Musterschüler dem Titel ganz nah Wochen der Wahrheit für Nico Rosberg

Austin · Das elfte Jahr in der Formel 1 scheint endlich den großen Wurf zu bringen für Nico Rosberg. Er ist auch heute kein kompromissloser Racer wie Schumacher oder Hamilton, doch es gibt gute Gründe für seinen Aufstieg.

So holt Rosberg binnen acht Tagen den WM-Titel
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Das große Ziel ist endlich in Sichtweite, und auf den letzten Metern will Nico Rosberg nicht plötzlich die Taktik ändern. Schon in weniger als zwei Wochen kann er Weltmeister der Formel 1 sein, nach elf langen und oft undankbaren Jahren in der Königsklasse ist der Gipfel ganz nah - doch über den Titel reden möchte Rosberg weiterhin nicht.

33 Punkte Vorsprung vier Rennen vor Schluss

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Nur das nächste Duell mit Titelverteidiger Lewis Hamilton in den USA (Sonntag 21.00 Uhr MESZ/Live-Ticker) zähle jetzt, sagt der souveräne WM-Spitzenreiter. Und wählt einen Vergleich. "Im Fußball funktioniert es auch nicht, wenn eine Mannschaft ihren Vorsprung nur noch über die Zeit bringen will. Damit baut man oft den Gegner wieder auf", sagte Rosberg der Sport Bild: "Ich fahre so, als würde es immer noch null zu null stehen."

Ein typischer Rosberg also, passender wäre allerdings folgendes Gleichnis: WM-Finale, die Schlussphase läuft, und die Fans feiern schon - denn Team Rosberg führt mit 2:0. In Rennfahrersprache bedeutet das 33 Punkte Vorsprung vier Rennen vor Schluss.

Der Mercedes-Pilot muss sich in den verbleibenden WM-Läufen eigentlich bloß aus allem Ärger raushalten, Fehler in Serie vermeiden und von großem Pech verschont bleiben - dann hat die Formel 1 bald ihren dritten deutschen Weltmeister nach Michael Schumacher und Sebastian Vettel.

Nico Rosberg – Deutscher, Monegasse, Weltmeister
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Das ist Nico Rosberg

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Wird Rosberg im überlegenen Silberpfeil hinter dem Teamrivalen Hamilton viermal Zweiter, reicht das schon. Gewinnt Rosberg in den USA und eine Woche später in Mexiko (30. Oktober), und der Brite verpasst dabei nur einmal den zweiten Rang, dann ist Rosberg sogar schon Ende Oktober neuer Titelträger.

Kritiker attestieren ihm fehlende Härte

All das kann Rosberg nun schaffen - den Zweiflern zum Trotz, die ihm zeit seiner Karriere fehlende Härte attestieren. Der junge Familienvater hat nie die Kompromisslosigkeit auf der Strecke entwickelt, wie sie etwa Michael Schumacher ausgezeichnet hat. Er hat sich kaum mal auf öffentliche Psychospielchen eingelassen, die Rivale Hamilton so perfekt beherrscht.

Doch neben seinem Rennfahrer-Talent, das er schon mit Titeln in den Nachwuchsserien bewies, wirft Rosberg andere Stärken in die Waagschale. Seit seinem Debüt 2006 ist der Familienvater ein Musterschüler. Vor allem seine Akribie in der Vor- und Nachbereitung eines Rennwochenendes wird zur immer größeren Stärke. Und dass es nun im dritten Jahr gegen Hamilton vielleicht endlich zum großen Triumph reicht, hat weitere Gründe.

"Dass Nico ein sehr guter Fahrer ist, wissen wir, seit drei Jahren zeigt er durchgehend großartige Leistungen im Qualifying", sagt Mercedes-Technikchef Paddy Lowe: "Aber in diesem Jahr hat er auch seine Fähigkeiten im Rennen noch einmal verbessert, er ist viel stärker im Positionskampf."

Niki Lauda, Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams, sieht 2016 einen Rosberg mit "mehr Biss", und der frühere Rennfahrer Marc Surer teilt diesen Eindruck. In den vergangenen Jahren habe Rosberg gute Momente gehabt, sagt der Sky-Experte, "und dann ist er wieder eingebrochen. Dieses Jahr steckt er alles weg. Die Zeit gegen Lewis hat Nico stärker werden lassen."

Bestätigt Rosberg diese Eindrücke weiterhin, dann gehört der Titel in ganz naher Zukunft ihm. Er selbst will sich aber weiter mit der Gegenwart befassen, so fühle man sich am wohlsten. "Man sollte nicht zu viel über seine Hoffnungen und Wünsche nachdenken", sagt er. Und dann räumt er ein: "Auch wenn das eine sehr schwierige Angelegenheit ist."

(sid)
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