Formel 1 Die Silberpfeile jagen sich selbst

Nico Rosberg jagt Lewis Hamilton, aber wer jagt die Silberpfeile? Im letzten Rennen vor der Sommerpause steht vor allem Ferrari-Star Sebastian Vettel unter Druck. Die Scuderia muss in Ungarn beweisen, dass sie ein ernsthafter Mercedes-Konkurrent sein kann.

Nico Rosberg von A bis Z
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Foto: rtr, HM

Nico Rosberg hat auf Angriff geschaltet. Hart will er in Ungarn fahren, vor der Sommerpause noch einmal ein Ausrufezeichen setzen im ewigen Duell der Silberpfeile gegen Weltmeister und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton. "Auf diesem Kurs kann man sein Können zeigen", sagt der Vizeweltmeister. Das ist allerdings in der Vergangenheit vor allem dem britischen Champion gelungen - nach vier Siegen ist der Hungaroring Hamilton-Land.

"Ungarn ist ein wundervoller Ort und gehört zu meinen Favoriten", sagte Hamilton vor dem Großen Preis von Ungarn am Sonntag (14 Uhr/Live-Ticker), der natürlich noch unter den Eindrücken der Beerdigung von Jules Bianchi am Dienstag in Nizza steht. "Ich weiß, dass er wollen würde, dass wir weiter so hart fahren wie er, und das habe ich vor."

Nach drei Siegen aus den letzten fünf Rennen brennt allerdings auch Rosberg auf die zweite Saisonhälfte. "Ich kann auf jeder Strecke gewinnen, und die Hoffnung ist sehr groß. Es wird wieder ein enges Duell", sagte er mit Blick auf seinen Mercedes-Teamkollegen. Hamilton hat im Kampf um die Krone in der Königsklasse derzeit noch die Nase vorn - 17 Punkte (194:177) liegt der 30-Jährige vor seinem Nachbarn aus dem mondänen Monaco.

Doch Rosberg ist der personifizierte Optimismus. "Ich glaube, Rosberg wird dominieren. Er macht einen sehr starken Eindruck", sagte der werdende Vater zuletzt in Hamburg - mit einem Lächeln auf den Lippen. Schließlich weiß er genau, dass auch Hamilton kein Jota nachlassen wird auf dem Weg zu seinem dritten Titel.

Schauen müssen die beiden Silberpfeil-Piloten derzeit sowieso nur auf sich selbst. Konkurrenz? Welche Konkurrenz? Sebastian Vettel, der mit seinem Sieg in Malaysia letztlich mehr Hoffnung bei Fans und dem Team geschürt hatte als die Scuderia erfüllen konnte, musste zuletzt den dritten Platz in Silverstone praktisch aus dem Hut zaubern.

"Das Glas ist halb leer, nicht halb voll", sagte deshalb Teamchef Maurizio Arrivabene. Der muss sich zudem, mehr als ihm lieb ist, mit seinem anderen Fahrer beschäftigen: Kimi Räikkönen. Der Finne steht vor dem Aus - und die "K-Frage" sorgt für Unruhe rund um den Traditionsrennstall.

Räikkönen, 2007 letzter Ferrari-Weltmeister, gibt sich gewohnt fatalistisch. "Ich gebe mein Bestes, und wenn das nicht reicht, dann reicht es eben nicht", sagte der Finne bei ESPN. Seine potenziellen Nachfolger stehen bereits in den Startlöchern, allen voran sein Landsmann Valtteri Bottas.

Bottas wird teuer für Ferrari

Allerdings müsste Ferrari für den 25-Jährigen tief in die Tasche greifen, laut der italienischen Tageszeitung Gazzetta dello Sport ruft Bottas' derzeitiger Arbeitgeber Williams eine Ablöse von 18,5 Millionen Euro auf.

Vettel wird sich von den Spekulationen vermutlich wenig beeindrucken lassen, doch so richtig glücklich ist er derzeit nicht. "Wir sind nicht da, wo wir hinwollen", sagte der Hesse am Donnerstag, "und deshalb sind wir noch nicht zufrieden."

Anstatt die Silberpfeile zu jagen, müssen die Ferrari-Piloten vermehrt in den Rückspiegel schauen, denn Williams, bestückt mit Mercedes-Motoren, hat zur Jagd auf die Scuderia geblasen. Das Rennen in Budapest mit seiner fließenden, kurvigen Strecke sollte aber zumindest in der Theorie Ferrari besser liegen als den stark motorisierten Williams.

Doch ausgerechnet Sebastian Vettel, der sich in Maranello im Simulator auf das Rennen vorbereitete, hat überhaupt keine guten Erinnerungen an die üblichen Hitzeschlachten auf dem Hungaroring: Der viermalige Weltmeister ist noch ohne Sieg in Ungarn. "Ich war hier schon knapp dran und habe es dann teilweise selbst vergeigt", sagt er. Ebenfalls sieglos in Ungarn ist übrigens Nico Rosberg. Allerdings macht der ja bekanntlich gerade "einen sehr starken Eindruck"

(sid)
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