Großer Preis von Österreich Vettel wartet auf den ersten Sieg

Spielberg/Düsseldorf · Nach acht Rennen sind zweite Plätze die besten Saison-Ergebnisse für den viermaligen Weltmeister und Ferrari. Zu wenig für den Formel-1-Fahrer und den italienischen Rennstall, der Platzhirsch Mercedes den Kampf angesagt hat.

Sebastian Vettel blieb bislang ohne Saisonsieg.

Sebastian Vettel blieb bislang ohne Saisonsieg.

Foto: afp, Jure Makovec/AFP

Ob weitere Jahre ohne WM-Titel eine Tragödie wären, wie Ferrari-Chef Sergio Marchionne vor Saisonbeginn erklärte, sei dahingestellt. Mit Enttäuschung aber wäre dies angesichts des Herzblutes, das jeder motorsportverrückte Italiener in seine Scuderia investiert, aber wohl auch unzureichend beschrieben. Ferrari, Formel 1 und Fans - das ist eine Dreiecksverbindung, die große Emotionen freisetzt.

Dennoch. Seit 2007, als Kimi Räikkönen auf den letzten Drücker vom erbitterten Duell der McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Fernando Alonso profitierte, wartet Ferrari auf einen Champion. Ein Jahr später wurde immerhin noch die Konstrukteurs-WM geholt - zum achten Mal bis in den zehn Jahren dahin. Lang, lang ist es her. "Wir wollen das Team sein, das es zu schlagen gilt", hatte Marchionne von seinem Aufgebot vor dem Saisonstart gefordert. Die Lücke zu Mercedes müsse man mit Lichtgeschwindigkeit schließen. "Ich denke, wir verdienen den Titel", sagte der 52-Jährige noch im Mai.

Als Manager hat sich der Italo-Kanadier in der Automobilbranche einen Namen gemacht. Doch die Formel 1 ist kein "normales" Unternehmen - sondern unberechenbar. Das hat auch Sebastian Vettel in dieser Saison erlebt. Auch weil ihn sein Team wegen falscher Strategien zweimal um einen möglichen Erfolg brachte oder ihn der Russe Daniil Kwjat in zwei Rennen torpedierte - - unter dem Strich bleibt die Bilanz, dass Ferrari in dieser Saison noch auf den ersten Sieg wartet. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich dies am Sonntag (14 Uhr) in Spielberg beim Großen Preis von Österreich ändert. Nach dem Rennen vor zwei Wochen in Baku wurde im Öl von Vettels Rennwagens etwas gefunden, was keinen Ingenieur erfreut: Metallspäne. Das Getriebe musste getauscht werden. Deshalb wird der Heppenheimer, der morgen seinen 29. Geburtstag feiert, nach dem heutigen Qualifying um fünf Startplätze zurückversetzt.

"Jedes Rennen ist eine Chance für uns", sagte Vettel nach dem gestrigen Training, als er gut 0,6 Sekunden langsamer war als WM-Spitzenreiter Nico Rosberg. Der Mercedes-Fahrer peilt morgen seinen dritten Sieg in Folge in Österreich an. "Wir sind hier, um Rennen zu gewinnen. Ferrari ist in der Formel 1, um Rennen zu gewinnen", erklärte Vettel, der vor seinem Wechsel mit Red Bull viermal in Folge die Fahrer- und Konstrukteurs-WM gewonnen hatte. "Wir erwarten, dass wir mithalten können", ergänzte er. Zuversicht und Vertrauen in die eigene Stärke hören sich anders an.

Vettel wartet seit 14 Rennen auf einen Sieg. Teamkollege Kimi Räikkönen ist seit seiner Rückkehr zu Ferrari im Jahr 2014 nur sechsmal in 46 Rennen aufs Podest gefahren. Zuletzt in Baku und Montreal reichte es für Vettel jeweils zu Platz zwei. Er sieht Fortschritte. Immer wieder fordert er, den Teams in der Fabrik und an der Rennstrecke zu geben, was im Umfeld am wenigsten vorhanden ist: Zeit.

Sorgen anderer Art hat Lewis Hamilton. Im Kampf mit seinem Teamrivalen Rosberg um den WM-Titel hat der Engländer ein großes Handicap. In Spielberg wurden bereits zum fünften Mal ein neuer Turbolader und eine neue Komponente zur Energierückgewinnung eingebaut. Beim nächsten Mal geht es in der Startaufstellung zehn Plätze zurück.

(RP)
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