Freies Training in Sotschi Red Bull testet Cockpitschutz "Aeroscreen"
Sotschi · Im Bestreben um mehr Sicherheit in der Formel 1 hat Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo im ersten freien Training zum Großen Preis von Russland in Sotschi (Sonntag, 14 Uhr/Live-Ticker) ein innovatives Kopfschutzsystem getestet. Der Australier drehte am Freitagvormittag eine Runde mit dem von Red Bull entwickelten "Aeroscreen" ("Windschutzscheibe").
Bei dem Modell wird das Cockpit von einer kanzelartigen, extrem widerstandsfähigen Scheibe umschlossen, die auf der Vorderseite auf Helmhöhe verläuft und zu den Seiten etwas niedriger abschließt. Red Bull hatte zuvor statische Tests durchgeführt, bei denen das System dem Aufprall eines über 220 km/h schnellen Reifens standhielt.
Aeroscreen soll verhindern, dass der Fahrer von herumfliegenden Objekten am Kopf getroffen wird. Zudem soll der Pilot nach einem Unfall ohne fremde Hilfe zügig aussteigen können. "Wenn das in den nächsten 20 Jahren auch nur ein Leben rettet, ist die Einführung richtig", sagte Ricciardo vor der ersten Probefahrt.
"Scheibe hat keinen Einfluss auf die Sicht"
"Die Scheibe hat keinen Einfluss auf die Sicht und schützt den Fahrer vor dem Wind. Wir werden alle Daten an die FIA (Automobil-Weltverband; d. Red.) weitergeben und dann sehen", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner.
Wie Halo hat auch Aeroscreen im Fahrerfeld schnell Kritiker gefunden. "Diese Scheibe sieht so schlecht aus", sagte Weltmeister Lewis Hamilton (England/Mercedes): "Da hat man diese coolen, eleganten, futuristischen Formel-1-Autos, und dann verschandelt man sie mit einem Schutzschild." Ferrari-Pilot Sebastian Vettel (Ferrari/Heppenheim) findet beide Designs "nicht hübsch" und scherzte: "Bei der Windschutzscheibe musst du nachher natürlich die Fliegen abkratzen."
Über die Einführung eines Kopfschutzsystems entscheidet die Formel-1-Kommission. Weil das Reglement für das kommende Jahr bis Samstag verabschiedet werden soll, ist eine Einführung vor 2018 wenig realistisch.