Formel-1-Testfahrten in Barcelona Vettels Ferrari mit Panne — Fabelzeit von Bottas

Barcelona · Ferrari schottete sich bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona lange ab. Medientermine wurden verschoben, am Mittwochabend sprach Sebastian Vettel dann doch noch.

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Foto: ap, AF

Das lange Schweigen von Ferrari endete am Mittwoch um kurz nach 18 Uhr. Zwar war der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel kurz vor Ende des dritten Formel-1-Testtages in Barcelona gerade mit seinem Wagen auf der Zielgerade liegen geblieben, trotzdem hatte er beste Laune. "Das Auto ist einfach ausgegangen. Wir hätten das ein bisschen besser timen können, damit es einfach in der Boxengasse passiert", sagte der 29-Jährige mit einem Grinsen und versicherte: "Grund zur Sorge gibt es aber nicht."

Es waren mit die ersten Sätze, die er in Spanien zu den Journalisten sprach. Ferrari hatte sich zuvor knapp drei Tage lang komplett von der Außenwelt abgeschottet, keiner der Protagonisten hatte bis zur Halbzeit des vorletzten Tages auch nur ein Statement abgegeben. Stattdessen gab es das "rote Schweigen" - und das sorgte für Kopfschütteln.

Parallel zeigte Ferrari auf der Stecke allerdings ansprechende Leistungen. Vettel stellte im SF70-H den Tageshöchstwert von 139 Runden auf, mit einer persönlichen Bestzeit von 1:19,952 Minuten musste er sich zudem nur dem Finnen Valtteri Bottas (Mercedes) geschlagen geben. "Das Auto fühlt sich besser an als letztes Jahr, aber das sagt wohl jeder, weil es durch die neuen Regeln einfach schneller ist", sagte Vettel.

Insgesamt zog der Heppenheimer ein positives Zwischenfazit nach seinen ersten beiden Tagen mit dem Wagen. "Am wichtigsten ist, dass wir jetzt laufen", sagte Vettel: "Wir haben eine ordentliche Zahl an Runden gefahren, aber wir wissen, dass wir uns noch verbessern müssen."

Das sportliche Abschneiden macht Hoffnung auf eine ordentliche Saison, die italienischen Medien sind vom Auftreten der Roten in der Öffentlichkeit trotzdem schockiert. "Nach einem Winter des Schweigens, in dem Ferrari praktisch untergetaucht ist, gibt es bei Medien und Tifosi enormes Interesse", schrieb die Gazzetta dello Sport: "Doch stattdessen: geschlossene Münder." Und die Tageszeitung Repubblica urteilte: "Eine Saison mit einem Nachrichten-Blackout zu beginnen, ist rundweg absurd."

Anstatt eines ausführlicheren Pressegesprächs in der Teamunterkunft gab es in Barcelona nur eine kurze Runde hinter der Garage. Im dichten Gedränge beantwortete Vettel ein paar Minuten lang Fragen - und die Reporter waren zumindest etwas besänftigt. Am Donnerstag wird es das gleiche Prozedere mit Kimi Räikkönen geben. Vettels schweigsamer Teamkollege kam bisher noch gar nicht zu Wort, wobei ihn selbst das wohl am wenigsten stören wird.

Über die Gründe für das Verhalten wird spekuliert: Der Druck ist enorm, das Team soll sich auf die eigentliche Arbeit konzentrieren, die obligatorischen Medientermine stören. Die Italiener hoffen, dass sie den Silberpfeilen nach einer enttäuschenden Saison 2016 nun endlich wieder dauerhaft Probleme bereiten können.

Der 29-jährige Vettel wartet schon seit September 2015 in Singapur auf einen Sieg, in der Fahrerwertung landete der Heppenheimer im vergangenen Jahr abgeschlagen auf dem vierten Rang, Räikkönen wurde nur Sechster. Gegen Weltmeister Nico Rosberg und dessen Stallrivalen Lewis Hamilton waren sie schlicht chancenlos.

Ob in der am 26. März in Melbourne/Australien beginnenden Saison alles besser wird? "Das wird die Zeit zeigen", sagte Vettel ohne konkret zu werden: "Ich habe keine Kristallkugel. Ich habe nur zwei andere Kugeln, aber die nützen dafür nichts."

(sid)
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