Formel 1 Red Bull jammert, Mercedes teilt aus

Zoff in der Formel 1: Nach den Ausstiegsdrohungen von Red Bull reagiert Marktführer Mercedes in Person seines Motorsportchefs Toto Wolff mit beißendem Sarkasmus.

 Toto Wolff reagierte auf Red Bulls Kritik am Regelwerk mit beißendem Sarkasmus.

Toto Wolff reagierte auf Red Bulls Kritik am Regelwerk mit beißendem Sarkasmus.

Foto: dpa, bwe jhe nic

Toto Wolff reichte es - endgültig. "Es gibt da in Jerusalem diese Mauer, da kann man sich vorstellen und klagen. Vielleicht sollten sie dahin gehen", erwiderte der Mercedes-Motorsportchef auf die gebetsmühlenartig vorgetragene Kritik von Red Bull an der Dominanz der Silberpfeile. Die Jammerei des ehemaligen Marktführers, garniert mit der Drohung eines möglichen Ausstiegs: Für Wolff ist das Ende der Fahnenstange längst erreicht.

"Wenn du in die Formel 1 kommst, gegeneinander antrittst, auf dem höchsten Niveau arbeitest und dann nach dem ersten Rennen jammerst, es müsse etwas ausgeglichen werden - so haben wir das in der Vergangenheit nicht gemacht", stellte der Österreicher klar und hatte für den ehemaligen Rennstall des viermaligen Weltmeisters Sebastian Vettel noch einen guten Rat: "Verdammt noch mal konzentrieren, hart arbeiten und die Probleme lösen."

Dass in der Formel 1 immer und überall Politik gemacht wird - geschenkt, das weiß auch Wolff. Meist hinter verschlossenen Türen, hin und wieder auch mal über die Medien. Aber dass sich der Mercedes-Boss nach einem (für den Stern) perfekten Auftaktwochenende mit dem Doppelsieg von Weltmeister Lewis Hamilton und Vize-Weltmeister Nico Rosberg vor allem mit der neidischen Konkurrenz beschäftigen muss, ist ein weiterer Tiefpunkt in der Abwärtsspirale der Königsklasse.

Red Bull, das bereits im letzten Jahr chancenlos gegen Mercedes war und sich als schlechter Verlierer präsentiert hatte, hatte nach dem enttäuschenden Auftritt in Melbourne heftige Kritik an der Königsklasse geäußert und sogar mit Ausstieg gedroht. "Wir sind unzufrieden damit, wie die Formel 1 regiert und geführt wird", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei auto, motor und sport: "Deshalb wird bei uns auch über ein Ausstiegs-Szenario nachgedacht, wenn die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht mehr aufgeht."

Vertraglich ist Red Bull übrigens bis 2020 an die Königsklasse gebunden - einzige realistische Option wäre damit wohl ein Verkauf der beiden Teams Red Bull Racing und Toro Rosso durch Milliardär Dietrich Mateschitz.

Nach vier Titeln für Vettel in der Fahrer-WM von 2010 bis 2013 ist Red Bull einer der Verlierer des neuen Motoren-Reglements. Nach Ansicht von Red Bull führten die Veränderungen vor allem zu Langeweile. "Vorne fahren einsam zwei Autos, und dahinter wird nicht überholt", sagte der 71-jährige Marko. Sein Teamchef Christian Horner merkte an, dass "für mich das Highlight des Rennens Arnold Schwarzenegger auf dem Podium war".

Zudem beklagt der österreichische Rennstall nicht zum ersten Mal, dass die vom Automobil-Weltverband FIA angeschobenen Regeländerungen vorsätzlich die Red-Bull-Dominanz brechen sollten, eigene Vorschläge seien in der Vergangenheit dagegen wiederholt abgelehnt worden.

"Laufend wurden Ideen von uns verboten, um uns einzubremsen. Zum Beispiel der angeblasene Diffusor und die Motorsteuerung", sagte Adrian Newey, der jahrelang das überlegene Chassis für Vettel entworfen hatte: "Bei Mercedes sagt keiner etwas."

Im ersten Rennen nach dem Abgang des viermaligen Weltmeisters Vettel zu Ferrari hatte Red Bull enttäuscht. Beim Saisonauftakt in Melbourne wurde Lokalmatador Daniel Ricciardo nur Sechster und dabei überrundet, Teamkollege Daniil Kwjat (Russland) scheiterte schon vor seinem ersten Rennen für Red Bull Racing an technischen Problemen auf dem Weg in die Startaufstellung.

(sid)
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