Formel 1 Sebastian wer? Formel 1 in den USA zündet immer noch nicht

Hamburg/Austin · Die Formel 1 hat in den USA eine unrühmliche Geschichte der Formel 1. Trotz zahlreicher Pannen wollen die Macher dort aber expandieren.

Formel 1: Sebastian Vettel – der viermalige Weltmeister tritt zurück
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Das ist Sebastian Vettel

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Foto: dpa/Chris Putnam

Der Grenzbeamte in New York musterte den jungen Deutschen mit kritischem Blick, kontrollierte dessen Pass und fragte mit ernster Miene: "Was haben Sie in Kanada gemacht?" Der Deutsche mit den wuscheligen Haaren antwortete wahrheitsgemäß: "Ich war beim Grand Prix." Darauf der Grenzer: "Hatten Sie einen guten Sitzplatz?" Hatte er.

Der junge Deutsche startete 2012 von der Pole Position ins Rennen in Montreal, später im Jahr sollte er seinen dritten WM-Titel in Serie einfahren - doch damals wie heute wird Sebastian Vettel in den USA so gut wie nicht erkannt. In Europa und Asien ist der Ferrari-Pilot wie seine Kollegen ein Star, kann kaum auf die Straße gehen. Aber in den USA ist die angebliche Königsklasse des Motorsports trotz zahlreicher Versuche bisher nie wirklich angekommen.

"Amerika ist wichtig für uns, aber Amerika braucht uns nicht", sagte der ehemalige McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh einmal. Denn die Amerikaner sind verrückt danach, wenn Autos im Kreis um die Wette fahren. Die Piloten der Nascar- und Indycar-Serien sind Helden, doch bei der Formel 1 rümpfen viele die Nase. Und das liegt nicht nur am Skandalrennen von Indianapolis 2005, als lediglich die sechs Autos mit Bridgestone-Reifen ihre Runden drehten, Michael Schumacher am Ende "gewann", aber vor allem die Bilder der wütenden und Bierbüchsen werfenden Fans in Erinnerung blieben. "Ruhe in Frieden, Formel 1", titelten die Zeitungen hinterher.

"Indygate" gilt noch heute als eine der dunkelsten Stunden der Königsklasse, als Tag der Schande für die Formel 1. Doch auch schon vorher hatte die Serie in den USA trotz großer Bemühungen einen schweren Stand. Im Jahr 1982 zum Beispiel gab es Rennen in Detroit, Las Vegas und Long Beach, der Große Preis der USA fand in der Vergangenheit schon an zehn verschiedenen Orten statt - doch nirgendwo konnte sich die Formel 1 etablieren. 1991 fand parallel zum Rennen in Phoenix ein Straußenrennen statt - das hatte mehr Zuschauer.

Seit 2012 nimmt man im texanischen Austin einen neuen Anlauf. Dass von einem US-amerikanischen Fahrer, der die patriotische Sehnsucht der Fans stillt, weiter jede Spur fehlt, macht das Projekt nicht einfacher. Die Zeiten der Weltmeister Phil Hill (1961) und Mario Andretti (1978) sind lange vorbei. Trotz all der Pannen und Rückschläge träumen die Macher im Hintergrund aber weiter vom großen Durchbruch im Land der unbegrenzten (Marketing)-Möglichkeiten, die USA sind weiter einer der wichtigsten Auto- und Werbemärkte.

"Es gibt ein riesiges ungenutztes Fan-Potenzial in den Vereinigten Staaten", sagte unlängst der neue Chef Chase Carey: "Die Formel 1 ist ein Premiumprodukt, und als solches will man in die großen Städte: Los Angeles, New York, Miami." Die "Entwicklung des Rennkalenders" ist das große Ziel Careys für die Zukunft der Formel 1.

Lewis Hamilton, der schon am Sonntag in Austin (21.00 Uhr/RTL und Sky) seinen vierten WM-Titel perfekt machen könnte, träumt schon lange von einem Rennen in New York, "im Herzen der Stadt". Momentan "wissen wahrscheinlich die Hälfte der New Yorker nicht mal, was die Formel 1 ist", sagte der Mercedes-Fahrer: "Aber wir müssen sie einfach bekommen. Die Amerikaner sind absolut sportverrückt."

(sid)
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