Formel 1 Vettel zeigt Massa den Stinkefinger

Sotschi · Sebastian Vettel hat den Großen Preis von Russland bereits am Start verloren. In der Schlussphase des Rennens ließ er sich zu einer unschönen Geste gegenüber Felipe Massa hinreißen. Sieger Valtteri Bottas mausert sich unterdessen zum Konkurrenten von Lewis Hamilton.

Formel 1: Pressestimmen zum Großen Preis von Russland
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Großer Preis von Russland: Pressestimmen

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Foto: afp

SEBASTIAN VETTEL: Der Ferrari-Pilot wirkte am Ende dieses Tages am Schwarzen Meer nicht sonderlich enttäuscht - er hatte auch kaum Anlass dazu. Der zweite Platz beim Großen Preis von Russland war eine Niederlage, die zuversichtlich stimmt für den Rest der Saison. Schon am Samstag zeigte Ferrari, dass selbst der Kampf um die Pole Position mittlerweile keine reine Mercedes-Angelegenheit mehr ist. Und auch am Rennsonntag lief der SF70-H sehr gut, das neue Auto von Ferrari funktioniert damit weiterhin auf allen erdenklichen Formel-1-Strecken. Und die Stärke von Sieger Valtteri Bottas könnte ein weiterer Trumpf werden: Läuft es richtig gut für WM-Spitzenreiter Vettel, nehmen sich die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Bottas in dieser Saison die Punkte gegenseitig weg. Und Vettel holt seinen fünften WM-Titel.

FINGER-GATE: Nicht so cool war Vettel übrigens in der Endphase des Rennens. Bei der Jagd auf Bottas stand ihm der überrundete Felipe Massa im Weg. Vettel zeterte im Boxenfunk, wie man es von ihm gewohnt ist. Und dann zeigte Vettel dem Brasilianer den Mittelfinger - auch das sah man nicht zum ersten Mal in der Karriere des Mehrfach-Weltmeisters. Sein Gemüt hat Vettel deutlich schlechter unter Kontrolle als seinen Rennwagen.

VALTTERI BOTTAS: Seit Wochen predigte man bei Mercedes: Einen Nummer-Zwei-Fahrer gibt es nicht bei den Silberpfeilen. Und mittlerweile wirkt Valtteri Bottas auch in der öffentlichen Wahrnehmung wie ein ernsthafter Konkurrent für Teamrivale Lewis Hamilton. In Bahrain holte der Finne zuletzt seine erste Pole, in Sotschi war er im Qualifying erneut stärker als Hamilton - und im Rennen folgte der verdiente erste Sieg seiner Karriere. Der Mann aus Nastola hat sein Schicksal selbst in der Hand: Bleibt er von Beginn an mittendrin im Titelkampf, wird Mercedes in der Saison-Schlussphase keine Taktik-Entscheidungen gegen ihn treffen.

LEWIS HAMILTON: Es sind komplizierte Wochen für Lewis Hamilton. Kaum ist der nette Herr Rosberg aus seinem Rennfahrerleben verschwunden, steht der nette Herr Bottas in der Tür. Und die These, dass sich der Finne als ziemlich klare Nummer zwei der Silberpfeile entpuppen würde, muss neu überdacht werden. Der anfangs unterschätzte Außenseiter wird immer stärker und will diesem hochtalentierten Engländer den WM-Titel wegschnappen. Das hatten wir alles schon mal. Und Lewis Hamilton wird mehr zeigen müssen als zuletzt.

KRISEN-EHE: Aus dem belächelten Gerücht wurde schnell Gewissheit, und die Entscheidung sorgt durchaus für Unverständnis im Fahrerlager: Der Sauber-Rennstall, der momentan nur hinterherfährt, setzt ab dem kommenden Jahr auf Honda-Motoren, mit denen McLaren seit zwei Jahren nur hinterherfährt. Auf den zweiten Blick macht die Entscheidung des Teams von Pascal Wehrlein allerdings durchaus Sinn. Sauber bekommt derzeit nur Vorjahres-Antriebe von Ferrari und war bei der Scuderia zudem ein Kunde von vielen. Bei Honda sind die Schweizer endlich wieder wichtiger Partner auf dem Weg nach oben. Und dürfen darauf setzen, dass die Japaner alles tun, um das desaströse Abschneiden endlich zu verbessern. Auch dürfte der Deal für Sauber ein ziemlich kostengünstiger sein: Wer will momentan schon mit Honda zusammenarbeiten.

RUNNING GAG: Es geht einfach immer noch schlimmer für McLaren-Honda. Beim vergangenen Rennen konnte Stoffel Vandoorne wegen Problemen mit der japanischen Power Unit noch nicht einmal starten, das gleiche Schicksal ereilte in Sotschi nun den Ex-Weltmeister Fernando Alonso. Der Spanier wurde auf der Einführungsrunde zum Fußgänger und hat längst resigniert: "Ich erzähle doch jedes Wochenende das Gleiche." McLaren bleibt die Lachnummer des Fahrerlagers.

SPRUCH DES WOCHENENDES: "Sie sind sicher der einzige Italiener, der gerade nicht aus dem Häuschen ist. Damit haben Sie gute Chancen auf einen deutschen Pass, normalerweise sind wir diejenigen, die immer etwas zum Nörgeln finden. Wenn es Ihnen in Italien also nicht mehr gefallen sollte, dann sind Sie herzlich willkommen in Deutschland." (Vettel grinsend auf die Frage eines italienischen Journalisten, ob der Einbau weiterer neuer Motorenteile in Sotschi nicht ein negativer Punkt an diesem Wochenende sei. Kurz zuvor hatte Ferrari erstmals seit fast neun Jahren die ersten beiden Startplätze im Qualifying belegt.)

(sid)
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