WM-Rennen noch abfangen kann. Doch seine Form spricht dagegen.

Hamilton wollte nach den zwei verkorksten Asien-Wochen in Malaysia und Japan einfach nur noch schnell nach Hause. Der Motorschaden in Sepang hatte ihn den sicheren Sieg gekostet, sein Ärger darüber überlagerte auch die Tage von Suzuka. Hamilton benahm sich bei der Fragestunde des Weltverbands daneben, als er die ganze Zeit mit seinem Handy spielte. Am Vorabend des Rennens verweigerte er dann bei einer weiteren Medienrunde die Antworten. Doch seinen Frust konnte er auf der Strecke nicht wie so oft zuvor in Vortrieb verwandeln.

Stattdessen dominierte Rosberg, war in allen Trainingseinheiten und in der Qualifikation der Schnellste und blieb auch im Rennen fehlerlos. "Ich bin super happy. Es ist etwas Besonderes, auf dieser legendären Strecke zu gewinnen", sagte der WM-Führende nach dem 23.
Grand-Prix-Sieg seiner Karriere. Damit zog er mit dem dreimaligen Weltmeister Nelson Piquet gleich.

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Landsmann Vettel, zuletzt sieben Mal in Japan auf dem Podium, verzockte sich mit Ferrari im Reifenpoker und kam als Vierter ins Ziel. Nico Hülkenberg wurde im Force India Achter, Pascal Wehrlein im Manor 22. und damit Letzter.

Hamilton reist im Privatflieger ab

Mit einem Dauergrinsen warf sich Rosberg später an der Box in die Feier seiner Mannschaft, immer mittendrin im Pulk der Mechaniker und Ingenieure. Hamilton dagegen war nur eine Randfigur und eilte nach den ersten Schnappschüssen zum wartenden Flieger von Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda. "Unser Fokus ist, ihn wieder aufzubauen. Nach so einem Rennen ist nicht der Zeitpunkt, den Finger in die Wunde zu legen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff vor dem gemeinsamen Rückflug mit Hamilton.

Abschreiben will Wolff seinen Superstar auch jetzt noch nicht, obwohl Rosberg vier der fünf Grand Prix seit der Sommerpause gewann und 52 Punkte mehr eroberte als Hamilton. "Lewis funktioniert am besten, wenn er unter Druck ist und ein Ziel hat. Es bleibt ein intensiver Zweikampf", sagte Teamchef Wolff.

Davon geht auch Rosberg aus, der auf dem besten Weg ist, nach Michael Schumacher (7 Titel) und Vettel (4) der dritte deutsche Formel-1-Weltmeister zu werden. "Es ist immer noch ein weiter Weg", sagte der 31-Jährige. Und doch weiß auch er: Der Triumph ist so nah wie nie zuvor.

(dpa)
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