Formel 1 in Österreich Bottas siegt — Vettel baut WM-Vorsprung aus
Spielberg · Wieder kein Sieg, aber WM-Führung ausgebaut: Ferrari-Star Sebastian Vettel hat sich im heißen Formel-1-Titelkampf mit Lewis Hamilton zwar mehr Luft verschafft, seinen ersten Triumph beim Großen Preis von Österreich jedoch um eine halbe Sekunde verpasst.
Der viermalige Weltmeister aus Heppenheim musste sich in Spielberg Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas in einem packenden Endspurt hauchdünn geschlagen geben. Der dreimalige Weltmeister Lewis Hamilton wurde im zweiten Silberpfeil Vierter.
Vettel hätte "eine Runde mehr gebraucht"
"Ich hätte eine Runde mehr gebraucht", sagte Vettel, der Bottas am Ende des Rennens immer näher kam und am Ende nur gut eine halbe Sekunde hinter dem Finnen über die Ziellinie fuhr. "Wie fühlt man sich, wenn man so knapp hinter dem Sieger Zweiter wird", sagte ein nicht ganz zufrieden wirkender Vettel, der außerdem darauf beharrte, dass Bottas einen Frühstart hingelegt hatte: "Da bin ich ziemlich sicher."
Nach neun von 20 Saisonläufen führt Vettel (171 Punkte) in der WM-Wertung nun mit 20 Zählern vor Hamilton (151), dahinter folgt Bottas (136), der am Sonntag den zweiten Sieg seiner Karriere feierte. Vettel schaffte es zwar erstmals in der Alpenrepublik auf das Podium, 14 Jahre nach dem bis dato letzten Ferrari-Sieg durch Michael Schumacher muss die Scuderia aber weiter auf einen Triumph warten. Rang drei ging an Baku-Sieger Daniel Ricciardo (Australien) im Red Bull.
Mercedes-Teamvorstand Niki Lauda mahnte sein Team trotz des knappen Sieges zur Konzentration. "Ferrari ist auf einem sehr guten Weg", sagte der Österreicher bei RTL: "Ich werde mich jetzt mit Toto Wolff zusammensetzen, da muss etwas passieren, 20 Punkte sind eine Menge Holz." Lauda forderte unverblümt "einen Doppelsieg beim nächsten Rennen in Silverstone".
Bottas legt fulminanten Start hin
Bottas kam auf dem Red-Bull-Ring perfekt ins Rennen und ließ der Konkurrenz an der Ampel keine Chance. Zwar wurde zunächst ein möglicher Frühstart untersucht, doch der 27-Jährige hatte sich dank der schnellsten Reaktionszeit anscheinend regelkonform abgesetzt. "Das war der perfekteste Start meines Lebens", sagte Bottas, dem am Ende des Rennens "ziemlich die Luft ausging. Ich hatte ziemliche Schwierigkeiten, weil meine Reifen Blasen geworfen haben."
Von der Spitze hatte der Polesetter zuvor den Grand Prix kontrolliert und war unaufhaltsam davongezogen. Bottas' Stallrivale Hamilton hatte schon früh mehr als 15 Sekunden Rückstand und biss sich bis zum ersten Boxenstopp an Kimi Räikkönen (Finnland/Ferrari) die Zähne aus.
Der 32-jährige Hamilton war nur von Rang acht gestartet, da er wegen eines verbotenen Getriebewechsels um fünf Plätze in der Startaufstellung strafversetzt wurde. Im Rennen gingen die Probleme weiter, Hamilton, der im Qualifying hinter Bottas und Vettel nur die drittbeste Zeit gefahren war, beklagte früh Probleme an seinem Auto. "Die Hinterreifen fühlen sich nicht gut an", funkte er unter anderem an die Box.
Immerhin kämpfte sich der dreimalige Weltmeister aber zur Hälfte auf den vierten Platz, aus dem von den Fans ersehnten packenden Rad-an-Rad-Duell mit Vettel wurde jedoch nichts. Durch den umstrittenen Rammstoß vor zwei Wochen in Baku hatten sich die Spannungen zwischen den beiden Ex-Champions verstärkt. Auch wenn sich Vettel dafür entschuldigte, dass er dem Silberpfeil-Star mit Absicht ins Auto gefahren war, kühlte das zuvor entspannte Verhältnis merklich ab. Das war in der Steiermark mehrfach spürbar.
Nico Hülkenberg (Emmerich) blieb im Renault auf Platz 14 ebenso ohne Punkte wie Pascal Wehrlein (Worndorf). Der 22-Jährige musste nach einem Motorenwechsel aus dem Boxengasse starten und landete auf Rang 15.
Großer Preis von Österreich, Ergebnisse (71 Runden = 306,578 km)
1. Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes 1:21:48,527 Stunden, 2. Sebastian Vettel (Heppenheim) Ferrari 0:00,658 Minuten zurück, 3. Daniel Ricciardo (Australien) Red Bull 0:06,012, 4. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 0:07,430, 5. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 0:20,370, 6. Romain Grosjean (Frankreich) Haas 1:13,160, eine Runde zurück: 7. Sergio Perez (Mexiko) Force India, 8. Esteban Ocon (Frankreich) Force India, 9. Felipe Massa (Brasilien) Williams, 10. Lance Stroll (Kanada) Williams, 11. Jolyon Palmer (Großbritannien) Renault, 12. Stoffel Vandoorne (Belgien) McLaren, 13. Nico Hülkenberg (Emmerich) Renault, 14. Pascal Wehrlein (Worndorf) Sauber, zwei Runden zurück: 15. Marcus Ericsson (Schweden) Sauber, drei Runden zurück: 16. Daniil Kwjat (Russland) Toro Rosso
Ausgefallen: Fernando Alonso (Spanien) McLaren Unfall, Max Verstappen (Niederlande) Red Bull Unfall, Kevin Magnussen (Dänemark) Haas Hydraulik, Carlos Sainz jr. (Spanien) Toro Rosso Motor